Prof. Dr. et habil. Marc-André Weber, Prof. Dr.-Ing. habil. Sascha Stowasser
Die Überlegungen hinsichtlich eines sicheren Einsatzes kollaborierender Roboter sind immer im Kontext der Arbeitsgestaltung als Ganzes zu sehen. Das bedeutet, dass die Entscheidung, an welchen Arbeitsplätzen diese Roboter eingesetzt werden und welche Aufgaben sie konkret übernehmen, grundlegend die Sicherheit beeinflusst. Aus diesem Grund werden im Folgenden Empfehlungen und Hinweise zum Einsatz kollaborierender Roboter gegeben.
Mensch und Roboter führen in Kollaboration Arbeitsschritte in Produktionsprozessen gemeinsam im gleichen Raum aus. Dabei soll der Roboter dem Menschen assistieren und nicht umgekehrt. Der Aufteilung der Arbeitsinhalte kommt eine wesentliche Aufgabe zu. Sinnvollerweise erfolgt sie so, dass der Roboter monotone sowie ergonomisch ungünstige Arbeitsschritte übernimmt. Das kann beispielsweise das Heben oder Tragen von Lasten sein. Der Mensch konzentriert sich hingegen auf Arbeiten, in denen er dem Roboter überlegen ist. Hierzu zählen kognitiv und motorisch anspruchsvolle Aufgaben. Beispielsweise sind komplexe Fügevorgänge oder flexible Arbeitsschritte deutlich besser durch Menschen als durch Roboter auszuführen, etwa wenn Kabel durch Öffnungen zu führen sind.
Die assistierende Unterstützung des Menschen durch den Roboter sollte eine große Motivation für Unternehmen sein, kollaborierende Roboter einzusetzen. Dadurch kann die Arbeitsergonomie in der industriellen Produktion wesentlich verbessert werden. Zudem ist denkbar, die Betriebszeiten z. B. am Wochenende oder in der Nacht zu verlängern und weniger Personal den negativen Folgen der Schichtarbeit auszusetzen. Die kollaborierenden Roboter können Tätigkeiten übernehmen und somit Personalengpässe ausgleichen. Hierzu zählen beispielsweise die Werkstückzufuhr und -entnahme an Bearbeitungsmaschinen. Außerdem bietet sich ihre Nutzung insbesondere dort an, wo eine flexible Skalierbarkeit des Automatisierungsgrads der Fertigung gewünscht ist. Dies kann etwa zur flexiblen Abdeckung von Kapazitätsspitzen gewünscht sein.
Genaue Angaben zur zahlenmäßigen Verbreitung kollaborierender Roboter liegen nicht vor, jedoch ist die Auto- und Maschinenbauindustrie Vorreiter in der industriellen Anwendung dieser Systeme. Insgesamt macht diese Gattung der Roboter aufgrund der sehr speziellen Anwendungsgebiete einen Nischenmarkt aus, der jedoch in absoluten Zahlen stetig weiter wächst.