Gesucht, gefunden, angesprochen: Rechtliche Tücken des "Active Sourcing" (BB 2013, Heft 47, S. 2869)

Zusammenfassung

Überblick

Die deutsche Wirtschaft leidet an einem Fachkräftemängel. Unternehmen fällt es zusehends schwerer, hinreichend qualifizierte Arbeitskräfte für offene Stellen zu finden. Dieser Zustand dürfte sich unter Berücksichtigung des demografischen Wandels in Zukunft eher verschlechtern als verbessern. Vor diesem Hintergrund ist nachvollziehbar, dass sich Unternehmen untereinander bereits jetzt in einem "War for Talents" befinden, um sich gut qualifiziertes Personal "zu sichern". Im Vergleich zu den tradierten, eher rezeptiven Methoden der Personalgewinnung, z. B. durch das schlichte Schalten einer Stellenanzeige in Printmedien, ist inzwischen aber eine aktivere Rolle der Unternehmen oder der von diesen eingeschalteten Dritten gefragt, um im "War for Talents" bestehen zu können. Potenzielle Mitarbeiter sollen identifiziert und im Zweifel angesprochen werden, bevor sie überhaupt davon Kenntnis erlangt haben, dass sie sich für eine Stelle bei dem Arbeitgeber eignen und dieser Interesse an ihnen hat. Man spricht insoweit vom "Active Sourcing". Dabei spielt die Suche und Ansprache von Kandidaten über "klassische Medien", zunehmend aber auch über soziale Netzwerke eine wichtige Rolle. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen dabei gelten, ist Gegenstand dieses Beitrags.

I. Einleitung

Nach der Definition der Online-Enzyklopädie "Wikipedia" steht Active Sourcing "für alle Maßnahmen der Identifizierung viel versprechender Mitarbeiter auf dem externen Arbeitsmarkt, bei denen das Unternehmen aktiv versucht, in persönlichen Kontakt mit potenziellen Bewerbern und Mitarbeitern zu treten und eine dauerhafte Beziehung zu den Bewerbern aufzubauen. Ziel ist es, die Bewerber so lange durch den persönlichen Kontakt zu binden, bis sie rekrutiert werden können".^[1] Anhand dieser Definition lässt sich bereits e...