Abgrenzung der Gewinnerzielungsabsicht zur Liebhaberei
- bei einem Erfinder → BFH vom 14.3.1985 (BStBl II S. 424),
- bei Vermietung einer Ferienwohnung → BFH vom 5.5.1988 (BStBl II S. 778),
- beim Betrieb eines Gästehauses →BFH vom 13.12.1984 (BStBl 1985 II S. 455),
- bei einem als sog. Generationenbetrieb geführten Unternehmen →BFH vom 24.8.2000 (BStBl II S. 674),
- bei einem unverändert fortgeführten regelmäßig Verluste bringenden Großhandelsunternehmen → BFH vom 19.11.1985 (BStBl 1986 II S. 289),
- bei Vercharterung eines Motorbootes →BFH vom 28.8.1987 (BStBl 1988 II S. 10),
- bei einer Pferdezucht →BFH vom 27.1.2000 (BStBl II S. 227),
- bei einem hauptberuflich tätigen Rechtsanwalt →BFH vom 22.4.1998 (BStBl II S. 663),
- bei Betrieb einer Reitschule →BFH vom 15.11.1984 (BStBl 1985 II S. 205),
- bei einem Schriftsteller → BFH vom 23.5.1985 (BStBl II S. 515),
- bei Betrieb eines Trabrennstalls → BFH vom 19.7.1990 (BStBl 1991 II S. 333).
Anlaufverluste
Verluste der Anlaufzeit sind steuerlich nicht zu berücksichtigen, wenn die Tätigkeit von Anfang an erkennbar ungeeignet ist, auf Dauer einen Gewinn zu erbringen (→BFH vom 23.5.1985 - BStBl II S. 515 und vom 28.8.1987 - BStBl 1988 II S. 10).
Betriebszweige
Wird sowohl eine Landwirtschaft als auch eine Forstwirtschaft betrieben, ist die Frage der Gewinnerzielungsabsicht getrennt nach Betriebszweigen zu beurteilen (→BFH vom 13.12.1990 - BStBl 1991 II S. 452).
Beweisanzeichen
Betriebsführung
Beweisanzeichen für das Vorliegen einer Gewinnerzielungsabsicht ist eine Betriebsführung, bei der der Betrieb nach seiner Wesensart und der Art seiner Bewirtschaftung auf die Dauer gesehen dazu geeignet und bestimmt ist, mit Gewinn zu arbeiten. Dies erfordert eine in die Zukunft gerichtete langfristige Beurteilung, wofür die Verhältnisse eines bereits abgelaufenen Zeitraums wichtige Anhaltspunkte bieten können (→ BFH vom 5.5.1988 - BStBl II S. 778).
- VerlustperiodenBei längeren Verlustperioden muss für das Fehlen einer Gewinnerzielungsabsicht aus weiteren Beweisanzeichen die Feststellung möglich sein, dass der Steuerpflichtige die Tätigkeit nur aus den im Bereich einer Lebensführung liegenden persönlichen Gründen und Neigungen ausübt (→ BFH vom 19.11.1985 - BStBl 1986 II S. 289).
Personengesellschaft
gewerblich geprägte Personengesellschaft
→R 138 Abs. 6,
umfassend gewerbliche Personengesellschaft
→H 138 (5) Gewinnerzielungsabsicht.
Persönliche Gründe
Im Lebensführungsbereich liegende persönliche Gründe für die Fortführung einer verlustbringenden Tätigkeit können sich aus der Befriedigung persönlicher Neigungen oder der Erlangung wirtschaftlicher Vorteile außerhalb der Einkommensphäre ergeben (→BFH vom 19.11.1985 - BStBl 1986 II S. 289).
Selbstkostendeckung
Ohne Gewinnerzielungsabsicht handelt, wer Einnahmen nur erzielt, um seine Selbstkosten zu decken (→BFH vom 22.8.1984 - BStBl 1985 II S. 61).
Totalgewinn
Gewinnerzielungsabsicht ist das Streben nach Betriebsvermögensmehrung in Gestalt eines Totalgewinns. Dabei ist unter dem Begriff "Totalgewinn" das positive Gesamtergebnis des Betriebs von der Gründung bis zur Veräußerung, Aufgabe oder Liquidation zu verstehen. Es kommt auf die Absicht der Gewinnerzielung an, nicht darauf, ob ein Gewinn tatsächlich erzielt worden ist (→BFH vom 25.6.1984 - BStBl II S. 751). Der Aufgabegewinn wird durch Gegenüberstellung des Aufgabe-Anfangsvermögens und des Aufgabe-Endvermögens ermittelt. Da Verbindlichkeiten im Anfangs- und Endvermögen jeweils - mangels stiller Reserven - mit denselben Werten enthalten sind, wirken sie sich auf die Höhe des Aufgabegewinns nicht aus (BFH vom 17.6.1998 - BStBl II S. 727).
Treu und Glauben
Folgt das Finanzamt der Darstellung des Steuerpflichtigen, wonach eine Gewinnerzielungsabsicht vorliegt, kann dieser seine Darstellung nicht ohne triftigen Grund als von Anfang an falsch bezeichnen; ein solches Verhalten würde gegen die Grundsätze von Treu und Glauben verstoßen (→BFH vom 10.10.1985 - BStBl 1986 II S. 68).
Verlustzuweisung durch Inanspruchnahme von Bewertungsfreiheiten
Die Vermutung der fehlenden Gewinnerzielungsabsicht gilt auch für eine KG, die ihren Kommanditisten auf Grund der Bewertungsfreiheit des § 6 Abs. 2 EStG Verluste zuweist (→BFH vom 10.9.1991 - BStBl 1992 II S. 328).
Verlustzuweisungsgesellschaft
Bei einer Personengesellschaft, die nach Art ihrer Betriebsführung keinen Totalgewinn erreichen kann und deren Tätigkeit nach der Gestaltung des Gesellschaftsvertrags und seiner tatsächlichen Durchführung allein darauf angelegt ist, ihren Gesellschaftern Steuervorteile dergestalt zu vermitteln, dass durch Verlustzuweisungen andere Einkünfte nicht und die Verlustanteile letztlich nur in Form buchmäßiger Veräußerungsgewinne versteuert werden müssen, liegt der Grund für die Fortführung der verlustbringenden Tätigkeit allein im Lebensführungsbereich der Gesellschafter. Bei derartigen sog. Verlustzuweisungsgesellschaften ist zu vermuten, dass sie zunächst keine Gewinnerzielungsabsicht haben. Bei ihnen liegt in der Regel eine Gewinnerzielungsabsicht ...