Joachim Schwede †, David Zadick
2.1 Vorteile der Unterweisung mit elektronischen Hilfsmitteln
Die Unterweisungen mithilfe elektronischer Hilfsmittel zu unterstützen, bietet gleich mehrere Vorteile. Zum einen ist zumindest ein Teil der Unterweisung nun nicht mehr an organisatorische Rahmenbedingungen geknüpft. Das bedeutet, dass der zu Unterweisende unabhängig von betrieblichen Abläufen Zugang zu den Unterweisungsinhalten haben kann – egal zu welcher Zeit und an welchem Ort. Natürlich entstehen dann auch keine Kosten für Wegezeiten o. Ä. Auch bei pandemischen Lagen sind solche Unterweisungen das Mittel der Wahl, ermöglichen sie es doch dem Arbeitgeber, seinen Verpflichtungen nachzukommen, ohne dass eine Präsenz möglicherweise gefährdeter oder gefährdender Arbeitnehmer im Betrieb notwendig ist.
Werden die Unterweisungsinhalte entsprechend erstellt, dann ist ein weiterer Vorteil, dass die Inhalte unabhängig vom Unterweisenden für jeden Mitarbeiter eine gleichbleibende Qualität haben. Dadurch können die Führungskräfte entlastet und Unterweisungen müssen nicht aufgrund zeitlicher Engpässe verschoben oder verkürzt werden.
Ein weiterer Vorteil kann die sofortige elektronische Dokumentation der Unterweisung sein. Dies erleichtert die Pflege der Daten, vereinfacht die Qualitätskontrolle und schafft einfache Wege für Strukturierungen und Nachunterweisungen.
2.2 Nachteile der Unterweisung mit elektronischen Hilfsmitteln
Die oben erwähnten Vorteile der Unterweisungen mit elektronischen Hilfsmitteln treten allerdings nur dann auf, wenn ein paar Rahmenfaktoren professionell gehandhabt worden sind. Und selbst dann gibt es noch ein paar Nachteile, die teilweise bereits genannt worden sind. Die Vorteile der flexiblen Handhabung von Unterweisungsinhalten kommen nur dann zum Vorschein, wenn die Technik auch einwandfrei funktioniert und auf einem Stand ist, der professionelles Arbeiten auch zulässt. Dies erfordert z. B. regelmäßige Updates der Soft- aber auch der Hardware und natürlich auch einen leistungsfähigen Internetzugang.
Auch die Inhalte müssen professionell aufgearbeitet sein. Sind die Inhalte schlecht aufbereitet, dann ist auch die Qualität aller damit durchgeführten Unterweisungen ungenügend und der Vorteil der Standardisierung wird zu einem Nachteil. Die Standardisierung der Inhalte hat aber auch den Nachteil, dass das Vorwissen der Mitarbeiter zu bestimmten Inhalten immer unterschiedlich sein wird. Und eine Vorwissensabfrage, die den Wissensstand der Lernenden aufnimmt und entsprechend beim Unterweisen berücksichtigt, vor jeder Unterweisung mit elektronischen Hilfsmitteln erscheint nicht praktikabel. Und natürlich müssen die Inhalte auch hier überprüft und aktualisiert werden.
Der größte Nachteil bzw. die größte Schwierigkeit ist aber, die Verständniskontrolle zu gewährleisten. Dies scheint elektronisch nicht oder nicht einfacher als in der realen Welt machbar. Wie bereits oben erwähnt, reicht ein Multiple-Choice-Test aufgrund des Faktors Zufall nicht aus, um das Verständnis zu gewährleisten. Selbstgeschriebene Texte als Antwortformat würden sich zwar eignen, bräuchten aber jemanden, der diese kontrolliert, und wären damit wieder aufwendiger.
Ein weiterer Aspekt tritt auf, wenn die Mitarbeiter nicht die deutsche Sprache sprechen oder zumindest nicht so, dass davon ausgegangen werden kann, dass wirkliches Verstehen erfolgt. Hier müssten die Multiple-Choice-Items und -Antworten in die jeweilige Sprache übersetzt werden, und zwar so, dass auch der Sinn erhalten bleibt. Da erscheint der Dolmetscher bzw. die Führungskraft mit Fremdsprachenkenntnissen als bessere Alternative, sofern vorhanden.
2.3 Der Ausweg: Elektronische Unterweisungen mit Feedback-Optionen
Der Haupthinderungsgrund einer Unterweisung mit elektronischen Mitteln – das wird aus dem Vorgenannten deutlich – ist die mangelnde Möglichkeit der Kommunikation. Rückfragen zum inhaltlichen wie sprachlichen Verständnis konnten bislang nicht gestellt werden. E-Learning stellte sich ebenfalls als "Einbahnstraße" dar.
Während der Corona-Pandemie wurden Unternehmen sehr kurzfristig dazu gezwungen, Dinge, die man vorher für kaum denkbar oder möglich hielt, rasch und technisch möglichst einfach umzusetzen. Hatte man auf Arbeitgeberseite
- noch Bedenken, wenn das Thema "Homeoffice" auf die Tagesordnung kam,
- wollte man zwar irgendwann den Besprechungstourismus durch eine Videokonferenzanlage eindämmen und vor allem
- auch die Fortbildung von Reiseaufwand befreien,
mussten diese Pläne nun praktisch innerhalb weniger Tage umgesetzt werden. Seitdem
- ist Arbeiten im Homeoffice zur Normalität geworden,
- werden Besprechungen durch geeignete Software über den Bürorechner oder mobile Geräte abgewickelt, wobei die Technik auch ungewöhnliche Möglichkeiten eröffnet, Präsentationen und Filme zu integrieren, und
- sind Webinare der Standard moderner Fortbildung geworden und
- sind die meisten Unternehmen und Arbeitsplätze in Bezug auf Software und Hardware auf einem aktuellen Stand.
Diese Entwicklungen bieten die Möglichkeit, auch interne Fortbildung in einem kommunikativen Prozess darzustellen und damit vielen Vorbehalten gegen eine elektronische Form der Unterweisung den Boden zu entziehen. Rückfragen sind möglich, Testver...