2.3.1 Verwendung von Arbeitsstoffen
Zur Vermeidung von Oxydation und zur Aufnahme von Verunreinigungen wird Abdecksalz (oder auch Abkrätz- und Reinigungssalz) zur Aluminiumschmelze im Schmelzofen gegeben. Die bei der Zugabe des Abdecksalzes auftretenden Emissionen (Fluor) werden über Filter erfasst und mit dem Weißkalk gebunden.
Kalk (z. B. Calciumdihydroxid) ist ein reizender Gefahrstoff. Bei einer vollautomatischen und geschlossenen Filteranlage beschränken sich die Schutzmaßnahmen lediglich auf die Lagerung- und Handhabung beim Transport des Gebindes sowie dessen Öffnen/Anschließen.
Als Abdecksalz zum Abdecken, Reinigen und Abkrätzen von Aluminium und Aluminiumlegierungen kommen verschiedenste Arbeitsstoffe infrage, darunter auch giftige Gefahrstoffe. Die Praxis zeigt jedoch, dass mit nicht kennzeichnungspflichtigen Präparaten ebenfalls gut gearbeitet werden kann.
2.3.2 Auftreten von Dioxinen
Aus den mit Weißkalk gebundenen Emissionen entsteht Filterstaub. Filterstäube gelten als Abfälle zur Verwertung oder Beseitigung i. S. des Abfallgesetzes und stellen Gefahrstoffe dar, wenn sie gefährliche Stoffe enthalten.
Polychlorierte Dibenzo-Dioxine (PCDD) und polychlorierte Dibenzo-Furane (PCDF) werden allgemein als "Dioxine" bezeichnet und sind chlorierte tricyclische aromatische Verbindungen. Dioxine und Furane entstehen als Verunreinigungen bei thermischen Prozessen (Schmelzprozesse).
Beim Menschen wirken Dioxine bereits in kleinsten Dosen schädlich auf das Hormon- und Immunsystem. An belasteten Arbeitsplätzen stehen die Einatmung dioxin- und furanhaltiger Stäube sowie der Hautkontakt im Vordergrund. Als weiterer Aufnahmeweg kommt die orale Aufnahme hinzu, z. B. durch Hand-Mund-Kontakt beim Essen, Trinken oder Rauchen.
Relativ mäßige Temperaturen bei konventionellen Verbrennungsprozessen bieten gute physikalisch-chemische Voraussetzungen für die Bildung von Dioxinen und Furanen. Im Temperaturbereich um 300 °C verläuft die Bildung am schnellsten und nimmt dann bis 600 °C wieder ab.
Dioxine sind schwerflüchtig, sodass sie bei Raumtemperatur an der Oberfläche von Feststoffen haften. In der Luft treten sie an Staub gebunden auf. Während des Bildungsprozesses und beim Kontakt mit heißen Oberflächen können Dioxine z. T. dampfförmig existieren.
Die Beheizung der Schmelzöfen erfolgt direkt mit Erdgas. Durch das Einschmelzen von teilweise ölbehafteten Einsatzmaterialien können organische Stoffe in den Schmelzofen gelangen. Eine weitere Quelle für das bei der Dioxinbildung erforderliche Chlor stellt die Verwendung von salzhaltigen Produkten dar (Reinigungs- oder Abdecksalze).
2.3.3 Auftreten von Gasen und Rauch
Der Schmelzofen wird automatisch mit Gas befeuert. Durch die Schmelz- und Verbrennungsvorgänge entstehen wiederum Gase und Rauch. Größere Öffnungsmöglichkeiten sollten im geschlossenen Zustand dicht sein, damit Gase und Rauch nicht entweichen können. Größere Öffnungsmöglichkeiten sind meist mit Absaughauben ausgestattet, die sich beim Öffnen automatisch einschalten.
Kleinere Schmelzbadöffnungen, die über keinen Gas- und Rauchabzug verfügen, sollten nach direkten Arbeiten schnellstmöglich und weitestgehend geschlossen gehalten werden. Damit wird nicht nur entweichenden Gasen und Rauch entgegengesteuert, sondern auch ein Herausspritzen von Schmelze vermieden. Zudem sparen geschlossene und gut isolierte Schmelzbäder Energie. Hitze- und Wärme wird zurückgehalten, sodass die Raumtemperatur nicht unnötig aufgeheizt wird. Zudem wird die Raumluft nicht unnötig durch Staub belastet.
2.3.4 Verwendung von künstlichen Mineralfaserstoffen
Das Aluminium wird mit Gasbrennern verflüssigt. Allerdings wird die dem Aluminium zugeführte Wärme durch das Flüssigaluminium wieder abgegeben. Um diese Strahlungswärme zu minimieren, werden die Oberflächen der Behälter, in denen sich das flüssige Alu befindet, abgedeckt bzw. isoliert. Als Isolier- und Dichtungsmaterialien können sog. Keramikfasern (= Aluminiumsilikatwolle) genutzt werden (Abb. 6). Diese Isolierfasern fangen unter bestimmten Bedingungen an zu stäuben (z. B. beim Zuschneiden oder Auf- und Zuschlagen der isolierten Deckel). Dieser Faserstaub ist eingestuft als "krebserzeugender Stoff nach Kategorie 2 […]", entspricht also Stoffen, die als krebserzeugend für den Menschen angesehen werden sollten.
Bei Umgang mit Produkten aus Aluminiumsilikatwolle ist zu prüfen, ob eine Substitution technisch möglich ist. Der Hauptanwendungstemperaturbereich für Al-Silikatwolle liegt zwischen 900 °C bis max. 1.200 °C. Mittlerweile gibt es auch in diesem Temperaturbereich Ersatzstoffmöglichkeiten. Für alle Temperaturbereiche unter 900 °C und über 1.200 °C werden andere Isoliermaterialien bevorzugt.
Ist ein Substitut für Aluminiumsilikatwolle technisch nicht möglich, sind das Tragen von Atemschutz und andere Schutzmaßnahmen erforderlich und gesetzlich gefordert, um eine Gefährdung vorsorglich auszuschließen. Außerdem sollte die Arbeitsweise faserstaubemissionsarm sein, d. h.,
- sorgfältig und sauber arbeiten,
- Faserreste saugen oder feucht wischen statt kehren,
- Abfälle sofort in einem geschlossenen Behältnis beseitigen.
Abb. 6: Mit Keramikfasermatten (eingestuft n...