Im Folgenden wird ein einfaches Verfahren beschrieben, wie ein Risikomanagementsystem in einem Unternehmen eingeführt, umgesetzt und aufrechterhalten werden kann.
Für die effektive Umsetzung der Anforderungen eines Risikomanagements in die Praxis sollten außer der Unternehmensleitung möglichst viele Personen aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens eingebunden werden. Nur dann ist es möglich, schon beim Start der Einführung alle möglichen Risiken zu bedenken und zu erfassen.
Die systematische Bewertung, Analyse und der Umgang mit den ermittelten Risiken ist dann die nächste Herausforderung.
Mindestens folgende Schritte sollten im Unternehmen im Rahmen eines oder mehrerer Workshops durchgeführt werden:
- Risikofelder festlegen und Risiken sammeln,
- Risiken bewerten und Risikoportfolio erstellen,
- Prioritäten setzen und Maßnahmen festlegen,
- Kontrollsystem einführen,
- Systematik in das Managementsystem einbinden.
Insbesondere kleine Unternehmen sind bei allen diesen Schritten oft vor große Probleme gestellt. Nicht nur diese sollten die Informationsmöglichkeiten nutzen, die das Internet bietet.
4.1 Risikofelder – Bestandsaufnahme/Risiken sammeln
Zunächst müssen für das Unternehmen Risikofelder für alle Geschäftsbereiche, Prozesse, Tätigkeiten und das Umfeld des Unternehmens festgelegt werden. Die Auswahl dieser Felder ist für den Erfolg bei der Einführung des Risikomanagements von zentraler Bedeutung. In Abb. 3 und 4 sind 11 mögliche Risikofelder mit beispielhaften Themen dargestellt.
Abb. 3: 11 Risikofelder (Teil 1)
Abb. 4: 11 Risikofelder (Teil 2)
In einem Workshop werden diese Felder im Team bearbeitet und mögliche Risiken ermittelt. Die Risiken können z. B. im Rahmen eines Brainstormings gesammelt und in das Mindmap der Risikofelder eingetragen werden.
Es hat sich als sehr sinnvoll erwiesen, die Risikofelder mit Personen aus verschiedenen Abteilungen oder Unternehmensprozessen zu bearbeiten. So hat man am ehesten die Gewissheit, dass alle möglichen Risiken entdeckt werden.
Risiken sammeln
Ziehen Sie Checklisten, Erfahrungen, Beispiele, Daten, Unfälle, Statistiken beim Sammeln der Risiken hinzu.
4.2 Risiken bewerten und Risikoportfolio erstellen
Nachdem alle Risiken gesammelt sind, wird jedes einzelne Risiko in einem ersten Schritt bewertet. Dadurch werden die wichtigsten Risiken bestimmt.
Man sollte sich dabei für das weitere Vorgehen auf solche Risiken beschränken, die nach Meinung aller Beteiligten entweder
- vermieden (Maßnahme erforderlich),
- minimiert (Maßnahme erforderlich) oder
- übertragen (Maßnahme erforderlich, z. B. Risiko versichern oder Externen beauftragen)
werden sollten, für die also auf jeden Fall Handlungsbedarf besteht.
Die anderen gesammelten Risiken sind entweder bereits unter Kontrolle, werden nicht als Risiko gesehen, akzeptiert, unterhalb des Grenzrisikos liegend verstanden oder als Chance beurteilt.
Akzeptiertes Risiko
Man sollte sich bewusst machen, dass alle ermittelten Risiken, die nicht weiter verfolgt werden, akzeptiert und eventuell als Chance oder akzeptiertes Risiko verstanden werden.
4.3 Prioritäten setzen und Maßnahmen festlegen
Um die Risiken, die weiter betrachtet werden sollen, systematisch zu priorisieren, werden diese in eine Tabelle übertragen (z. B. Excel) und im Team eine Risikoprioritätszahl (RPZ) festgelegt.
Das schafft die Möglichkeit, Risiken untereinander nach einem einheitlichen Schema zu vergleichen und die Risiken zu bestimmen, deren Bearbeitung am dringlichsten ist.
Risikoprioritätszahl RPZ
RPZ = Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt multipliziert mit dem Schadensausmaß (Auswirkung beim Eintreten).
Die gebräuchliche Bewertungsskala geht jeweils von 1 = unwahrscheinlich bzw. sehr geringes Schadensausmaß bis 10 = sehr wahrscheinlich bzw. sehr hohes, ggf. Existenz bedrohendes Schadensausmaß.
Das Ergebnis der Priorisierung kann dann in einem Risikoportfolio übersichtlich grafisch dargestellt werden.
Ein Beispiel für das Risikofeld Arbeitsschutz (ein näher untersuchter Arbeitsplatz in der Produktion) ist in Abb. 5 dargestellt. Auf der x-Achse sind die im Team festgelegten Werte für die Wahrscheinlichkeit des Risikos und auf der y-Achse das Schadensausmaß aufgetragen.
Für Risiken mit hoher RPZ oder Risiken, die im oberen rechten Quadranten des Risikodiagramms liegen, werden dann Maßnahmen festgelegt, die sofort umgesetzt werden.
Abb. 5: Risikoportfolio für ein Risikofeld zum Thema Arbeitsschutz an einem konkreten Arbeitsplatz
Schwelle festlegen
Man sollte eine Schwelle für die RPZ festlegen, ab der auf jeden Fall Sofortmaßnahmen ergriffen werden müssen.
Eine ähnliche Kategorisierung über eine Risikoprioritätszahl kann nach der Systematik von Nohl vorgenommen werden.
Nach der Bewertung der Risiken werden Maßnahmen und die zukünftigen Vorgehensweisen festgelegt. Dies geschieht zusammen mit den für die Prozesse direkt verantwortlichen und/oder beteiligten Beschäftigten.
4.4 Kontrollsystem einführen
Die Wirksamkeit von Maßnahmen muss nach deren Durchführung festgestellt und überwacht werden (Abb. 6). Dazu wird für jedes Risiko und/oder für...