Die Gruppenarbeit stellt heute ein wesentliches Element einer zukunftsorientierten Arbeitsorganisation dar. Sie wird in immer mehr Unternehmen in vielfältigen Formen praktiziert. Im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz hat sie sich erst in den letzten Jahren durchgesetzt. Im Rahmen des Arbeitsschutzmanagements ist sie von großer Bedeutung.
Sicherheitsarbeit in Kleingruppen kann grundsätzlich in allen Unternehmen eingeführt werden. Existieren in einem Unternehmen bereits Kleingruppenaktivitäten, wie Problemlösungsgruppen oder KVP-Teams, so kann die Sicherheitsarbeit in Kleingruppen dort eingebunden werden. Ansonsten sind entsprechende Kleingruppenaktivitäten zu konzipieren und einzuführen. Die prinzipielle Vorgehensweise zeigt das Flussdiagramm zu Beginn des Beitrages.
Sicherheitsarbeit in Kleingruppen
Die Sicherheitsarbeit in Kleingruppen ersetzt nicht die traditionelle Sicherheitsarbeit in einem Unternehmen, sondern erweitert sie durch eine problemlösungsorientierte Gruppenarbeit, die von Fachkräften für Arbeitssicherheit zumindest unterstützt, wenn nicht sogar initiiert, koordiniert und betreut werden sollte.
3.3.1 Sicherheitskurzgespräche
Sicherheitskurzgespräche stellen eine spezielle Form einer aktiven Unterweisung dar. Moderiert vom direkten Vorgesetzten besprechen Mitarbeiter konkrete Sicherheitsthemen.
3.3.2 Sicherheitsgruppen
Sicherheitsgruppen sind eine spezielle Form der in vielen Unternehmen vorhandenen Problemlösungsgruppen. Die Strukturmerkmale (siehe Tab. 3) werden betriebsspezifisch festgelegt. Daraus resultieren unterschiedliche Ausprägungsformen. Allgemeine Aussagen dazu, welche Strukturierung besser ist, gibt es nicht.
Kennzeichen |
Strukturmerkmale |
gemeinsame Kennzeichen |
- i. d. R. ca. 8 Mitarbeiter eines Arbeitsbereichs
- Anleitung durch einen oder zwei Moderator(en)
- Unterstützung durch betriebliche Experten (z. B. Fachkraft für Arbeitssicherheit)
- periodische Zusammenkünfte
- gemeinsames Bearbeiten von Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
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Kennzeichen unterschiedlicher Formen |
Moderator
- direkter Vorgesetzter oder
- Sicherheitsbeauftragter oder
- Sicherheitsingenieur oder
- (externer) Fachmann
Zusammensetzung der Gruppe
- arbeitsbereichsbezogen (Mitarbeiter eines Arbeitsbereichs) oder
- themenbezogen (z. B. Vorgesetzte, Fachkraft für Arbeitssicherheit, Betriebsrat, Mitarbeiter der ausführenden Ebene)
Themenstellung
- freie Themenwahl oder
- Themenvorgabe
zeitliche Befristung
- Auflösung nach Themenbearbeitung oder
- unbefristete Lebensdauer
Bezug zu einem umfassenden Kleingruppenkonzept
- isolierte Aktivität oder
- Baustein eines differenzierten Kleingruppenkonzeptes
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Tab. 3: Strukturmerkmale unterschiedlicher Formen von Sicherheitsgruppen
Sicherheitsgruppen werden in loser Folge entweder mit der allgemeinen Aufgabe, nach Verbesserungsmöglichkeiten im Arbeitsschutz Ausschau zu halten (freie Themenwahl) oder für markante Sicherheitsthemen, die sich für eine Gruppenarbeit besonders eignen (beispielsweise solche mit potentiell verhaltensbedingten Ursachen) von einer Führungskraft oder von der Fachkraft für Arbeitssicherheit in Abstimmung mit den Linienvorgesetzten gegründet. Den prinzipiellen Ablauf einer Problembearbeitung durch eine themenfreie bzw. themenbezogene Sicherheitsgruppe zeigt Abb. 1.
Sicherheitsgruppe in einem Lager
In einem Lagerbereich wurde auf Initiative der Fachkraft für Arbeitssicherheit eine themenfreie Sicherheitsgruppe, bestehend aus vier Mitarbeitern, dem Sicherheitsbeauftragten sowie einem stellvertretenden Gruppenleiter gegründet. Der stellvertretende Gruppenleiter wurde extern zum Moderator ausgebildet. Er moderiert die i. d. R. alle drei Wochen außerhalb der Arbeitszeit (bezahlt als Normalarbeitszeit) stattfindenden Gruppensitzungen. Die Sicherheitsgruppe sammelte zuerst Schwachstellen in ihrem Arbeitsbereich. Hierzu befragten die Teilnehmer ihre Kollegen. Die zu bearbeitenden Themen (z. B. schwere Teile in oberen Regalfächern, Engpass an Gabelstaplern in Stoßzeiten, Ordnung und Sauberkeit, zu spätes informiert werden über eilige Aufträge, Sorglosigkeit einiger Kollegen) wurden in einen Themenspeicher aufgenommen und dann nach der von der Gruppe ermittelten Priorität abgearbeitet (Ablauf wie in Abb. 1 dargestellt). Die Sicherheitsgruppe löste sich nach eineinhalb Jahren auf, ihre wesentlichen Probleme waren gelöst. Eine neue Sicherheitsgruppe soll in einem Jahr mit anderen Teilnehmern gegründet werden.
Abb. 1: Ablauf einer Problem-/Themenbearbeitung durch eine Sicherheitsgruppe
3.3.3 Gesundheitszirkel
Gesundheitszirkel sind betriebliche Gesprächskreise. Maximal 10 bis 15 Teilnehmer (ausgewählte Mitarbeiter, Fachexperten und i. d. R. ein Betriebsratsmitglied) kommen dabei zusammen, um unter Anleitung eines Fachexperten (z. B. des Betriebsarztes oder eines Vertreters der Betriebskrankenkasse) gemeinsam die sie betreffenden gesundheitlichen Risiken (z. B. hohe Konzentrationsanforderungen) aufzudecken, zu besprechen sowie Bewältigungsstrategien kennen zu lernen und einzuüben. Die Arbeitssitzungen werden moderiert. Die Teilnahme ist freiwillig.