Zusammenfassung

 
Begriff

Die REACH-Verordnung verlangt, dass als gefährlich eingestufte Chemikalien so angewendet werden, wie es der Lieferant in seinen Expositionsszenarien der erweiterten Sicherheitsdatenblätter beschreibt. Abweichungen vom Expositionsszenario können den Anwender zu aufwendigen Schritten zwingen, wenn er die Verwendung fortsetzen will. "Scaling" ist dann für Chemikalienanwender eine attraktive Möglichkeit, zu zeigen, dass ihre Verwendungen doch REACH-konform sind. Scaling bedeutet eigentlich "Abgleichen, Anpassen". Im Zusammenhang mit der REACH-Verordnung ist damit gemeint, einfache Rechenoperationen anzuwenden, um bei Expositionsabschätzungen mit eigenen Eingabewerten arbeiten zu können. Das Wort "Scaling" wird in den Leitlinien der Europäischen Chemikalienagentur ECHA mit "Skalierung" übersetzt.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Die relevante Rechtsvorschrift für das Scaling ist die REACH-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe). Sie ist unmittelbar für alle EU-Mitgliedsstaaten verbindlich. Die Bestimmungen gelten für die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von chemischen Stoffen oder Gemischen bzw. Erzeugnissen. Hauptziele von REACH sind der Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt, die Förderung alternativer Beurteilungsmethoden für die Gefahren, die von Stoffen ausgehen können, und die Verbesserung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.

Nachgeschaltete Anwender bekommen von ihren Lieferanten Sicherheitsdatenblätter. Diese können Expositionsszenarien enthalten. Expositionsszenarien geben an, unter welchen Bedingungen Stoffe sicher verwendet werden können. Es ist die Aufgabe des Kunden, sicherzustellen, dass er die Angaben im Sicherheitsdatenblatt bzw. im Expositionsszenario einhält und dass seine Anwendungen durch diese Angaben abgedeckt sind (Art. 37 Abs. 4 und Art. 37 Abs. 5 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006).

Anwendungsbedingungen, die zu anderen bzw. zu höheren Expositionen führen können, sind durch das mitgeteilte Expositionsszenario nicht abgedeckt. Falls der nachgeschaltete Anwender sich nicht auf einige wenige Ausnahmeregeln berufen kann, muss er als Folge entweder seine Prozesse ändern, sodass er das Expositionsszenario einhält. Oder er muss für seine Verwendung eine eigene Stoffsicherheitsbeurteilung durchführen (Art. 37 Abs. 4 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006). Hier setzt das Instrument Scaling an.

1 Was hat Scaling mit Expositionsszenarien zu tun?

Expositionsszenarien werden unter REACH für viele als gefährlich eingestufte Stoffe und Gemische erforderlich. Wenn solche Produkte verwendet werden, werden die zugehörigen Expositionsszenarien als Anhänge von Sicherheitsdatenblättern mit den Produkten geliefert. Scaling erweitert den "Anwendungsbereich" eines Expositionsszenarios durch maßstabgerechte Veränderung bestimmter Angaben. Es ermöglicht nachgeschalteten Anwendern in ausgewählten Fällen und ohne großen Aufwand zu zeigen, dass ihre besonderen Einsatzbedingungen durch ein Expositionsszenario abgedeckt sind. Scaling ist bei vielen quantitativen Abweichungen möglich. Voraussetzung ist, dass der Lieferant in seinem Sicherheitsdatenblatt Scaling-Hilfen anbietet.

2 Vorgehensweise beim Scaling

Beim Scaling können 5 Schritte unterschieden werden:

  1. überprüfen, ob im Expositionsszenario quantifizierbare Größen genannt werden, die die Exposition bestimmen,
  2. überprüfen, ob im Expositionsszenario eine Hilfestellung zum Scaling gegeben wird und welche Größen verändert werden können (Scaling-Hilfe),
  3. klären, welche Werte die Scaling-Größen beim Anwender einnehmen,
  4. einsetzen der Unternehmenswerte in die Scaling-Hilfe,
  5. auf der Grundlage des Ergebisses entscheiden, ob die Verwendung abgedeckt ist, und welche Konsequenzen notwendig sind.
 
Praxis-Tipp

Tabellen-Kalkulationsblatt REACH Scale Umwelt

Inzwischen sind unterschiedliche Scaling-Hilfen entwickelt worden. Es können z. B. Rechenformeln sein, Tabellen oder Tabellen-Kalkulationsblätter. Es stehen auch komplizierte Instrumente zur Verfügung. Sie setzen allerdings Kenntnisse zu Expositionsabschätzungsinstrumenten voraus, die bei vielen Unternehmen nicht vorhanden sein können. Empfehlenswert ist es, einfache, standardisierte Hilfsmittel einzusetzen, z. B. das Tabellen-Kalkulationsblatt REACH Scale Umwelt.[1]

Scaling kann auch zur Abschätzung der Umweltexposition eingesetzt werden oder für die Abschätzung der inhalativen Exposition und dermalen Exposition des Menschen am Arbeitsplatz. Ausgangspunkt des Scalings sind in jedem Fall die Ergebnisse der Expositionsabschätzungen, die vom Registrierer durchgeführt worden sind.

[1] Scaling unter REACH, REACH-Informationsportal des Umweltbundesamtes, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/2674/dokumente/reach_scale_umwelt_vorlage.xls, Download am 12.2.2019.

3 Grenzen des Scalings

Scaling ist nur möglich, wenn der Lieferant entsprechende Scaling-Regeln in seinem Expositionsszenario beschrieben hat. Hierdurch wird gezeigt, dass von ihm die Anwendbarkeit und die Begrenzungen des Scaling bewertet und im Stoffsich...

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