Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt beraten und unterstützen bei der Substitutionsprüfung bzw. bei der Bewertung, was für die spezifische Situation im Unternehmen geeignet ist. Sie gewährleisten durch regelmäßige Fortbildungen, dass sie auf dem aktuellen Stand sind. Der Betriebsarzt kann verschiedene Gefahrstoffe im Hinblick auf ihr gesundheitsgefährdendes Potenzial beurteilen (Toxikologie).
Da es häufig mehrere Möglichkeiten gibt und die Gesamtgefährdung betrachtet werden muss, ist die Substitutionsprüfung oft nicht ganz einfach.
Das Spalten-Modell erleichtert diese Aufgabe:
Es ermöglicht einen schnellen Vergleich von Stoffen und Gemischen anhand weniger Faktoren: akute und chronische Gesundheitsgefahren, Umweltgefahren, physikalisch-chemische Einwirkungen, Freisetzungsverhalten und -verfahren. Informationen zur Einschätzung liefert i. W. das Sicherheitsdatenblatt. Das Spaltenmodell darf nur angewendet werden, wenn der Hersteller die Stoffe und Gemische im Hinblick auf die gesundheitliche Gefährdung zumindest bezüglich akuter Toxizität, Hautreizung, Schleimhautreizung, erbgutveränderndem Potenzial und Hautsensibilisierung bewertet hat (Anhang 2 TRGS 600).
Eine Anleitung, welche Aspekte der Arbeitgeber bei der Abwägung berücksichtigen sollte, enthält Anhang 3 TRGS 600. Das bisher ebenfalls verwendete Wirkfaktoren-Modell wurde gestrichen.
Systematisches Vorgehen erleichtert die Arbeit
Systematisches Vorgehen bei der Einführung neuer Gefahrstoffe im Rahmen eines betrieblichen Zulassungsverfahrens erleichtert die Arbeit. Arbeits- und Gesundheitsschutz beginnt bei der Beschaffung. Im Idealfall prüft der Verantwortliche in der Beschaffung, ob der Stoff bereits bestellt wurde oder es sich um einen neuen Stoff handelt, z. B. anhand des Gefahrstoffverzeichnisses. In Absprache mit Unternehmer bzw. Abteilungsleiter sowie Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt erfolgt dann – vor Bestellung eines neuen Gefahrstoffs – die Ermittlung, Prüfung und Entscheidung bzgl. Substitution. Der Verantwortliche in Beschaffung bzw. Einkauf ist ein wichtiger Akteur, er kann Sicherheitsdatenblätter anfordern und beim Lieferanten wegen eines geeigneten Ersatzstoffs anfragen. In der Praxis erfolgt die Beschaffung von Gefahrstoffen jedoch häufig unsystematisch, die Substitutionsprüfung erfordert dann größeren organisatorischen Aufwand. Es besteht die Gefahr, dass sie nicht oder nicht vorschriftsmäßig erfolgt.
Möglicherweise aufwendige Recherchen über geeignete Ersatzstoffe und -verfahren kann die Fachkraft für Arbeitssicherheit übernehmen. Hilfreich können auch Brancheninformationen und Unternehmernetzwerke sein, sie liefern Erfahrungen und Erkenntnisse zum Einsatz alternativer Stoffe bzw. Verfahren. Fehlende Angaben, die für eine Entscheidung erforderlich sind, müssen beim Lieferanten angefordert werden.
Besonders wichtig ist die Substitutionsprüfung
- bei hoher Gefährdung,
- wenn eine große Anzahl von Personen gefährdet ist.
Es können dann vertiefte Recherchen bzw. Prüfungen und ggf. die Einschätzung von Experten erforderlich sein.