Beim Scaling können 5 Schritte unterschieden werden:
- überprüfen, ob im Expositionsszenario quantifizierbare Größen genannt werden, die die Exposition bestimmen (z. B. das Vorflutervolumen),
- überprüfen, ob im Expositionsszenario eine Hilfestellung zum Scaling gegeben wird und welche Scaling-Größen verändert werden können,
- klären, welche Werte die Scaling-Größen in der eigenen Anwendung haben,
- Einsetzen der eigenen Werte in die Scaling-Hilfen,
- Entscheidung aufgrund des Ergebnisses, ob die Verwendung abgedeckt ist, und über weitere Konsequenzen.
3.1 Das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale"
Inzwischen gibt es einige Tools, die das Scaling erleichtern sollen. Eine Übersicht hierzu enthält die Scaling-Handlungsanleitung des Umweltbundesamts.
Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale" verwenden
Ein Vergleich der Instrumente zeigt, dass sie unterschiedlich strukturiert sind und außerdem für die gleichen expositionsbestimmenden Größen oft unterschiedliche Bezeichnungen verwendet werden. Dies kann bei den Anwendern zur Verunsicherung führen. Daher empfehlen wir, für das umweltbezogene Scaling durch die Anwender von Chemikalien eine einheitliche Form zu verwenden: das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale". Das Tool ist im Internet frei verfügbar.
Abb. 1 zeigt, wie das Kalkulationsblatt "REACH Scale" für das Beispielprodukt "Lederplex 900" aussieht.
Abb. 1: Das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale"
Für dieses Produkt hat der Lieferant die max. mögliche Einsatzmenge pro Tag unter festgelegten Bedingungen bestimmt. Sie beträgt 570 kg/Tag.
Im Instrument "REACH Scale" kann der Anwender jetzt die folgenden Scaling-Größen eingeben:
- Den Volumenstrom des Vorfluters. Verwendet wird hier der mittlere Niedrigwasserabfluss MNQ. Er kann bei der zuständigen Behörde erfragt werden, z. B. bei der unteren Wasserbehörde.
- Den Volumenstrom der Kläranlage. Er kann vom Kläranlagenbetreiber erfragt werden.
- Die Wirksamkeit der betrieblichen Emissionsminderungsmaßnahmen.
- Den Anteil der Einsatzmenge des Stoffes, der im Prozess verbraucht wird. Dies wird mitbestimmt vom "Fixiergrad" bzw. der "Auszehrung".
- Die Verringerung des Stoffeintrags in der Kläranlage. Dies kann durch mechanische Entfernung, durch Abbau, durch Adsorption an den Klärschlamm oder durch Freisetzung in die Luft erfolgen.
"Versteckte Emissionen"
Wenn Restflotten ins Abwasser gelangen oder Stoffeinträge bei der Anlagenreinigung auftreten, kann es auch bei Stoffen mit hohem Fixiergrad zu größeren Einträgen ins Abwasser kommen! Die im Prozess verbrauchte Menge ist dann niedriger, als es der Fixiergrad erwarten lässt. Hierzu sollten in den Scaling-Hilfen Angaben zur Verfügung stehen.
Als Ergebnis erhält der nachgeschaltete Anwender die Information, welche Menge des Produktes er pro Tag max. einsetzen kann. Bei seltenen Anwendungen kann eine 10-fach höhere Menge eingesetzt werden. "Selten" bedeutet: weniger als 1 x/Monat, für weniger als 24 Stunden. Bei allen hier genannten Parametern kann davon ausgegangen werden, dass zumindest in einem bestimmten Umfang ein linearer Zusammenhang zwischen dem Parameter und der später zu erwartenden Umweltkonzentration gegeben ist.
Obergrenzen für Scaling-Parameter
Das Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale" zeichnet sich durch eine Besonderheit aus: Es sind Obergrenzen eingezogen. Hierdurch ist sichergestellt, dass für die Scaling-Parameter nicht beliebige Werte eingesetzt werden können.
In Tab. 1 werden die Obergrenzen genannt.
|
Parameter |
Obergrenze |
1 |
Verbrauch des Stoffes im Prozess |
99,9 % |
2 |
Wirksamkeit betrieblicher Risikominderungsmaßnahmen |
99,5 % |
3 |
Stoffreduktion in der Kläranlage |
99,9 % |
4 |
Abwasservolumen des Vorfluters (mittlerer Niedrigwasserabfluss MNQ) |
max. 2.000.000 m3/Tag |
Tab. 1: Obergrenzen für die Eingabewerte im Tabellen-Kalkulationsblatt "REACH Scale"
Wenn bei der Eingabe eine Obergrenze überschritten wird, erfolgt ein Hinweis auf Grenzüberschreitung. In diesem Fall ist eine Neueingabe des Wertes erforderlich.
Ausgangspunkt sind die produktspezifischen Werte
Ausgangspunkt für das Kalkulationsblatt "REACH Scale" sind die produktspezifischen Werte, die der Registrierer des Stoffes bzw. der Formulierer für das jeweilige Produkt ermittelt hat. Er setzt diese Werte für sein Produkt in "REACH Scale" ein und bekommt so eine produktspezifische Tabelle für den Anwender. In Abb. 1 wurde die Tabelle für Lederplex 900 gezeigt. Für ein Produkt mit anderen Inhaltsstoffen sind die Werte in der Tabelle anders. Aber die Tabelle hat dieselbe Struktur.
"REACH Scale" ist speziell für das Scaling durch nachgeschaltete Anwender von Chemikalien vorgesehen. Scaling kann hier auch zur Abschätzung der Umweltexposition eingesetzt werden. Es sind auch Scaling-Hilfen für die Abschätzung der inhalativen Exposition und der dermalen Exposition des Menschen am Arbeitsplatz entwickelt worden. Ausgangspunkt des Scalings sind in jedem Fall die Ergebnisse der Expositionsabschätzungen, die vom Registrierer durchgeführt worden sind. Die oben dargestellte Ausführung von "REACH Scale"...