3.1 QM-System

Ein QM-System umfasst in aller Regel das gesamte Unternehmen (Normdeutsch: siehe auch Kapitel 4.3 der ISO 9001, hier wird daher die Festlegung des "Anwendungsbereichs" gefordert). Demnach agieren alle Akteure eines Unternehmens innerhalb der dort festgelegten Grenzen und Prozesse eines QM-Systems – so auch die Sifa.

Das bedeutet, dass alle Dokumente, die Gegenstand der Arbeitssicherheit sind, wie z. B. Gefährdungsbeurteilungen, Betriebsanweisungen, Unterweisungsnachweise usw., auch Teil des Managementsystems sein können/sollen/müssen, wenn diese in Bezug auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens in Belangen des QM relevant sind – und das sind sie i. d. R.

Somit existieren an dieser Schnittstelle erste wichtige Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen QM und Arbeitssicherheit. Es sollte herausgearbeitet werden, welche Dokumentationen und Prozesse innerhalb der betrieblichen Arbeitssicherheit Bestandteil des QM-Systems sein können/sollen/müssen.

Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit sollten erstellt werden:

  • arbeitssicherheitstechnische Prozesse im Unternehmen,
  • arbeitssicherheitstechnische Dokumentationsunterlagen und Vorlagen.

3.2 Kommunikationsplattformen

Eine effiziente Kommunikationskultur ist wesentlicher Bestandteil funktionierender, erfolgreicher Unternehmen. Zudem ist in der ISO 9001:2015 dem Themengebiet der Kommunikation ein ganzes Kapitel gewidmet. (Kap. 7.4) Somit haben wir auch an dieser Stelle eine starke Schnittstelle, die wir in Bezug auf die Sifa nutzen können.

In Bezug auf den Arbeitsschutz finden wir aber auch eine rechtliche Grundlage zur Kommunikation. Z. B. ist in § 11 ASiG geregelt, dass u. U. ein Arbeitsschutzausschuss (ASA) zusammentreffen muss. Hier ist auch festgelegt, welche Teilnehmer verpflichtend sind. Ein QM-Beauftragter, welcher den Rahmen für das QM-System mitbestimmt, ist ein geeigneter Gesprächspartner in jeder ASA.

Analog den ASA-Sitzungen können selbstverständlich Themenbereiche, die sowohl für die QM, als auch für die Sifa interessant sind, entsprechend bearbeitet werden (z. B. Kundenbeistellungen, Gefahrstoffe, Gefahrguttransport, Gefahrstofffreigabeverfahren, Arbeitszeitgesetzregelungen).

Als Aufgabe für die QM bleibt hier zu erwähnen, dass die Sifa stark und aktiv in die Gestaltung der Kommunikationsmatrizen (wer redet mit wem worüber und wann?) miteinbezogen werden muss, um entsprechende Synergien zu erschließen.

 
Praxis-Beispiel

Audit vs. Begehungen

Damit QM- und Arbeitssicherheitssysteme effektiv bleiben, müssen Begutachtungen stattfinden. Im QM-Bereich sind es die Audits, im Arbeitsschutz Begehungen.

Machen wir die Synergien zwischen QM und Arbeitssicherheit an einem plakativen Arbeitsplatz- bzw. Arbeitsgangbeispiel fest: QS Sichtprüfung von Dreh- und Frästeilen.

Aus Sicht des QM sind neben den Vorgaben und Prüfkriterien ebenso arbeitsumgebungsrelevante Bestandteile von Wichtigkeit:

  • Ist die Arbeitsumgebung sauber, sodass Verschmutzungen der Bauteile ausgeschlossen werden können?
  • Ist die Beleuchtung am Arbeitsplatz ausreichend hoch, sodass Verunreinigungen erkannt werden können?

Der QM-Beauftragte hat hierbei stets den höchstmöglichen Erfüllungsgrad der Kundenanforderungen im Fokus: saubere, richtige Bauteile.

Aus Sicht der Sifa, spielt der QM-Fokus, wie z. B. die Erfüllung von Kundenanforderungen, keine Rolle. Dennoch interessiert sich die Sifa, ebenso wie das QM für ähnliche bis gleiche Themen in Bezug auf den Arbeitsplatz.

  • Ist der Arbeitsplatz gemäß den rechtlichen Richtwerten und Vorgaben ausreichend beleuchtet, sodass hier keine signifikante Gefährdung vorliegt?
  • Trägt die allgemeine Ordnung und Sauberkeit zur positiven Bewertung der Gefährdungssituation am Arbeitsplatz bei?

Es existieren viele unentdeckte Möglichkeiten, die in gemeinsamen Audits/Begehungen erschlossen werden können. Eine klare Empfehlung für jedes QM-System.

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