Warum sollten vor der Einführung neuer PSA Trageversuche gemacht und die Mitarbeiter bei ...

Dipl.-Ing. Dirk Haffke

Zusammenfassung

Überblick

Der Einsatz Persönlicher Schutzausrüstung soll immer dann erfolgen, wenn Restgefährdungen existieren, die durch technische oder organisatorische Lösungen nicht beseitigt werden können.
Die Akzeptanz zum Tragen von PSA hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich steigt die Akzeptanz mit steigendem Tragekomfort.
PSA muss die persönlichen Bedürfnisse der Beschäftigten berücksichtigen. Dies gilt sowohl bzgl. Tragekomfort als auch Aussehen.
Wenn mehrere Persönliche Schutzausrüstungen getragen werden müssen, müssen diese aufeinander abgestimmt werden.
Es gibt gesetzliche Anforderungen zur Beteiligung der Mitarbeiter bei der Auswahl von Persönlicher Schutzausrüstung.
Trageversuche helfen bei der Auswahl geeigneter Persönlicher Schutzausrüstung.
Die Einbindung der Mitarbeiter bei der Auswahl von Persönlicher Schutzausrüstung schafft eine höhere Akzeptanz, vorgeschriebene PSA auch zu tragen. Die Mitarbeiter fühlen sich "ernst genommen".
Trägt ein Mitarbeiter eine PSA nicht, weil diese z. B. unergonomisch ist, kann dies zu Gesundheitsschäden oder einem Arbeitsunfall führen. Die daraus resultierenden Kosten sind sicherlich höher als die von Trageversuchen bei der Auswahl von Persönlicher Schutzausrüstung.

1 Details

1.1 Definition

Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist jede Ausrüstung, die dazu bestimmt ist, von Mitarbeitern benutzt oder getragen zu werden, um sich gegen Risiken zu schützen, die ihre Sicherheit oder ihre Gesundheit bei der Arbeit beeinträchtigen könnten. Dazu gehört auch jede mit demselben Ziel verwendete Zusatzausrüstung.

1.2 Hintergrund

Die PSA-Benutzungsverordnung fordert, dass die PSA, die der Arbeitgeber den Mitarbeitern zur Verfügung stellt, Folgendes erfüllt:

Schutz vor den zu verhütenden Risiken;
Eignung für die am Arbeitsplatz bestehenden Bedingungen;
Erfüllung ergonomischer Anforderungen und gesundheitlicher Erfordernisse der Mitarbeiter;
sie muss den Mitarbeitern individuell passen;
Abstimmung beim gleichzeitigen Tragen mehrerer PSA (Schutzwirkung gegenüber der jeweiligen Risiken muss gewährleistet sein);
PSA ist grundsätzlich zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Ist eine Mehrfachnutzung erforderlich, müssen Maßnahmen zur Vermeidung von Gesundheits- und Hygieneproblemen getroffen werden;
durch Wartungs-, Reparatur- und Ersatzmaßnahmen sowie durch ordnungsgemäße Lagerung muss der Arbeitgeber dafür sorgen, dass die PSA während der gesamten Benutzungsdauer gut funktioniert und sich in einem hygienisch einwandfreien Zustand befindet.

Darüber hinaus verlangt § 3 PSA-BV die regelmäßige Unterweisung der Beschäftigten, wie die PSA sicherheitsgerecht verwendet wird. Gegebenenfalls sind zusätzlich zur Unterweisung Schulungen in der Benutzung erforderlich.

§ 29 DGUV-V 1 "Grundsätze der Prävention" fordert die Einbeziehung der Mitarbeiter bei der Auswahl und Bereitstellung der PSA. Eine weitere Pflicht zur Beteiligung der Mitarbeiter bei der Auswahl von PSA ergibt sich aus § 87 Betriebsverfassungsgesetz. Dieser fordert die Beteiligung des Betriebsrates (als Interessenvertretung der Beschäftigten).

Achtung

Nutzen

Wichtiger als die gesetzlichen Forderungen zur Mitarbeiterbeteiligung bei der Auswahl von Persönlicher Schutzausrüstung ist der praktische Nutzen für das Unternehmen und für die Mitarbeiter.

Trageversuche helfen, einen Abgleich zwischen Herstellerangaben und Tragekomfort aus Sicht der Mitarbeiter zu machen.
PSA, die die Anforderungen an Tragekomfort und Aussehen seitens der Mitarbeiter erfüllt, wird später gerne getragen. Die Mitarbeiter fühlen sich dann wohl.
Die Akzeptanz zum Tragen der geforderten PSA steigt deutlich, wenn diese den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter entspricht.
Die Akzeptanz der PSA steigt durch die Beteiligung der Mitarbeiter bei der Auswahl. Für viele Mitarbeiter ist dies eine große Wertschätzung, wenn "sie" gefragt werden. Ein Umstand, der nicht unterschätzt werden sollte.
Wenn Mitarbeiter von ihrer PSA begeistert sind, erzählen sie dies auch anderen Kollegen. Sie machen damit automatisch Werbung für die jeweilige PSA. PSA, die von Mitarbeitern eingefordert wird, ist die beste PSA, da diese mit Sicherheit auch getragen wird.
Durch die höhere Trageakzeptanz kann die PSA ihre Schutzfunktion auch erfüllen, da sie wirklich benutzt wird. Eine PSA, die keine Trageakzeptanz erzielt, kann durch Nicht-Tragen zu Gesundheitsschäden oder gar Unfällen führen.
Trageversuche helfen auch, Kosten durch Fehlbeschaffungen zu vermeiden.

Praxis-Tipp

Unterstützung durch Hersteller oder Lieferanten

Führen Sie praktische Trageversuche der PSA, die Sie einführen wollen, durch. Die meisten Hersteller oder Lieferanten unterstützen Sie dabei mit entsprechenden Testmustern, die in Abhängigkeit von der PSA kostenlos oder für die Dauer der Trageversuche zur Verfügung gestellt werden. Die Bereitschaft hängt natürlich auch von der zu erwartenden zukünftigen Abnahmemenge ab.

Praxis-Tipp