Als Teil der Gefährdungsbeurteilung kommt die Risikobewertung von Arbeitsplätzen besondere Bedeutung zu. Die Bewertung von Risiken erfolgt durch Schätzung der potenziellen Schadenshöhe bei Eintritt und der Eintrittswahrscheinlichkeit des jeweiligen Risikos. Hierauf werden dann passende Gegenmaßnahmen zur Beseitigung oder zumindest Reduzierung der Risiken formuliert und ergriffen.

Einer der wesentlichen Vorteile von künstlicher Intelligenz, beziehungsweise Large Language Models (LLM), ist die Möglichkeit, große Datenmengen und Texte zu verarbeiten und zusammengefasst in kurzer Form auszugeben.

Das kann auch bei der Risikobewertung von Arbeitsplätzen, also bei der Identifizierung von Risikofaktoren für gesundheitliche Probleme, ungemein helfen. Nimmt man als Datengrundlage Texte wie zum Beispiel Unfallberichte und Betrieb- / Sicherheitsprotokolle aus dem eigenen Unternehmen sowie idealerweise auch von ähnlichen Unternehmen, z. B. aus der gleichen Branche, so kann die KI eine Liste der enthaltenen Risiken extrahieren und diese dann nach der Häufigkeit beziehungsweise Wahrscheinlichkeit bewertet wieder ausgeben.

Ein Vorteil bei dieser Vorgehensweise ist, dass insbesondere auch von den subjektiven Erfahrungen der Experten für Risikobewertung im eigenen Unternehmen abstrahiert wird und die KI so potenziell auf Risiken aufmerksam machen kann, die man für das eigene Unternehmen noch nicht betrachtet oder identifiziert hat. Dabei kann die KI zunächst Auffälligkeiten, Korrelationen und Muster erkennen, die für das menschliche Auge zu subtil sind und Mitarbeitenden nicht auffallen. Darauf aufbauend können potenzielle Gefahren und neue Risiken identifiziert und darauf hingewiesen werden.

Im nächsten Schritt kann die KI dann beispielsweise direkt nach passenden Vorsichts- oder Gegenmaßnahmen abgefragt werden.

So könnte z. B. die Analyse der Unfallberichte eines Unternehmens auf einen Lagerbereich hinweisen, in dem spezielle Gabelstapler verwendet werden, für die dann spezielle Schulungsprogramme zur Unfallvermeidung vorgeschlagen werden.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat zu den "Potentialen Künstlicher Intelligenz zur Risikoanalyse im betrieblichen Arbeitsschutz" ein Projekt gestartet. Hintergrund ist die erschwerte Risikobewertung im Arbeitsschutz durch die komplexer werdende Arbeitsumgebung. Dabei werden von verschiedenen Unternehmenstypen (kleine Unternehmen, Unternehmen mit etabliertem Arbeitsschutzprozess) verfügbare Daten und Anforderungen an die Risikoanalyse gesammelt.

Anschließend sollen passende Algorithmen und Vorgehensweisen ermittelt und der beste Ansatz praktisch erprobt werden. Mit den Parametern Performanz, Akzeptanz und Praxistauglichkeit erfolgt dann die abschließende Bewertung. Für Ende Mai 2024 ist das Projektende geplant[1]

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