BGM: Taktisches Vorgehen bei der Einführung
In Empfehlungen zur Gestaltung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements wird ein idealtypischer Aufbau empfohlen, der
- prozessorientiert gestaltet werden soll,
- sich an Zielen orientiert und
- nach einer Analysephase zielgerichtete Maßnahmen beinhalten sollte.
Theorie trifft Praxis
Die Realität sieht aber oft anders aus. So unterschiedlich Unternehmen in Größe, Branche, Leistungsangebot und Philosophie sind, so unterschiedlich ist auch die Vorstellung, was unter der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), respektive einem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zu verstehen ist. Hinzu kommt noch das häufig sehr unterschiedliche Verständnis, wer für die Gesundheit der Mitarbeiter verantwortlich ist und wie ein Unternehmen überhaupt darauf Einfluss nehmen kann.
Zudem gibt es mehrere Möglichkeiten, wie Unternehmen mit dieser Thematik überhaupt in Kontakt kommen:
- Vorhandene Kennzahlen, wie z. B. der Krankenstand, fallen der Geschäftsführung ins Auge, weshalb sie der Personalabteilung den Auftrag zur "Optimierung" erteilt.
- Die Personalabteilung sieht die Entwicklung von Kennzahlen, wie z. B. Krankenstand, und/oder erfährt aus Fachmagazinen bzw. von anderen Unternehmen, welche Herausforderungen hinsichtlich der Ressource Mitarbeiter bestehen.
- Krankenkassen, Berufsgenossenschaften oder Dienstleister informieren Unternehmen über BGF/BGM und deren Nutzen.
- Betriebs- bzw. Personalräte nehmen die Belastungen der Mitarbeiter wahr und melden Handlungsbedarf an die Unternehmensleitung. Zudem sind sie durch Weiterbildungen und Informationssysteme über die Bedeutung und den Nutzen eines BGM informiert worden.
Reaktionen unterschiedlich
Diese verschiedenen Signale führen auch zu unterschiedlichen Reaktionen. In Kombination mit der mangelnden Kenntnis über diese Thematik kann es zur Zurückweisung kommen ("Brauchen wir nicht, Gesundheit ist Privatsache!") oder aber zu unterschiedlicher Umsetzung ("Wir haben ein BGM!", wobei nur ein Gesundheitstag und eine Rückenschule angeboten werden). Selten wird gleich zu Beginn ein vorbildliches BGM angeboten.
Viele Unternehmen steigen über ein Angebot von verhaltenspräventiven Maßnahmen ein und lassen dieses von Krankenkassen durchführen und finanzieren. Durch diesen niederschwelligen Einstieg möchte man die Bedeutung dieser Thematik gegenüber den Mitarbeitern aufzeigen und sich gleichzeitig als sozialer Arbeitgeber darstellen.
Aus mangelnder Kenntnis über die Wirksamkeit einer kombinierten Herangehensweise der Verhaltens- und Verhältnisprävention sowie über deren inhaltliche Ausgestaltung, aber auch die Sinnhaftigkeit einer Vernetzung zum Arbeitsschutz und Betrieblichen Eingliederungsmanagement, bleibt es oftmals bei Gesundheitstagen und Präventionskursen. Zudem bieten Krankenkassen gerne ihre Standardmaßnahmen an, die inhaltlich gut sein mögen, jedoch nicht immer für die Herausforderungen des Unternehmens passend sind.
Einstiegsmöglichkeiten ins BGM
Diese von vielen Unternehmen verwendete Variante "Wir machen einfach mal" hat den Vorteil eines schnellen und für die Organisation wenig belastenden Einstiegs. Zudem entstehen dafür kaum Kosten, weshalb auch die Genehmigung seitens der Geschäftsführung nur Formsache ist.
Daneben gibt es aber noch zwei weitere Varianten:
- "Step by Step" und
- "Strategische Planung".
Sie greifen tief in die Organisation ein und bedürfen einer Erklärung zum Nutzen und zu den anfallenden internen und externen Kosten.
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