Zusammenfassung
- Der Medikamentenkonsum steigt.
- Die Diagnosen psychischer Erkrankungen steigen stetig – psychisch Erkrankte nehmen i. d. R. Psychopharmaka ein.
- Die demografische Entwicklung geht mit einer Zunahme des Medikamentenkonsums einher.
- Der Medikamentenkonsum steigt auch deshalb, weil sich Medikamente leicht über das Internet beschaffen lassen.
- Arzneimittel zeigen Wirkungen, haben Nebenwirkungen und gehen Wechselwirkungen mit anderen Präparaten ein.
- Medikamente haben Auswirkungen auf die Arbeitssicherheit, weil Leistungs- und Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt werden können.
- Neuroenhancement ist ein neuer Trend zur Leistungssteigerung und Stimmungsverbesserung.
- Medikamentenmissbrauch wird oft unkritisch gesehen, weil sie vom Arzt verordnet wurden.
- Auch die Selbstmedikation hat einen guten Grund: man will ja schließlich gesund werden oder bleiben.
- Medikamentenmissbrauch oder -abhängigkeit wird auch als die "stille Sucht" bezeichnet. Davon betroffen sind vor allem Frauen.
1 Details
Während das Thema "Alkohol am Arbeitsplatz" schon seit Langem Beachtung bei Personalverantwortlichen findet, wird der Arzneimittelgebrauch von Beschäftigten eher zurückhaltend, wenn überhaupt registriert.
1.1 Definitionen und Hintergrund
Medikamentengebrauch
Ein bestimmungsgemäßer Arzneimittelgebrauch liegt vor, wenn ein Medikament in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker, in der korrekten Dosierung oder wie in der Packungsbeilage vorgeschrieben, eingenommen wird. Das Medikament wird abgesetzt, wenn die Krankheitssymptomatik nach Absprache mit dem Arzt auskuriert ist.
Ein schädlicher Gebrauch von Arzneimitteln liegt vor, wenn Arzneimittel vorsätzlich und gezielt immer weiter und/oder in unnötiger Menge konsumiert werden. Man spricht bei einem schädlichen Gebrauch von Arzneimitteln landläufig auch von Medikamentenmissbrauch.
Eine Arzneimittelabhängigkeit liegt vor, wenn die Bewältigung des Lebens nicht mehr ohne die Arzneimittelwirkstoffe möglich ist. Das Präparat wird weiter eingenommen, obwohl keine medizinische Indikation mehr gegeben ist.
Der Übergang von einem bestimmungsgemäßen Gebrauch zu einem schädlichen Gebrauch ist fließend. Die "stille Sucht" bleibt weitgehend unbemerkt. Auch Betroffene selbst merken nicht immer, dass sie von einem/ihrem Medikament abhängig sind.
… zu Risiken und Nebenwirkungen
Alle Medikamente haben Wirkungen, Nebenwirkungen und können in Wechselwirkung mit anderen Präparaten treten. Dies kann Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit einer Person haben. Es gibt Wirkstoffe, die kritisch in Zusammenhang mit der Fahrtüchtigkeit und Arbeitsfähigkeit gesehen werden müssen.
Manche Wirkstoffe
- machen müde und benommen,
- setzen das Reaktionsvermögen herab,
- beeinträchtigen die Aufmerksamkeit und Konzentration,
- verlängern die Reaktionszeiten,
- stören die Fein- und Grobmotorik sowie die motorische Koordination,
- erschweren die Informationsaufnahme und -verarbeitung.
- In der Folge werden Gefahrenreize nicht adäquat interpretiert und
- das eigene Leistungsvermögen wird überschätzt.
Medikamente schränken ein
Sicheres Führen von Fahrzeugen (auch Fahrrädern) und das Bedienen von Maschinen und Anlagen sind nur eingeschränkt oder gar nicht möglich.
Nach Einnahme von manchen Medikamenten kann es zu
- Koordinationsstörungen,
- Doppelwahrnehmungen,
- Drehschwindel und
- Einschränkungen des Sichtfelds
kommen.
Gefährliche Arbeiten
Vorsicht bei Arbeiten auf Leitern, Arbeitsbühnen und Gerüsten.
Insbesondere Psychopharmaka können
- Unruhe, Angstzustände oder Erregung auslösen,
- aggressiv machen.
Konflikte
Kann zu Konflikten mit Kunden und Kollegen führen.
… informieren Arzt oder Apotheker
Insbesondere in der Einstellungsphase auf ein Medikament und in der Absetzphase kann es zu unerwarteten körperlichen und psychischen Reaktionen kommen. Im Beipackzettel findet man Informationen über Nebenwirkungen; auch Ärzte oder Apotheker informieren. Der Konsument sollte selbst auf physische und psychische Änderungen achten. Vorsicht vor dem Hangover-Effekt: die Wirkstoffe werden nur langsam im Körper abgebaut, auch am nächsten Tag ist man noch müde und abgeschlagen.
Differenzierte Sicht auf Arzneimittel
Medikamente sind natürlich nicht per se kritisch zu betrachten. Arzneimittel heilen Krankheiten, lindern Beschwerden oder beugen Krankheiten vor. Vielfach verbessern sie die Lebensqualität und erhalten die Arbeits- und Leistungsfähigkeit. Diabetiker, Epileptiker, Asthmatiker, Hypertoniker (Bluthochdruckpatienten) wären ohne Medikamentengebrauch überhaupt nicht in der Lage, halbwegs beschwerdefrei zu leben oder einer Arbeit nachzugehen.
1.2 Welche Medikamente sind kritisch?
- Medikamente, die auf das zentralnervöse Nervensystem Einfluss nehmen: dazu gehören alle Psychopharmaka und Psychostimulanzien.
- Manche ärztlich verschriebenen und notwendigen Medikamente für chronisch Kranke wie Diabetiker, Epileptiker, Asthmatiker, Hypertoniker.
- Einige Arzneimittel, die rezeptfrei in der Apotheke erworben werden können: Hustenmittel, Schlafmittel, Augentropfen, Appetitzügler.
Psychopharmaka
Zu den Psychopharmaka zählen: