BGM in der Pause, wie wird es weitergehen?
Die Haufe Redaktion sprach mit dem BGM-Experten und Dozenten Oliver Walle von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement über die aktuellen gesundheitlichen Herausforderungen und die Rolle des BGM in der Corona- und Post-Corona-Zeit.
Das klassische BGM im Lockdown
Haufe Online Redaktion: Herr Walle, welches Fazit können Sie nach fast zwei Jahren Pandemie bezüglich der Aktivitäten im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) ziehen? Laufen diese noch oder kam mit der Pandemie alles zum Erliegen?
Oliver Walle: Zu Beginn, ab März 2020, gab es einen Shutdown des BGM infolge des bundesweiten Lockdowns. Leider hält dieser Zustand in Bezug auf das BGM in vielen Betrieben weiterhin an, auch wenn es in den wärmeren Monaten in den Jahren 2020 und 2021 immer wieder Versuche gab, nochmal Vor-Ort-Maßnahmen durchzuführen. Was läuft, sind digitale Lösungen in unterschiedlicher Form.
Haufe Online Redaktion: Können Sie diese unterschiedlichen Formen näher erläutern?
Oliver Walle: Begonnen hat es mit den Klassikern wie Fitness- und allgemeine Gesundheits-Apps, die ja bereits vor der Pandemie schon in den App-Stores zu finden waren. Einige Dienstleister auf dem Gebiet der Betrieblichen Gesundheitsförderung / des BGM sowie wenige Krankenkassen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits spezifischere Lösungen, so zum Beispiel webbasierte Plattformen als Zugangsweg zu Maßnahmen sowie Apps mit Fokus auf die Rückengesundheit und das Stressmanagement. Viele Anbieter in der Betrieblichen Gesundheitsförderung haben sehr schnell verstanden, dass nun der Bedarf für digitale Lösungen steigen wird, und dies nicht nur während der Pandemie. Seitdem entstehen mehr und mehr sehr interessante und bedarfsorientierte Lösungen.
Veränderungen im BGM
Haufe Online Redaktion: Und wie steht es um das BGM insgesamt? Dominieren weiterhin eher einzelne Gesundheitsförderungsmaßnahmen oder wird aufgrund der Pandemie-Erfahrungen auch verstärkt ein Managementsystem entwickelt?
Oliver Walle: Die Corona-Pandemie hat auf jeden Fall zu einer deutlicheren Sensibilisierung in Bezug auf die Mitarbeitergesundheit geführt, weshalb der Erhalt der Ressource Mensch und die Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen deutlich an Bedeutung gewonnen haben. Gerade mittlere und vor allem größere Unternehmen planen wieder stärker den Aufbau beziehungsweise die Weiterentwicklung ihres BGM.
Auch wenn viele Aktivitäten vor Ort gerade in Tätigkeitsbereichen wie Produktion, Logistik, Pflege und zum Teil auch im Handwerk und der Baubranche aufgrund der Kontaktreduzierungen ruhen, so werden sie sicherlich in der Post-Corona-Zeit hochfahren. Der Bedarf hierzu ist jedenfalls höher denn je.
Haufe Online Redaktion: Kann auch das BGM als Managementsystem digital umgesetzt werden?
Oliver Walle: In gewissem Umfang: ja. Aktuell erfolgen gerade Besprechungen und Workshops über Videokonferenzsysteme, einige Digitalanbieter ermöglichen ein Monitoring und Management der Gesundheitsförderungsaktivitäten. Auch in meiner eigenen Firma haben wir bereits digitale Lösungen zur BGM-Systemprüfung entwickelt, in weiteren Bereichen des Managementsystems sind wir am Entwickeln. Insgesamt lässt sich in den Betrieben feststellen, dass BGM zunehmend zu einem hybriden Modell ausgebaut und dadurch krisensicherer wird - mit neuen Potenziale für alle Beteiligten. 2022 wird definitiv ein spannendes Jahr!
Kostenloses Online-Seminar
Weitere Informationen, wie BGM während Corona und in der Post-Corona-Zeit gestaltet und wie hybride Modelle entwickelt werden können, erfahren Sie im Online-Seminar „BGM während Corona und in der Post-Corona-Zeit: wie wird das Jahr 2022?“.
Termin: 25.01.2022, 14:00 Uhr, Dauer ca. 90 Minuten
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