Dipl.-Ing. Cornelia von Quistorp
3.1 Verbesserte Kontakt- und Kommunikationsmöglichkeiten
Verbesserte Kontakt- und Kommunikationsmöglichkeiten sind die Hauptmotivation zur Umsetzung von offenen Bürokonzepten, ausgehend davon, dass es um Arbeiten geht, die vor allem durch die Zusammenarbeit von mehreren Personen gelingen, die sich in ihren Kompetenzen und Stärken anregen und ergänzen sollen – und das nicht nur im Rahmen von extra anberaumten Meetings und Besprechungen.
3.2 Gute Arbeitsbedingungen für verschiedene Bürotätigkeiten
In einem klassischen Zellenbüro muss der Arbeitsplatz am Schreibtisch für alle anfallenden Tätigkeiten herhalten. Für ein Teamprojekt sitzen dann ggf. Kollegen stundenlang auf Besucherstühlen an einem Schreibtisch zusammengedrängt, weil die Besprechungsräume nicht tagelang belegt werden können oder die nötigen Arbeitsmittel dort nicht zur Verfügung stehen. Und wer im Doppelbüro arbeitet und eine intensive Telefonkonferenz hat, stört entweder seinen Büronachbarn nachhaltig oder muss sich irgendwo um einen Ausweichraum bemühen. Wenn allen sehr flexibel und nach Bedarf zielgerichtet angepasste Arbeitsplätze für die gerade aktuellen Arbeitsaufgaben zur Verfügung stehen, verbessern sich unter dem Strich die Arbeitsbedingungen erheblich.
3.3 Hohe Flächeneffizienz bei gutem Raumeindruck
Wenn wie oben beschrieben ein klassisches Zellenbüro für unterschiedliche Bürotätigkeiten geeignet sein muss und außerdem einen halbwegs befriedigenden Raumeindruck behalten soll, ist eine gewisse Mindestgröße erforderlich, die i. d. R. über der liegt, die sich aus den Vorgaben der Arbeitsstätten-Regeln ergibt. Dazu kommt, dass große Büroräume von vielen Beschäftigten als statusrelevant angesehen werden, und dass die unvermeidlichen Erschließungsflure und ergänzenden Räume (z. B. Kopier- und Lager-/Abstellräume, Sozialräume usw.) weitere Flächen benötigen, die über den gesamten Bürotag betrachtet oft nur wenig frequentiert werden.
In offenen Bürokonzepten fallen Zwischenwände weg und Verkehrsflächen zusammen, und die einzelnen Arbeitsplätze sind mit geringeren Flächen kalkuliert, weil nicht alle Tätigkeiten dort ausführbar sein müssen. Insgesamt lassen sich so mehr Beschäftigte pro Raumgrundfläche unterbringen – im Idealfall bei verbesserten, weil angepassten Arbeitsbedingungen und mit einem angenehmen, weil "offenen" Raumeindruck. Vor dem Hintergrund, dass die Anzahl der Büroarbeitsplätze und die durchschnittlichen Betriebsgrößen in Deutschland steigen, ist diese Frage der Flächeneffektivität in Bürogebäuden nicht unwesentlich.
Zellenbüros in Deutschland hoch bewertet
Das Einzel- oder Doppelbüro ist in deutschen Bürogebäuden sehr weit verbreitet und gilt vielen Nutzern als eine Art heimlicher Standard ergonomischer Büronutzung. Entsprechend groß sind die Vorbehalte gegenüber Mehrpersonen- oder Großraumbüros, erst recht, nachdem die Erfahrungen mit Großraumbüros in der Vergangenheit nicht selten problematisch waren. Diese Vorbehalte schwingen auch mit, wenn es um die Einführung von offenen Bürokonzepten geht, die erst noch beweisen müssen, dass sie tatsächlich zu besser angepassten Arbeitsbedingungen führen.
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Ansätze von Büroflächen pro Mitarbeiter in Deutschland meist deutlich höher sind als in vergleichbaren anderen Industrieländern, was in internationalen Konzernen die Büroraumplanung gelegentlich erheblich mitbestimmt.