Die ISO 45.000er-Familie bezieht sich auf eine Gruppe von internationalen Standards, die sich auf Arbeitsschutz-Managementsysteme (Managementsysteme für die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit) konzentrieren. ISO beabsichtigt mit der 45.000er-Familie Organisationen bei der systematischen Anwendung von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA) noch umfassender zu unterstützen. Außerdem soll das Thema Gesundheit bei der Arbeit (beispielsweise psychische Belastungen, Wohlbefinden) intensiver und mit größerer Bedeutung betrachtet und damit ein international anerkannter Mindeststandard für ein zeitgemäßes SGA-Managementsystem etabliert werden. Der Mindeststandard soll selbstverständlich durch nationale Gesetze, Verordnungen und andere Vorgaben untersetzt bzw. konkretisiert werden.
4.1 Turnusmäßige Revision der ISO 45.001:2018 verzögert sich
Die Anwendung der ISO 45.001 hat sich in der Praxis bewährt. Über gravierende Schwierigkeiten bei der betrieblichen Anwendung oder der Zertifizierung von SGA-Managementsystemen wurde nicht berichtet.
Die COVID-19-Pandemie hat sicherlich die Verbreitung verzögert und zu einer Fokussierung auf Infektionsgefahren geführt. Infolge der Pandemie wurde der Leitfaden zur Integration des Infektionsschutzes in ein SGA-Managementsystem entwickelt, die PAS (Publicly Available Specification) ISO/PAS 45.005: 2020-12 "Occupational health and safety management – General guidelines for safe working during the COVID-19 pandemic". Sie beschreibt in 14 Kapiteln sowie 2 Anhängen praktische Hinweise, um geeignete Maßnahmen im Unternehmen zu planen, durchzuführen und zu überprüfen. Unternehmen sollten so angehalten und befähigt werden, schnell und flexibel auf sich verändernde Situationen zu reagieren und den Gesundheits- bzw. den Infektionsschutz zu verbessern, d. h. v. a., systematisch und integriert zu organisieren und anzuwenden. Der Leitfaden erleichtert das Koordinieren von Ressourcen und Maßnahmen und beruht auf einem risikobasierten Ansatz. Die Anwendung soll durch ein Managementsystem (SGA-Managementsystem) mit den Instrumenten dieses Managementsystems erfolgen.
Die der ISO 45.001 zugrunde liegende Systematik im Umgang ("Managen") mit Risiken (Gefahren) unterschiedlichster Art hat sich auch bei den Infektionsgefahren bewährt.
4.2 Neue Version der AMS-Norm: DIN EN ISO 45.001:2023-12
Die Rückmeldungen aus der Anwendung der ISO 45.001:2018 haben die verantwortlichen Kreise dazu bewogen, die turnusmäßig für 2023 anstehende Revision der Norm um weitere 2 bis 3 Jahre zu verschieben. Das zuständige nationale Normungsgremium ist der Arbeitsausschuss NA 175-00-02 AA "Management für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit" im DIN-Normenausschuss Organisationsprozesse (NAOrg). Geplant ist die Revision in 2024 und eine Veröffentlichung für 2025.
Aktuelle Version der AMS-Norm: DIN EN ISO 45.001:2023-12
Die Entwicklungen auf der europäischen Ebene und die Veröffentlichung der Europäischen Norm EN ISO 45.001:2023 haben den DIN-Normenausschuss Organisationsprozesse (NAOrg) zur "Aktualisierung" der bereits 2018 erschienen Version der DIN ISO 45.001 veranlasst.
Die aktuelle Version der AMS-Norm ist die DIN EN ISO 45.001:2023-12 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit" – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung (ISO 45001:2018).
Die Änderungen gegenüber der DIN ISO 45.001:2018-06 sind marginal:
- unveränderte Übernahme von ISO 45.001:2018 als Europäische Norm,
- Aktualisierung des Stichwortverzeichnisses sowie
- redaktionelle Überarbeitung der Norm.
Hinweis: Unternehmen/Organisationen, die ein AMS nach der AMS-Norm aufgebaut haben, müssen dies nicht ändern!
4.3 Unterstützung der Anwendung durch Leitfaden für die Implementierung (ISO 45.002:2023 "Occupational health and safety management systems – General guidelines for the implementation of ISO 45001:2018)
Diese Anleitung soll Organisationen bei der Erstellung, Verwirklichung, Aufrechterhaltung und fortlaufenden Verbesserung eines SGA-Managementsystems entsprechend der ISO 45.001 unterstützen. Hierzu wird für die meisten Abschnitte der Norm anhand von Beispielen beschrieben, wie unterschiedliche Organisationen die Umsetzung der Anforderungen der Norm realisiert haben. Die ISO 45.002 stellt also keine weiteren Anforderungen an die Umsetzung der ISO 45.001 dar und die vorhandenen Anforderungen werden auch nicht interpretiert.
2023 soll auch eine deutsche Fassung, die DIN ISO 45.002 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Allgemeiner Leitfaden für die Implementierung" erscheinen.
4.4 Integration von Fragen der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens in ein SGA-Management (ISO 45.003:2021: Occupational health and safety management – Psychological health and safety at work – Guidelines for managing psychosocial risks)
Die Arbeitsbedingungen werden zunehmend durch Belastungen und Risiken geprägt, die sich auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten auswirken, und psychische Erkrankungen sind immer häufiger der Grund für Fehlzeiten. Psychische Belastungen können zu Beanspruchungen führen, die sich positiv (z. B. in Form von Abwechslung, Lernfortschritt oder Erfolgserlebnis), neutral oder negativ auf Beschäftigte auswirken können. Mögliche negative Folgen sind z. B. Überforderung, Verärgerung oder Stresserleben mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die ISO 45003 wurde v. a. für Unternehmen entwickelt, die bereits ein Managementsystem für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz auf der Grundlage von ISO 45001 erfolgreich eingeführt habe...