3.1 3 Formen der Anerkennung
Anerkennung lässt sich als Oberbegriff verstehen für Dank, Lob und Wertschätzung.
- Dank bezieht sich auf den Einsatz des Kollegen oder der Mitarbeiterin. Er ist unabhängig vom Ergebnis der Bemühungen oder von Sympathie. Diese Form der Anerkennung kommt also auch dann infrage, wenn die Führungskraft beispielsweise den Mitarbeiter nicht mag.
- Lob bezieht sich immer auf eine Leistung und beinhaltet eine (positive) Bewertung dieser Leistung. Letztlich stellt auch negatives Feedback eine Form von Anerkennung dar, denn auch Kritik beinhaltet, dass man sich die Leistung näher angeschaut hat und damit auch den Leistungserbringer zur Kenntnis genommen hat. Im Arbeitsalltag wird Kritik allerdings häufig negativ erlebt – dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Wertschätzung aus Sicht des Kritikempfängers nicht gegeben ist.
- Die Wertschätzung der Person ist die Königsklasse der Anerkennung. Hier geht es um den Menschen als Ganzes – nicht nur in seiner Funktion als Leistungserbringer. Sie äußert sich z. B. in Form von Interesse für die Arbeit, aber auch für das Privatleben des Kollegen (falls gewünscht). Die meisten Beschäftigten halten die Wertschätzung ihrer Person für wichtiger als das Lob für ihre Leistung.
Macht Lob klein?
Während lange Zeit die motivationsfördernde Wirkung von Lob beschrieben wurde, mehren sich in den letzten Jahren Stimmen, die Lob als "Selbstwertkiller" bezeichnen und behaupten, Lob erziehe Mitarbeiter zu Kraftlosigkeit. Wer nach Lob durch Vorgesetzte schiele, sei umündig wie ein Kind, denn er arbeite für die Führungskraft und nicht für sich selbst, und es ginge ihm auch nicht um einen Sinn in seiner Tätigkeit.
In der Praxis schildern Beschäftigte i. d. R., dass sie beide Aspekte kennen: Eine reife Persönlichkeit ist nicht abhängig von der Anerkennung durch andere – dennoch kann Lob eine wohltuende und auch motivationsfördernde Wirkung haben.
Lob ist nur der Notnagel
Mitarbeiterbefragungen ergeben branchen- und hierarchiestufenübergreifend die Klage von Mitarbeitern, sie erhielten zu wenig Lob. Ein Grund kann darin liegen, dass in den Fragebögen der Erhebung nur nach Lob für Leistungen und nicht nach Wertschätzung der Person gefragt wird. Idealerweise sollten Erhebungsinstrumente Items für beide Aspekte der Anerkennung beinhalten.
3.2 Wertschätzendes Verhalten
Wertschätzung zeigt sich im Betrieb im täglichen Umgang, z. B. im Umgangston. Ist dieser geprägt von Freundlichkeit, Höflichkeit und Respekt, so fühlen Beschäftigte sich i. d. R. wohl. Dazu gehören auch zahlreiche "kleine" Gesten wie die Ansprache mit Namen, das Willkommenheißen nach einer Abwesenheit und der häufige Gebrauch der Wörter "bitte" und "danke".
Das Betriebsklima wird positiv beeinflusst, wenn man Lästern unterlässt bzw. es – seitens der Führungskraft – unterbindet. Gleiches gilt für Diskriminierungen. Gleichbehandlung ist wichtig, um Kränkungsgefühle zu vermeiden. Kollegen stehen füreinander ein und vermeiden Ausgrenzungen, wenn sie den Eindruck haben, dass auch sie selber zu ihrem Recht kommen und geschätzt werden.
Von besonderer Bedeutung für ein wertschätzendes Miteinander ist auch die oben erwähnte soziale Unterstützung. Sie umfasst Verhaltensweisen wie Zuhören, den Rücken stärken, Misserfolge erlauben, Trost spenden oder praktische Hilfen. In einer Kultur der Wertschätzung sprechen Mitarbeitende und Führungskräfte positiv übereinander (und auch über Angebote des Unternehmens wie z. B. die Kantine). Sie haben das Vertrauen, Konfliktherde offen anzusprechen, sodass eine Eskalation vermieden wird.
Führungskräfte gewinnen
Da Wertschätzung im Betrieb maßgeblich durch die Führungskräfte des Unternehmens geprägt wird, ist es wichtig, diese für das Thema zu gewinnen. Sie müssen für ihre Aufgaben im Zusammenhang mit gesundheitsgerechter Mitarbeiterführung sensibilisiert, geschult und motiviert werden.