Immer wieder wird angeführt, dass die klassischen Perspektiven oder Dimensionen der Balanced-Scorecard nicht mehr genügen, um ein Unternehmen wirklich umfassend zu steuern. Es gibt bereits Ansätze, in denen weitere Dimensionen eingebunden werden, z. B. Innovationen, wenn dieses Themenfeld für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens wichtig ist.
Das gilt aber nicht für alle Unternehmen und ist vom Geschäftsmodell abhängig. Anders der Komplex Nachhaltigkeit: Dieser ist für alle Betriebe, unabhängig von Branche und Größe, inzwischen von existenzieller Bedeutung. Viele große Unternehmen fordern von ihren Kunden oder Lieferanten inzwischen, dass sie nachweisen, was sie in Punkto Nachhaltigkeit tun. Und Banken gehen dazu über, Unternehmen, die sich aktiv um Nachhaltigkeit kümmern, günstigere Finanzierungskonditionen zu gewähren. Insofern sollte geprüft werden, ob und wie sich diese fünfte Dimension in eine Balanced Scorecard integrieren lässt, um diese Tätigkeiten und Arbeiten belegen zu können.
Nachhaltigkeit besteht in der Regel aus den 3 Säulen:
Ökonomie
Hier geht es im Wesentlichen um das klassische Agieren von Unternehmen, die das Ziel haben, Gewinne zu erwirtschaften. Dies soll aber nicht "um jeden Preis" erreicht werden, sondern durch z. B. den verstärkten Einsatz nachwachsender Rohstoffe, von Materialien aus nachhaltiger Fertigung oder dem Einsatz von mehr erneuerbaren Energien. Auch die Erweiterung von Investitionsrechnungen um den Aspekt Nachhaltigkeit kann hierunter fallen.
Ökologie
Hier geht es u. a. um Sachverhalte wie Reduktion von Emissionen und Abfallmengen, Reduzierung des Einsatzes von Gefahrstoffen, vermehrte Nutzung von Recyclingmöglichkeiten oder den Schutz der Artenvielfalt.
Soziales:
In diesem Themenkomplex geht es z. B. um die Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen, ein für alle Beschäftigten ausgewogenes Entgeltsystem, Mitarbeiterzufriedenheit, eine hohe Arbeitssicherheit, die Entwicklung ethischer Grundsätze, die Auswahl von Lieferanten (auch) nach nachhaltigen Kriterien oder allgemein die faire Behandlung von Geschäftspartnern.
In Teilen sind die Themen bereits in einer klassischen Scorecard enthalten, z. B. in der Finanz- oder Mitarbeiter-Perspektive. Dennoch lohnt es sich zu prüfen, durch die Entwicklung dieser fünften Perspektive der Nachhaltigkeit im Unternehmen mehr Bedeutung zukommen zu lassen.
Mit dem Hervorheben von Nachhaltigkeit in einer separaten Dimension kann dieses Ziel erreicht werden. Wichtig für den Erfolg ist, dass es auch für diese Dimension gelingt, einen Bezug zu Vision, Leitbild und Strategien herzustellen. Das kann beispielsweise geschehen, indem man Nachhaltigkeit in Ziele und eine Strategie integriert, z. B. dass man künftig mit geringerem Ressourceneinsatz agieren möchte und Geschäftspartner bevorzugt, die ihrerseits nachweislich nachhaltig agieren.