Psychische Erkrankungen können meistens nicht direkt auf eine Ursache zurückgeführt werden. Für die Entstehung werden sowohl biologische Faktoren (z. B. eine genetische Belastung, Stoffwechselveränderungen im Gehirn), familiäre Bedingungen (z. B. Eltern mit einer Depression) als auch belastende Lebenserfahrungen in der Vergangenheit (z. B. Trennungen, der Tod eines wichtigen Menschen) in Betracht gezogen. Das Zusammenwirken der verschiedenen Entstehungsfaktoren ("Risikofaktoren") bestimmt das Ausmaß der Anfälligkeit eines Menschen und gibt Aufschluss darüber, wie sich Stress oder aktuell belastende Lebensereignisse auf den Organismus eines Menschen auswirken. Für manche Menschen können normale Alltagsanforderungen schon eine Überforderung darstellen, andere Menschen geraten erst bei extremer Belastung oder Traumatisierung in psychische Krisen.
Eine Einflussnahme auf den Faktor "psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz" ist für den Arbeitgeber vor allem dann möglich, wenn es sich um Belastungsfaktoren handelt, die aus dem Arbeitsleben folgen.
Abgrenzung Belastung und Erkrankung
Nicht jede psychische Belastung macht auch "krank". Hier sind viele Faktoren entscheidend, so z. B. die Frage, ob die Belastung als negativ oder positiv empfunden wird. Es gibt auch "positiven Stress". Hohe Arbeitsbelastungen in einem guten, motivierten Team, in dem ein fairer Umgang untereinander herrscht und Führung vor allem Motivation und Unterstützung ist, führen auch zu rein körperlicher Erschöpfung, werden aber nicht negativ aufgenommen und lösen keine inneren Abwehrreaktionen aus. Auch die psychische "Stabilität" des Arbeitnehmers ist ein wichtiger Faktor. Je höher diese ausgeprägt ist, desto weniger anfällig ist der Mensch für diese Art von Belastungen. Diese Stabilität kann sich im Laufe des Lebens, z. B. altersbedingt oder durch zu hohe "Dauerlast", jedoch verändern.
Vor allem Stress kann zu erheblichen Krankheitsfolgen führen. Zentrale Einflussfaktoren für das Entstehen von Stress am Arbeitsplatz können z. B. sein:
Angst oder Angstzustände am Arbeitsplatz führen zu körperlichen Beschwerden, wie Schwächezuständen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Herz- und Magen-Darmproblemen, Hautreaktionen, Muskelverspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen. Hinzu kommen Erkrankungen durch Alkohol- oder Drogenmissbrauch, der auf derartige Umstände zurückzuführen ist.
Angst kann in einer Situation auftreten, in der man sich nicht oder noch nicht gewachsen fühlt, in der alte und vertraute Bahnen verlassen werden müssen, neue Aufgaben zu bewältigen oder Wandlungen notwendig sind. Angst am Arbeitsplatz entsteht aber oftmals auch dadurch, dass in Unternehmen das Wort "offene Kommunikation" nicht gelebt wird, sodass Gerüchte (z. B. um Restrukturierungsmaßnahmen, Arbeitsplatzabbau) zu Angstreaktionen führen. Angst als Führungsprinzip ist in vielen Unternehmen verbreitet.
Mobbing ist eine extreme Form von sozialer Belastung und beinhaltet, dass jemand am Arbeitsplatz von Kollegen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert, beleidigt oder ausgegrenzt wird. Häufig werden Betroffenen demütigende oder unter ihrem Qualifikationsniveau liegende Arbeitsaufgaben zugewiesen. Werden Vorkommnisse als Mobbing bezeichnet, müssen diese häufig und wiederholt auftreten (z. B. mindestens einmal pro Woche) und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken (mindestens einem halben Jahr). Es handelt sich nicht um Mobbing, wenn zwei etwa gleich "starke" Parteien in Konflikt geraten. Wird durch Vorgesetzte gemobbt, spricht man von "Bossing".
Das Burnout-Syndrom, das einige Zeit insbesondere Mitarbeitern sozialer Berufe zugeordnet wurde, wird aktuell bei Arbeitnehme...