Dipl.-Ing. Dirk Rittershaus, Dr.-Ing. Vilia Elena Spiegel-Ciobanu
3.1.1 Strahlung
Die Brenngas-Sauerstoffflamme sendet sowohl sichtbare Lichtstrahlen als auch nicht sichtbare infrarote und in geringem Maße ultraviolette Strahlen aus. Die sichtbaren Lichtstrahlen haben eine nur geringe Intensität, sodass sie oft erst bei längerem Hineinsehen in die Flamme zu einer Behinderung der Augen führen. Sie können bei häufiger Wiederholung und vor allem bei längerer Einwirkzeit eine Beeinträchtigung der Sehfähigkeit vor allem in der Dunkelheit zur Folge haben.
Die nicht sichtbaren Infrarotstrahlen können bei nicht ausreichendem Augenschutz und längerer (meist jahrelanger) Einwirkungszeit zu einer Trübung der Augenlinse führen, dem Wärmestar.
3.1.2 Nitrose Gase
Bei den Verfahren mit offener Flamme entstehen in unterschiedlichen Konzentrationen nitrose Gase (Stickstoffoxide = Stickstoffmonoxid und -dioxid) und Rauche, die schädigend auf den Organismus einwirken können. Stickstoffdioxid ist giftiger als Stickstoffmonoxid. Stickstoffdioxid bildet sich in größeren Mengen bei Raumtemperatur; somit kann es bei der Arbeitsplatzüberwachung die Leitkomponente darstellen.
Beim Gasschweißen von unlegiertem und niedrig legiertem Stahl entstehen vor allem nitrose Gase. Stickstoffdioxid ist hier ebenso wie bei anderen Autogenverfahren, z. B. Flammwärmen und Flammrichten, die Leitkomponente.
Da die Stickstoffdioxid-Konzentration in der Luft am Arbeitsplatz mit der Flammenlänge und daher mit der Brennergröße und mit dem Abstand Düse – Blech steigt, ergibt sich beim Gasschweißen – im Vergleich zum Flammwärmen oder Flammrichten, die sehr hohe Konzentrationen aufweisen – eine niedrige Stickstoffdioxid-Konzentration.
Kritisch wird die Stickstoffdioxid-Konzentration beim Arbeiten in engen Räumen ohne entsprechende lüftungstechnische Maßnahmen.
3.1.3 Rauche
Probleme hinsichtlich der entstehenden partikelförmigen Stoffe (Rauche) können nur bei der Bearbeitung von Nichteisenmetallen (z. B. Blei, Kupfer) oder von daraus bestehenden Überzügen auftreten.
Beim autogenen Brennschneiden entstehen hohe Rauchemissionen, abhängig von den Parametern:
- Blechdicke,
- Brenngas,
- Schneidgasdruck und
- Schnittgeschwindigkeit.
Zusätzlich zum Schweißrauch, dessen Konzentration ohne lüftungstechnische Maßnahmen über dem Grenzwert liegt, muss die Entstehung von nitrosen Gasen berücksichtigt werden.
Flammlöten und Flammspritzen sind bezüglich der Rauch- und nitrosen Gase-Mengen zwei Extreme:
- Flammlöten bildet die niedrigsten Emissionen an Rauchen und Gasen,
- Flammspritzen dagegen die höchsten.
Sauerstoffverarmung
Nicht zu unterschätzen ist auch eine mögliche Sauerstoffverarmung am Arbeitsplatz durch Sauerstoffverbrauch der Streuflamme und gleichzeitiger Anreicherung mit Verbrennungsprodukten.
3.1.4 Verbrennungen
Spritzer glühender oder flüssiger Metalle und Schlacketeilchen können Ursache für Verbrennungen ungeschützter Körperteile sein. Auch die Brenngas-Sauerstoffflamme selbst stellt bei unvorsichtiger Handhabung eine Verbrennungsgefahr dar.
3.1.5 Lärm
Die Verbrennungsvorgänge der Brenngas-Sauerstoffflamme laufen mit großer Geschwindigkeit ab. Eine Gefährdung der Bediener durch Lärm ist vor allem beim Zünden von Brennern und dem Arbeiten mit großen Düsen zu beachten.
3.1.6 Weiterführende Hinweise
Eine Abstufung der Gefährdung, arbeitsmedizinische und toxikologische Erkenntnisse sowie eine Zuordnung zu den notwendigen Schutzmaßnahmen sind in der DGUV Information 209-047 "Nitrose Gase beim Schweißen und bei verwandten Verfahren" dargestellt.