Prof. Dr. Rainer von Kiparski †, Dipl.-Ing. Thomas Bosselmann †
3.2.1 Hautschutz
Infektionserreger können sich im Blut und in anderen Körperflüssigkeiten befinden. Die menschliche Haut ist ein wirksames Hindernis für Infektionserreger – solange sie intakt ist. Allerdings ist unsere Haut im beruflichen Alltag erheblichen Belastungen ausgesetzt, z. B. durch mechanische Beanspruchung oder durch Einwirkungen verschiedener Chemikalien. Die mögliche Folge sind Defekte im Säureschutzmantel der Haut, Rissbildungen oder auch kleinste Verletzungen ("Mikroläsionen"), die Eintrittspforte für Infektionserreger sein können. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Barrierefunktion der Haut zu erhalten. Zum Schutz der Haut ist Folgendes zu beachten:
3.2.2 Schutzhandschuhe
Schutzhandschuhe tragen
Wenn Injektionen verabreicht oder Blut abgenommen wird, sollten immer Schutzhandschuhe getragen werden!
Medizinische Schutzhandschuhe können natürlich den scharfen Kanülen keinen Widerstand entgegensetzen. Da aber auch oberflächliche Blutkontakte vorkommen und bereits sehr kleine Hautverletzungen an Händen hervorragende Eintrittspforten für Infektionserreger darstellen, sind Handschuhe zum Schutz vor Infektionen unumgänglich.
Weiterhin dürfen selbstverständlich nicht vernachlässigt werden:
- Unterweisungen der Arbeitnehmer,
- Einweisung in die Handhabung der Instrumente,
- Bereitstellen geeigneter Kanülenabwurfbehälter direkt am Anwendungsort,
- direktes Entsorgen in einem Arbeitsschritt.
3.2.3 Kein "Recapping"
Kanülenkappen
Kanülenkappen dürfen niemals wieder auf die gebrauchte Kanüle aufgesteckt werden!
Eine Vielzahl von gefährlichen Nadelstichverletzungen ereignet sich auf diese Weise. Zur Entsorgung von gebrauchten Kanülen (und anderer spitzer und scharfer Instrumente) sollten auf jeden Fall die dafür vorgesehenen Kanülenabwurfbehälter genutzt werden. Zu beachten ist, dass beidhändiges Recapping auch bei Insulinpens verboten ist!
Auch das "einhändige" Recapping unter Verwendung von Schutzkappenhaltern ist nur in absoluten Ausnahmefällen erlaubt, falls für diese Anwendung keine sicheren Instrumente erhältlich sind. Für Bereiche, in denen sichere Instrumente zur Verfügung stehen, v. a. für die Blutentnahme, erfüllen Schutzkappenhalter zum einhändigen Recapping nicht die Anforderungen der TRBA 250.
3.2.4 Sichere Instrumente
Die sicheren Instrumente bedienen sich unterschiedlichster Mechanismen, von einfachen klappbaren Schilden, über aufwendige Retraktionssysteme, bei denen benutzte Kanülen durch Federkraft in Gehäuse gezogen werden, bis zu Entschärfungsmechanismen, die das benutzte Instrument direkt nach Gebrauch unschädlich machen.
Auf den ersten Blick sind die Sicherheitsprodukte im Vergleich zu den "normalen" Produkten aufwendiger und damit teurer in der Herstellung. Die daraus resultierenden höheren Verkaufspreise stehen vor dem Hintergrund des Kostendrucks auf die Gesundheitseinrichtungen nicht im Einklang mit dem Interesse der erhöhten Anwendersicherheit.
Nur auf die Einkaufskosten zu schauen ist trotzdem grundsätzlich zu kurz gegriffen. Dies gilt natürlich auch hinsichtlich der Folgekosten von Nadelstichverletzungen, die den Gesundheitseinrichtungen entstehen, wenn mit der "Ressource Personal" nicht sicherheitsbewusst umgegangen wird.
Um sichere Instrumente im Sinne der Biostoffverordnung handelt es sich dann, wenn diese Produkte folgende Eigenschaften haben:
- der Sicherheitsmechanismus ist Bestandteil des Systems und kompatibel mit anderem Zubehör;
- seine Aktivierung muss selbstauslösend oder einhändig erfolgen können;
- der Sicherheitsmechanismus schließt einen erneuten Gebrauch aus;
- der Sicherheitsmechanismus muss durch ein deutliches Signal (fühlbar, sichtbar oder hörbar) gekennzeichnet sein.
Bei Modellen mit "aktivem" Schutzmechanismus muss dieser nach der Verwendung durch den Benutzer selbst aktiviert werden: Die weitverbreiteten Klappmechanismen für Spritzen und Kanülen sowie an vielen Blutentnahme-Systemen sind typische Vertreter dieser Produktgattung.
Bei "passiven" Sicherheitsprodukten wird der Nadelschutzmechanismus ohne Zutun des Benutzers durch den normalen Arbeitsablauf ausgelöst. Die meisten Sicherheitsvenenverweilkatheter gehören dieser Produktgattung an. Das Herausziehen der Führungsnadel aus dem Katheter aktiviert hier automatisch die Kanülenschutzeinrichtung. Weiterhin finden sich in dieser Kategorie Spritzen und Fertigspritzen m...