Dipl.-Ing. Andreas Terboven
Statistisch gesehen hat ein Autofahrer etwa alle 10 Jahre eine Reifenpanne. Sofern sich diese bei hohen Geschwindigkeiten ereignet und auch schnell vonstattengeht, ist dies nicht ganz ungefährlich. Auf keinen Fall sollte der Fahrer dann scharf abbremsen, sondern vielmehr das Lenkrad fest halten und den Wagen ausrollen lassen. Auf Autobahnen sollte der Standstreifen angesteuert werden. Bereits beim Ausrollen sollte das Warnblinklicht eingeschaltet werden. Sofern sich ein Reifenschaden an einem exponierten Streckenabschnitt (z. B. Tunnel, Baustellenbereich, Brücke usw.) ereignet, sollte man nach Möglichkeit bis in einen sicheren Bereich weiterfahren.
Danach gilt die gleiche Vorgehensweise wie bei einem Unfall: Sämtliche Fahrzeuginsassen sollten das Fahrzeug auf der fahrbahnabgewandten Seite verlassen und sich an einen sicheren Ort begeben. Sinnvoll ist das Tragen einer Warnweste. In angemessenem Abstand wird ein Warndreieck aufgestellt. Sofern man ein Reserverad und die übrige notwendige Ausstattung hat, kann man selbst den schadhaften Reifen wechseln. Dies sollte aber nur dann erfolgen, wenn keine Gefahr durch den nachfließenden Verkehr gegeben ist. Dies ist auf Autobahnen abseits der Parkplätze aber meist der Fall. Wenn ein Reifen nicht selbst gewechselt werden kann oder die Gefahr als zu groß erachtet wird, sollte die Pannenhilfe verständigt werden.
Sofern der Reifen selbst gewechselt wird, ist folgende Vorgehensweise zu empfehlen:
- Handbremse anziehen und ersten Gang einlegen bzw. bei einem Automatikgetriebe den Wahlhebel auf die Parkstellung bringen. Radkappen (sofern vorhanden) entfernen. Dies kann mit einem Schraubendreher oder der spitzen Seite des Radmutterschlüssels erfolgen.
- Die Radschrauben oder -muttern mit dem Radkreuz zunächst nur etwa eine halbe Umdrehung lösen. Die Radschrauben sollten über Kreuz gelöst werden (bei 4 Schrauben). Sofern ein Rad mit 5 Schrauben befestigt ist, wird jede zweite Schraube gelöst, bis schließlich sämtliche Schrauben etwas gelockert wurden.
- Das Fahrzeug mit dem Wagenheber soweit anheben, dass ein Reifenwechsel möglich ist. Hierbei darf der Wagenheber am Auto nur an den dafür vorgesehenen Stellen angesetzt werden (ggf. Bedienungsanleitung lesen).
- Dann werden die Radschrauben oder -muttern vollständig abgeschraubt und der defekte Reifen abgenommen.
- Das Reserverad ansetzen und alle Radschrauben oder -muttern handfest anziehen.
- Den defekten Reifen im Kofferraum verstauen.
- Das Fahrzeug mit dem Wagenheber auf die Straße ablassen.
- Die Radschrauben mit dem Radkreuz über Kreuz festziehen (Reihenfolge wie beim Lösen der Schrauben).
- Bei nächstmöglicher Gelegenheit sollte der Reifendruck des Reserverads überprüft und ggf. korrigiert werden. Des Weiteren sollten die Radschrauben mit dem vorgeschriebenen Drehmoment nachgezogen werden.
Sofern die Beschädigung an einem Reifen nicht allzu groß ist, können u. U. auch ein Reifendichtmittel und ein Kompressor helfen. Durch das Dichtmittel werden kleine Löcher im Reifen von innen geschlossen. Es ist aber unbedingt zu beachten, dass es sich hierbei nur um eine provisorische und nicht um eine dauerhafte Lösung handelt. Daher sollte unbedingt eine nahegelegene Werkstatt aufgesucht werden, in der der geflickte Reifen ausgewechselt wird. Zu beachten ist, dass die Fahrt zur Werkstatt mit dem notdürftig abgedichteten Reifen mit geringer Geschwindigkeit zurückgelegt wird.