Dr. phil. Martina C. Frost, Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser
Zusammenfassung
Verfahren Künstlicher Intelligenz (KI) bieten den Unternehmen aller Branchen zahlreiche Chancen, ihre Wertschöpfung und damit auch ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Bisher ist die Nutzung von KI gerade in kleinen und mittleren Betrieben eher gering. Der vorliegende Artikel gibt Verantwortlichen im Arbeitsschutz umfassende Informationen und anwendungsbezogene Instrumente wie die Umsetzungshilfen "Arbeit 4.0", die Potenzialanalyse "Arbeit 4.0" und ein Faktenblatt an die Hand, mit deren Hilfe die Einführung und Nutzung von KI-Verfahren in den Betrieben unterstützt werden kann. Zudem werden die grundlegenden Funktionsweisen von KI-Verfahren, ein Überblick über Vorgehensmodelle zur Einführung von KI sowie konkrete Kriterien für eine gesunde und produktive Arbeitsgestaltung vorgestellt.
1 Einleitung
KI gilt als Schlüsseltechnologie der Zukunft. Denn Verfahren Künstlicher Intelligenz bieten Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten zur Steuerung und Optimierung nahezu aller Prozesse im Unternehmen (z. B. Fertigungs- und Produktionsplanung, Qualitätsplanung und -prüfung, Materialplanung, Personaleinsatzplanung, Zeitwirtschaft). Die Kombination aus produktiven und anpassungsfähigen Prozessen, sicherer Arbeitsgestaltung und Produktinnovationen ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und von Arbeitsplätzen am Wirtschaftsstandort Deutschland.
Die Nutzung von KI ist in kleinen und mittleren Betrieben bisher eher gering. In einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2022 in Deutschland gaben 37 % der befragten Unternehmen an, dass sie Künstliche Intelligenz aktuell im Einsatz haben oder ein Einsatz geplant oder diskutiert wird. 2018 lag dieser Wert lediglich bei 11 %. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis, 2023) nutzten im Jahr 2023 nur 35 % der Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern KI-Technologien. Bei den mittleren Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten war es nur jedes sechste (16 %) und bei den kleinen Unternehmen mit 10 bis 49 Beschäftigten setzte nur jedes zehnte (10 %) KI ein. Auch wenn die Studienlage zum KI-Einsatz in den Betrieben uneinheitlich ausfällt, ist der Einsatz von KI in den Betrieben insgesamt noch eher gering ausgeprägt.
Diese Situation bietet die Chance, bei der Einführung von KI-Verfahren frühzeitig Aspekte der Arbeitsgestaltung und ethische Standards zu berücksichtigen, um deren Potenziale voll auszuschöpfen. Dazu müssen alle Beteiligten, wie Führungskräfte, Einkäufer und Arbeitsschutzverantwortliche, verstehen, wie KI-Verfahren funktionieren und welche Auswirkungen sie auf Führungskräfte, Beschäftigte, Arbeitsprozesse, Aufgaben, Arbeitsumgebung und Arbeitsschutz haben. Verantwortliche im Arbeitsschutz können den Prozess der Arbeitsgestaltung frühzeitig zusammen mit Führungskräften, Einkäufern und weiteren Experten aus Arbeitsschutz und Arbeitswissenschaft unterstützen. Dazu müssen sie das notwendige Wissen einbringen, wie KI für eine produktive, gesunde und sichere Arbeitsgestaltung genutzt werden kann. Besonders wichtig ist es, dass Aspekte einer produktiven und sicheren Arbeitsgestaltung bereits bei der Programmierung, Planung und Anschaffung der KI-Verfahren berücksichtigt werden.
Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über die grundlegende Funktionsweise von KI, mögliche KI-Technologien und den KI-Anwendungsbereich. Dabei verfolgt er 2 Hauptziele: Die kompakte und verständliche Darstellung von Informationen über KI und das Aufzeigen von Ansatzpunkten für die Beratung von Führungskräften und Beteiligten im Prozess der Implementierung von KI-Verfahren.