Tomy Sobetzko, Dr. Rupprecht Maushart
5.2.1 Zweck der Messung
Bei größeren Radionuklidlaboren oder Therapiestationen wird das möglicherweise radioaktive Abwasser in Tanks gesammelt. Kurzlebige Radionuklide, vornehmlich 131I, lässt man abklingen. In jedem Fall muss vor Leerung eines Sammel- oder Abklingbehälters durch Messung entschieden werden, ob der Tankinhalt in die öffentliche Kanalisation abgegeben werden darf oder ob die Radioaktivitätskonzentration oberhalb der zulässigen Abgabegrenzwerte liegt und das Wasser deshalb per Tankwagen zu einer Aufbereitungsanlage gebracht werden muss.
5.2.2 Messverfahren
Die Radioaktivitätskonzentration kann "offline" bestimmt werden, d. h. durch Entnahme einer Einzelprobe aus den Sammel- und Abklingbehältern und Ausmessung im Labor. Bei größeren Anlagen ist jedoch die "online"-Methode üblich. Dabei wird das Wasser, ausgelöst durch Handsteuerung oder automatisch, durch ein Messgerät gepumpt und die Aktivität direkt gemessen (Tab. 2).
Online (kontinuierlich) |
Messzeit jeweils 1 h |
Offline (Einzelprobe) |
I-131 |
Messgefäß 25 cm ø × 42 cm (20 l) Kristall 25 mm ø ×64 mm Bleiabschirmung 60 mm Energiekanal ab 100 keV ca. 1 kBqm3 (0,2 GW[1] |
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Ringschale 0,4 l Kristall 50 mm ø × 50 mm Bleiabschirmung 50 mm Energiekanal 240–250 keV ca. 2 kBqm-3 (0,4 GW) |
I-125 |
Messgefäß wie I-131 Energiekanal 20–100 keV ca. 2 kBqm-3 (0,01 GW) |
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Ringschale wie I-131 Energiekanal 20–80 keV ca. 5 kBqm-3 (0,025 GW) |
P-32 |
Messgefäß wie I-131 Beta-Tauchzählrohr 50 mg/cm2 Wandstärke, 500 cm2 ca. 5 kBqm-3 (0,017 GW) |
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Flüssigszintillationszähler ca. 1 kBqm-3 (0,033 GW) |
Überlaufgefäß Großflächenzähler 300 cm2 Bleiabschirmung 25 mm ca. 10 kBqm-3 (0,033 GW) |
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C-14 |
Überlaufgefäß wie P-32 ca. 10.000 kBqm-) |
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Flüssigszintillationszähler ca. 5 kBqm-3 (0,008 GW) |
H-3 |
– |
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Flüssigszintillationszähler ca. 10 kBqm-3 (0,001 GW) |
Alpha-Strahler |
– |
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Anreichern durch Eindampfen von 1 l Ausmessung im Low-Level-Zähler ca. 0,05 kBqm-3 (Ra-226 0,25 GW) |
Tab. 2: Messung der Radioaktivität im Abwasser: Gebräuchliche Verfahren und typische Nachweisgrenzen
Da die Aktivitätskonzentration nur über einen entsprechenden Kalibrierfaktor, der wiederum vom Radionuklid abhängt, aus den Rohdaten der Messung bestimmt werden kann, muss man das jeweils zur Messung gelangende Nuklid kennen. Können im Abwasser mehrere Nuklide auftreten, so muss entweder durch organisatorische Maßnahmen sichergestellt sein, dass diese Kenntnis vorhanden ist, oder man muss ein nuklididentifizierendes Messverfahren anwenden. Je nach Art der Nuklide bedeutet dies eine sehr aufwendige Messtechnik, die dazu noch in vielen Fällen rasch an ihre Grenzen stößt. Was in dieser Hinsicht bei der Planung einer Abwasseranlage versäumt wurde, lässt sich auch durch modernste Messtechnik nur zum Teil wieder aufholen.