Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp, Michael Schurr
2.1 Licht und Sehen
Das Auge ist mit Abstand das wichtigste Informationsorgan. Im Vergleich zum Ohr verarbeitet das menschliche Auge wesentlich schneller mehr Informationen. Etwa 90 % aller Eindrücke aus unserer Umwelt erfassen wir mit unseren Augen. Das Gehirn aktiviert allein für das Sehen mehr als ein Viertel seiner Energie. Erst durch Licht wird die Sinneswahrnehmung Sehen aktiviert: ohne Licht kein Sehen. Dabei beeinflusst die Lichtqualität die wichtigsten Funktionen des Auges: Helligkeitsempfinden, Sehschärfe, Tiefensehen, Farbwahrnehmung, Adaption und Akkommodation.
2.2 Licht und Aktivität
Die Beleuchtung wirkt sich nicht nur auf den Sehvorgang und die Sehleistung aus, sie steuert auch die Aktivation und das Wohlbefinden von Menschen. Gute Beleuchtung erhöht Aufmerksamkeit und Aktivation; das bewirkt größere Arbeitsfreude und verminderte Ermüdung. Zudem beeinflusst das Zusammenwirken von Sehen und Aktivierung nicht nur Leistung und Arbeitsqualität und somit die Produktivität, sondern auch die Arbeitssicherheit. Eine gut gestaltete Beleuchtung, die die Produktivität steigert, erhöht i. d. R. auch die Arbeitssicherheit.
2.3 Licht und Leistung
Unzureichende Beleuchtung belastet die Leistung 2-fach: Einerseits steuert das Licht die körperliche und geistige Aktivität der Menschen; ungeeignete Lichtfarbe, verfälschte Farbwiedergabe und mangelhafte Helligkeit demotivieren, wirken sich nachweislich negativ aus auf Kreativität und Leistung. Andererseits schränken Störfaktoren wie Blendung, Reflexion oder krasse Helligkeitsunterschiede die Sehleistung und Konzentration ein.
2.4 Licht und Beleuchtungsstärke
Ebenfalls Einfluss auf die Leistung hat die Beleuchtungsstärke. Untersuchungen und Experimente wiesen nach, wie bei steigender Beleuchtungsstärke die Produktivität wuchs und die Fehlerquote abnahm. In einer Studie des Licht-Instituts wurde die Beleuchtungsstärke von 90 auf 500 Lux angehoben. Die Folge: Leistungsfähigkeit und Konzentration stiegen deutlich an. Der Leistungszuwachs betrug bei der Merkfähigkeit 16 %, beim logischen Denken über 9 % und beim schnellen und sicheren Rechnen 5 %. Ab einer Beleuchtungsstärke von 500 Lux ist allerdings der Leistungszuwachs durch höhere Beleuchtungsstärke nur noch unmerklich.
2.5 Licht und Farbe
Lichtfarbe und Farbwiedergabe wirken sich nachweislich auf die Aktivität von Menschen aus. In dieser Hinsicht ist die positive Wirkung von Sonnenlicht unübertroffen. Leuchten, deren Lichtspektrum dem der Sonne sehr nahekommt, aktivieren und stimulieren die Leistungsbereitschaft. Licht und Farbe stehen in gegenseitiger Abhängigkeit. Moderne Beleuchtungsanlagen schaffen gute Lichtbedingungen und geben die Farben relativ gut wieder. Gutes Erkennen der Farben ist deswegen notwendig, da die visuelle Informationsaufnahme durch Farbe erleichtert und verbessert wird. Zudem können Farben auch bei monotonen und stereotypen Arbeiten das Absinken der mentalen Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft verhindern.
2.6 Licht und Blendung
Blendendes Licht wirkt als Leistungsbremse. Geblendet fühlt sich der Mensch durch zu hohe Leuchtdichten und Leuchtdichteunterschiede im Blickfeld. Im Augeninneren erzeugt Blendung ein Streulicht, das sich wie ein Schleier auf die Netzhaut legt. Die zusätzliche Helligkeit dieses Schleiers veranlasst das Auge, auf ein höheres Leuchtdichte-Niveau zu adaptieren – auch bei unveränderter mittlerer Leuchtdichte im Gesichtsfeld. Blendung erschwert die Aufnahme von Informationen, vermindert die Sehleistung, beeinträchtigt das Wohlbefinden, behindert die Konzentration und lässt Menschen schneller ermüden.