Dipl.-Ing. Dirk Rittershaus, Dr.-Ing. Vilia Elena Spiegel-Ciobanu
Entscheidend für die Einwirkung des elektrischen Stroms auf den menschlichen Körper sind:
Stromstärke, Frequenz, Dauer der Einwirkung und der Stromweg durch den Körper.
Dabei gilt:
- Wechselstrom ist wesentlich gefährlicher als Gleichstrom.
- Höhere Stromstärke ist gefährlicher als niedrige.
- Längsdurchströmung (Abb. 3) ist gefährlicher als Querdurchströmung (Abb. 4).
- Jede Einwirkdauer über 0,3 s ist kritisch.
Abb. 3: Elektrische Längsdurchströmung
Abb. 4: Elektrische Querdurchströmung
Der elektrische Widerstand von Bekleidungsstücken ist sehr unterschiedlich. Unbeschädigtes trockenes Schuhwerk mit Gummisohlen hat einen Widerstand von etwa 10.000 Ohm und ist damit eine ausreichende Isolation gegen eine leitfähige Standfläche. Nasse oder durchschwitzte Kleidung dagegen ist elektrisch leitfähig und hat fast keinen Widerstand. Eine auch unter schwierigen Verhältnissen sicher isolierende Arbeitskleidung mit brauchbaren Trageeigenschaften gibt es nicht.
Der elektrische Widerstand des Menschen hängt
- vom Stromweg,
- vom Zustand der Haut (trocken oder feucht, verletzt oder unverletzt),
- von der Größe der Spannung und
- von der Frequenz
ab und setzt sich aus Körperinnenwiderstand und Hautwiderstand zusammen.
Die Stromstärke kann aus der Berührungsspannung und dem Widerstand des Stromweges abgeschätzt werden.
Für den Stromweg Hand-Hand mit einem Widerstand R von 1.000 Ohm ergibt sich bei einer Berührungsspannung U von 80 V die Stromstärke I zu
Abb. 5: Zeit-Stromstärke-Abhängigkeit der Auswirkungen von Wechselstrom im Frequenzbereich von 15 bis 100 Hz bei Körperdurchströmung/Längsdurchströmung
Nr. |
Einsatzbedingung |
Leerlaufspannung |
Spannungsart |
Höchstwerte in Volt |
Scheitelwert |
Effektivwert |
1 |
Erhöhte elektrische Gefährdung |
Gleich Wechsel |
113 68 |
48 |
2 |
Ohne elektrische Gefährdung |
Gleich Wechsel |
113 113 |
80 |
3 |
Begrenzter Betrieb ohne erhöhte elektrische Gefährdung |
Gleich Wechsel |
113 78 |
55 |
4 |
Lichtbogenbrenner maschinell geführt |
Gleich Wechsel |
141 141 |
100 |
5 |
Plasmaschneiden |
Gleich |
500 |
– |
6 |
Unter Wasser mit Personen im Wasser |
Gleich Wechsel |
65 |
unzulässig |
Tab. 1: Zulässige Werte der Leerlaufspannung
Stromfluss schadet
Der Stromfluss schadet nicht nur dem Menschen. Auch Bauteile und Leitungen, die für den Schweißstrom nicht vorgesehen sind, können durch vagabundierende Schweißströme gefährdet werden. Besonders gefährdet sind z. B. Schutzleiter sowie leitfähige Trag- und Anschlagmittel.
Vagabundierender Schweißstrom
Wenn irrtümlich am Werkstück II (vgl. Abb. 6) zu schweißen begonnen wird, ohne die Schweißstromrückleitung von Werkstück I auf Werkstück II umzuklemmen, fließt der gesamte Schweißstrom über den Schutzleiter der beiden Elektrowerkzeuge und kann die Schutzleiter durchschmelzen.
Wenn der Elektrodenhalter mit eingespannter Stabelektrode (vgl. Abb. 7) unzulässig nicht isoliert auf der Schweißstromquelle abgelegt wird, können durch den Schweißstrom die Schutzleiter von Elektrowerkzeug und Schweißstromquelle durchbrennen.
Beim nicht isolierten Ablegen des Stabelektrodenhalters auf die Schweißstromquelle
(vgl. Abb. 8) kann deren Schutzleiter auch dann durchschmelzen, wenn das Werkstück oder der Schweißtisch auch ohne Elektrowerkzeug eine Erdverbindung besitzt.
Der Weg des vagabundierenden Schweißstromes ist in den Abb. 6 bis 8 punktiert.
Abb. 6: Möglicher Stromweg über Schutzleiter von Elektrowerkzeugen bei fehlender Schweißstromrückleitung
Abb. 7: Möglicher Stromweg über Schutzleiter, wenn die Elektrode nicht isoliert abgelegt wird
Abb. 8: Schutzleitergefährdung bei geerdetem Werkstück und nicht isoliert abgelegter Schweißelektrode