Dr. Josef Baumüller, Prof. Dr. Kerstin Lopatta
Rz. 110
ESRS 2 IRO-1 fordert Angaben, die einem Verständnis von der Durchführung der Wesentlichkeitsanalyse durch das berichtspflichtige Unternehmen dienen. Ausgangspunkt sind die Verfahrensanforderungen gem. ESRS 1, Kap. 3. Sowohl ist nachvollziehbar zu machen, wie die Auswirkungen, Risiken und Chancen des Unternehmens identifiziert wurden, als auch, wie die Bewertung ihrer Wesentlichkeit erfolgte (ESRS 2.51 f.).
Rz. 111
Zunächst werden grundlegende Beschreibungen gefordert. Diese umfassen einerseits die angewandten Methoden und Annahmen (ESRS 2.53(a)), andererseits die verwendeten Input-Parameter wie verwendete Datenquellen, den Umfang der erfassten Vorgänge und der Detailgrad der Annahmen (ESRS 2.53(g)). Dies erfordert eine detaillierte Beschreibung der methodischen Vorgehensweise, d. h. der grundlegenden Konzeption und der einzelnen Schritte in der Wesentlichkeitsanalyse. Diese hat sohin eine Methode zu sein und entsprechend systematisch abzulaufen (§ 3 Rz 61 ff.) – was gem. ESRS 2 in der Nachhaltigkeitserklärung entsprechend darzustellen ist. Weiterhin stehen im Zusammenhang mit diesem Datenpunkt v. a. technische Aspekte des Ablaufs im Fokus; Aspekte wie z. B. die Einbindung von Vorstand oder Aufsichtsrat werden von den weiter folgenden Datenpunkten gesondert aufgegriffen.
Rz. 112
Schließlich ist in den Darstellungen besonders auf die beiden Dimensionen der doppelten Wesentlichkeit einzugehen, namentlich auf die Perspektive der Auswirkungs-Wesentlichkeit und auf die Perspektive der finanziellen Wesentlichkeit. In beiden Fällen sind die grds. angewandten Prozesse zur Ermittlung, Bewertung, Priorisierung und Überwachung der potenziellen und tatsächlichen Auswirkungen bzw. der Risiken und Chancen darzustellen (ESRS 2.53(b) und (c)). Darüber hinaus ist für jede der beiden Dimensionen zu diesen Darstellungen zum Prozess zu ergänzen:
Im Hinblick auf die zahlreichen Zusammenhänge, die sich zwischen der Angabepflicht ESRS 2 IRO-1 und den zuvor dargestellten Angabepflichten des ESRS 2 SBM-2 und ESRS 2 SBM-3 ergeben, sind Verweise innerhalb der Nachhaltigkeitserklärung mitunter sinnvoll. Jedenfalls ist zu berücksichtigen, dass im Unterschied zu den beiden anderen Angabepflichten bei den Darstellungen zu ESRS 2 IRO-1 konkret auf den Kontext des Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse einzugehen ist.
Rz. 113
Dezidiert nicht gefordert ist, dass die Ergebnisse der Bewertung der Wesentlichkeit von Auswirkungen, Risiken und Chancen detailliert aufgeschlüsselt werden – d. h. die in ESRS 1 vorgesehenen Kriterien: Ausmaß, Umfang und Unabänderlichkeit und ggf. Eintrittswahrscheinlichkeit für Auswirkungen, Ausmaß und Wahrscheinlichkeit für Risiken und Chancen. Diese Ergebnisse sind wie der zugrunde liegende Prozess der Bewertung allerdings in die interne Dokumentation des Unternehmens aufzunehmen und spielen gegenüber dem externen Prüfer eine Rolle. Im Fokus steht eine Darstellung des Prozesses der Wesentlichkeitsanalyse.
Praxis-Beispiel Orsted
„Doppelte Wesentlichkeitsbewertung
Einleitung
Als ein Schlüsselelement unserer Arbeit zur Vorbereitung der CSRD-Berichterstattung haben wir eine doppelte Wesentlichkeitsprüfung (Double...