Einfluss alternativer Arbeitszeitmodelle auf die Gesundheit

Der Arbeitsmarkt und das Arbeitsleben in Deutschland unterliegen einem stetigen Wandel. Treiber dieses Wandels war und ist der technologische Fortschritt, der demografische Wandel, aber auch gewandelte gesellschaftliche Ansprüche und Werte. Das führt zu neuen Arbeitswelten und -formen mit Themen wie New Work, Workation und hybrider Arbeit.

Doch wie können Unternehmen davon profitieren und steigert die 4-Tage-Woche die Produktivität?

Der demografische Wandel und der dadurch begünstigte Fachkräftemangel in Deutschland stellt veränderte Anforderungen an das Personalmanagement bzgl. alternativen Arbeitszeitmodellen in Organisationen, um die Wertschöpfung aufrecht zu erhalten, aber auch um z.B. die Arbeitgeberattraktivität zu erhöhen. Die Notwendigkeit wurde in einigen Branchen gerade während der COVID-19-Pandemie besonders deutlich. Durch die erheblichen Veränderungen in den letzten Jahren, beschäftigen sich immer mehr Unternehmen mit den Vorteilen einer flexibleren Arbeitszeitgestaltung. Eine dieser „innovativen“ Arbeitszeitmodelle ist die 4-Tage-Woche, bei der Mitarbeiter anstatt 5 Tagen pro Woche nur noch an 4 Tagen arbeiten. Die Ausgestaltung erlaubt dabei eine Vielfalt an verschiedensten Varianten (mit und ohne Reduzierung der Wochenarbeitszeit, mit und ohne vollständigen Lohnausgleich, u.v.m.).

Voller Lohnausgleich nur bei gesteigerter Produktivität

Erhebungen, wie z.B. die Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung zeigen auch in Deutschland den Wunsch von Beschäftigten nach einer 4-Tage-Woche auf. Dabei präferiert jedoch eine klare Mehrheit dies unter Vorbehalt eines vollständigen Lohnausgleichs (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut, 2023). Jedoch können die höheren Lohnausgaben für Organisationen nur durch eine gesteigerte Produktivität und Arbeitsfähigkeit der Angestellten kompensiert werden. Hier spielt die Mitarbeitergesundheit eine elementare Rolle. Erste Ergebnisse dazu haben gezeigt, dass unter Anpassung von Arbeitsprozessen sowohl individuelles Wohlbefinden als auch betriebliche Produktivität gleichzeitig gesteigert werden konnten (Schor et al., 2022). Weitere Untersuchungen, vor allem aus dem Ausland, berichten von positiven Auswirkungen auf das Stressniveau, die Work-Life-Balance, Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter. Eine bessere Balance zwischen Arbeits- und Privatleben kann dazu beitragen, Burnout und psychische Belastungen zu reduzieren. Mitarbeiter haben mehr Zeit für ihre Familie, Hobbys und persönliche Interessen, was sich positiv auf ihre Gesundheit auswirken kann. Obwohl es möglicherweise konträr erscheint, waren Mitarbeiter in Unternehmen mit einer verkürzten Arbeitswoche oft produktiver und motivierter, da sie sich auf ihre Aufgaben konzentrierten, um die kürzere Arbeitszeit auszugleichen.

Effekte auf Engagement und Arbeitszufriedenheit 

Neben den in den Medien und von Befürwortern der 4-Tage-Woche dargestellten positiven Auswirkungen, zeigen andere wissenschaftliche Studien ein durchaus differenziertes Bild bzgl. der Gründe von Produktivitätssteigerungen und Kostensenkungen. Einige wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass das Engagement und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter durchaus verbessert werden können, andere zeigen jedoch, dass der Reiz einer 4-Tage-Woche eher darin bestand, mehr Freizeit zu haben, als dass sie engagierter oder zufriedener mit der Arbeit waren. Etwaige Umweltvorteile hängen wahrscheinlich davon ab, wie die freigewordene Zeit genutzt wird (Campbell, 2023).

Fazit

Auch wenn die Studienlage, insbesondere für den deutschen Arbeitsmarkt, noch recht dünn ist, kann die Einführung einer 4-Tage-Woche sowohl für Mitarbeiter wie auch für Unternehmen einige Vorteile mit sich bringen. Die Reduzierung von Stress, die Verbesserung der Work-Life-Balance, die Steigerung der Produktivität und die Förderung der körperlichen Gesundheit sind nur einige der Vorteile, die mit diesem Arbeitszeitmodell einhergehen können. Unternehmen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter fördern möchten, sollten die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche durchaus in Betracht ziehen, sofern dies für ihre Branche und ihre Arbeitsabläufe möglich ist. Neben den gesundheitlichen Aspekten, wie z.B. den Erhalt der Arbeitsfähigkeit, kann auch eine gesteigerte Arbeitgeberattraktivität helfen, die Folgen des demografischen Wandels für das Unternehmen abzumildern. Dabei gilt es die betrieblichen Arbeitsabläufe genau zu prüfen und entsprechend individuelle Konzepte für das jeweilige Unternehmen ggfs. sogar für einzelne Unternehmensbereiche zu erarbeiten.

Anzeige

Betrieblicher Gesundheitsmanager

Der Lehrgang „Betrieblicher Gesundheitsmanager/in“ qualifiziert die Teilnehmer, das Thema Gesundheit in den Managementstrukturen eines Unternehmens fest zu verankern und vermittelt die hierfür notwendigen Strategien und Methoden. Die Teilnehmer werden befähigt, Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) mit anderen Unternehmensbereichen zu vernetzen, sodass bei allen wichtigen Unternehmensentscheidungen immer auch die gesundheitliche Perspektive berücksichtigt wird.

Weitere Informationen finden Sie hier.


Schlagworte zum Thema:  Gesundheit, Arbeitszeit, Arbeitszeitmodell