Dipl.-Ing. Andreas Terboven
Das Lockout-Tagout-System ist ein Arbeitsschutzverfahren, bei dem sämtliche Energien von Anlagen, die für Beschäftigte gefährlich werden können, isoliert, verriegelt und markiert werden. Zur Anwendung kommt dieses Verfahren nicht während des bestimmungsgemäßen Betriebs von Anlagen und Maschinen. Auch ein Werkzeugwechsel oder eine Justierung geringen Umfangs, sofern diese routiniert sowie wiederkehrend während des üblichen Produktionsprozesses durchgeführt wird, wird nicht durch das LOTO-Prinzip erfasst. Dies gilt zumindest dann, wenn auf andere Art und Weise für einen ebenfalls effektiven Schutz gesorgt werden kann.
Das LOTO-Prinzip kommt vielmehr vor der Durchführung von Instandhaltungsarbeiten oder der Installierung neuer Maschinen oder Einrichtungen zur Anwendung. Hierbei werden die unterschiedlichsten Verriegelungssysteme, wie z. B. Vorhängeschlösser oder Kabelverriegelungen, eingesetzt, um ein Einschalten durch Dritte sicher zu verhindern. Zusätzlich werden die verriegelten Elemente noch durch Sicherheitstags (Hinweisschilder) auffällig gekennzeichnet.
Ein Teil des LOTO-Prinzips, nämlich das lockout (Abschließen), findet sich übrigens auch in den 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik wieder: elektrische Anlagen müssen nach dem Freischalten gegen Wiedereinschalten gesichert werden. Es muss also sicher verhindert werden, dass eine elektrische Anlage, an der gerade gearbeitet wird, versehentlich wieder eingeschaltet wird.
Bei LOTO geht es allerdings nicht nur um elektrische Energien. Gefahren aus Anlagen können auch durch hydraulische oder pneumatische Energien, durch chemische Reaktionen, physikalische Einwirkungen (z. B. Über- oder Unterdruck, heiße oder kalte Medien wie Dampf oder Gase) oder austretende Gefahrstoffe entstehen. Die sichere Unterbindung dieser Gefahren ist ebenfalls Ziel von LOTO. Auf diese Weise wird das Instandhaltungspersonal bei der Durchführung der Arbeiten an Maschinen sicher vor möglichen Gefahren durch diese Maschinen geschützt.
Das Lockout erfolgt üblicherweise mit einer mechanischen Verriegelung, die mit einem Schloss gesichert wird. Hierdurch wird sicher verhindert, dass eine Maschine oder Anlage durch Unbefugte in Betrieb genommen werden kann. Wichtig ist, dass es sich um Verriegelungen handelt, die nicht einfach zu entfernen sind. Zahlenschlösser, Kabelbinder, Drähte oder ähnliches sind hierfür nicht geeignet.
Beim Tagout handelt es sich um auffällige Hinweisschilder, mit denen auf die abgeschalteten Anlagen oder Maschinen hingewiesen wird. Durch die Sicherheitstags sollen die Mitarbeiter über die Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten sowie das Verbot der Inbetriebnahme einer Maschine informiert werden.
Abb. 1: Auswahl an LOTO-Komponenten
Der Einsatz von LOTO-Systemen hat sich in vielen Bereichen bewährt und ist mittlerweile in vielen Ländern und Bereichen ein anerkanntes Sicherheitskonzept.
2.1 Mindestanforderungen
Der US-amerikanische Standard 29 CFR 1910.147 der OSHA (Occupational Safety and Health Administration) gibt vor, dass ein Unternehmen zumindest folgende Anforderungen umsetzen sollte:
- Entwicklung einer Lockout-Tagout-Gesamtstrategie (es soll im Prinzip ein Verfahren entwickelt werden, mit dem Maschinen oder Energien bei wiederkehrenden Arbeiten – üblicherweise Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten – gegen Missbrauch gesichert werden können);
- Aufstellung einer Liste der Maschinen, die ein Lockout-Tagout-Verfahren benötigen;
- Sicherstellung, dass sämtliche notwendige Ausrüstung zum Sperren und Kennzeichnen einer Maschine (LOTO-Komponenten) zur Verfügung steht;
- Entwicklung eines LOTO-Verfahrens für die bezeichneten Maschinen;
- Anlernen und Schulen des Personals im Erkennen gefährlicher Energie und im LOTO-Verfahren.
2.2 Ausnahmen
Ein LOTO-System nach dem amerikanischen Vorbild ist nicht erforderlich, wenn sämtliche der folgenden Anforderungen erfüllt werden:
- Die Maschine verfügt über keine bevorratete oder übriggebliebene Energie, die nach der Stilllegung Beschäftigte gefährden kann.
- Die Maschine hat eine einzelne Energiequelle, die klar erkannt und getrennt werden kann.
- Das Trennen und Abschließen der Energiequelle führt dazu, dass die Maschine komplett energielos und deaktiviert ist.
- Die Maschine ist während der Wartung und Instandhaltung von der Energiequelle isoliert und von ihr abgeschlossen.
- Eine einzelne Verschlussvorrichtung erlangt einen abgeschlossenen Zustand.
- Die Verschlussvorrichtung untersteht der ausschließlichen Kontrolle des autorisierten Personals, das die Wartung und Instandhaltung durchführt.
Es ereigneten sich keine Unfälle durch unerwartete Aktivierung oder Energiezufuhr während Wartungs- oder Instandhaltungsarbeiten.