Gesetzestext
(1) Für Streitigkeiten über Ansprüche aus Miet- oder Pachtverhältnissen über Räume oder über das Bestehen solcher Verhältnisse ist das Gericht ausschließlich zuständig, in dessen Bezirk sich die Räume befinden.
(2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden, wenn es sich um Wohnraum der in § 549 Absatz 2 Nr. 1 bis 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs genannten Art handelt.
A. Normgegenstand.
Rn 1
§ 29a begründet einen ausschl Gerichtsstand für Streitigkeiten aus einem Miet- oder Pachtverhältnis und über dessen Bestehen. Die Vorschrift beruht auf dem Gedanken, für die örtliche Zuständigkeit (zur sachlichen Zuständigkeit vgl § 23 Nr 1 und 2a GVG; hierzu jetzt BGHZ 202, 39) an die Belegenheit des Miet- oder Pachtobjekts anzuknüpfen und Rechtsstreitigkeiten aus Miet- oder Pachtverträgen über Räume bei einem ortsnahen Gericht zu konzentrieren, das mit den örtlichen Verhältnissen vertraut und zur Beurteilung etwaiger Einwendungen besonders in der Lage ist. Zugleich sollen Abgrenzungsschwierigkeiten bei Mischmietverhältnissen sowie zwischen Miet- und Pachtverhältnissen vermieden werden (BGHZ 157, 220, 222; BGHZ 202, 39 Rz 20; vgl auch die Begründung in BRDrs 314/91, 63 und BTDrs 12/1217, S 22). § 29a stellt sich deshalb in seiner heutigen Fassung als allg Belegenheitsgerichtsstand in Miet- und Pachtsachen über Räume dar (BGHZ 157, 220, 223).
B. Anwendungsbereich.
Rn 2
Die Vorschrift verdrängt als ausschl Gerichtsstandsregelung allg wie besondere Gerichtsstände (s allg § 12 Rn 8). Im Einzelfall kann § 29a mit § 24 konkurrieren, so wenn die Herausgabe des Miet- oder Pachtobjekts (§§ 546, 581 BGB) auf den Mietvertrag und § 985 BGB gestützt wird, nicht dagegen, wenn die Herausgabe ausschl auf § 985 BGB gestützt wird, ohne dass zumindest ein Miet- oder Pachtverhältnis durch den Kl schlüssig behauptet ist (vgl München MDR 77, 497; MDR 79, 939 f; Braunschw NdsRpfl 83, 225 f; Hambg ZMR 90, 377 f; Zö/Schultzky Rz 17; Musielak/Heinrich Rz 14; St/J/Roth Rz 16, 23; aA LG München ZMR 87, 271; LG Berlin Grundeigentum 91, 575; s näher Rn 4). Die Sonderregelung des § 55 SchuldRAnpG ist zu beachten (vgl Brandenbg NZM 02, 927f [OLG Brandenburg 29.08.2002 - 1 AR 42/02]). Für das Mahnverfahren ist das Mahngericht wegen der ausdr gesetzlichen Regelung in § 689 II 1, 3 allein zuständig.
C. Streitigkeit aus Miet- oder Pachtverhältnis über Räume.
Rn 3
§ 29a I spricht von Streitigkeiten aus einem Miet- oder Pachtverhältnis über Räume und über dessen Bestehen. Nach allgM werden hiervon alle Klagen und Anträge wegen Ansprüchen aus einem Miet- oder Pachtverhältnis über Räume iSd BGB erfasst (Zö/Schultzky Rz 8, Musielak/Heinrich Rz 10; ThoPu/Hüßtege Rz 4), also auch Anträge im Arrest- und einstweiligen Verfügungsverfahren (vgl KG ZMR 83, 380; Zö/Schultzky Rz 12; Musielak/Heinrich Rz 10; St/J/Roth Rz 14) sowie im Verfahren der Zwangsvollstreckung (vgl LG Hamburg WuM 03, 38 [LG Hamburg 31.05.2002 - 316 O 74/02]). Verträge über Wohnraum iSd § 549 II Nr 1–3 BGB sind vom Anwendungsbereich ausgenommen (§ 29a II). Zur Begriffsbestimmung sind die einschlägigen materiell-rechtlichen Regelungen heranzuziehen, wie etwa §§ 535, 549, 578 II, 580a, 581 BGB (vgl BGHZ 202, 39 zu § 29a aF und zum Mischmietverhältnis; zur Vermietung von Dachflächen zum Betreiben einer Mobilfunksendeanlage vgl LG München NZM 13, 859 mwN einerseits, Palandt/Weidenkaff Einf v § 535 BGB Rz 94 ff andererseits; für Werbung auf mobilen Werbeflächen vgl BGH MDR 19, 214 [BGH 19.12.2018 - XII ZR 14/18]). Bei gemischten Verträgen kommt es für die Anwendung von § 29a nach allg Grundsätzen darauf an, ob der Schwerpunkt des Vertragsverhältnisses in den mietrechtlichen Beziehungen liegt (für Immobilienleasingverträge vgl Naumb 11.11.14 – 1 AR 19/14; für den Heimvertrag vgl BGH NJW 81, 341, 342; BGHZ 148, 233, 234 f; NJW 02, 507, 508; Zö/Schultzky Rz 9; für den Pensionsvertrag vgl BGH NJW 05, 2008, 2010; allg BGH NJW 02, 3322, 3323 [BGH 17.07.2002 - XII ZR 86/01]; Palandt/Grüneberg Überbl v § 311 Rz 26; Palandt/Weidenkaff Einf v § 535 Rz 36; s.a. § 29 Rn 14 ›Beherbergungsvertrag‹ und ›Reisevertrag‹). Beachte in diesem Zusammenhang auch die Rechtswegzuständigkeit der Arbeitsgerichte bei Werkdienstwohnungen iSd § 576b BGB in Abgrenzung zur Werkmietwohnung iSd § 576 BGB; § 29a spielt für Werkdienstwohnungen wegen der Zuweisung von Wohnraummietsachen an die AGe nach § 23 Nr 2a GVG keine Rolle (BAG AP Nr 68 zu 2 ArbGG 1979; Schwab/Weth/Walker § 2 Rz 235; ErfK/Koch § 2 ArbGG Rz 19). Es muss sich um eine Streitigkeit handeln, an der die Prozessbeteiligten als Parteien des Vertrags, seiner Anbahnung oder Abwicklung beteiligt sind (BGHZ 157, 220, 222). Ansprüche des Vermieters gegen Dritte aus selbstständigen Vertragsverhältnissen, wie zB aus Gewähr-, Garantie- oder Bürgschaftsverträgen, fallen deshalb nicht in den Anwendungsbereich von § 29a (BGHZ 157, 220; Ddorf MDR 12, 1119; Zö/Schultzky Rz 11; Musielak/Heinrich Rz 6). Dass die Prozessparteien unmittelbar Vertragspartner geworden sind, ist nicht erforderlich (BayObLG 19.11.19 – 1 AR 109/19; Zö/Schultzky Rz 8). Unter § 29a fallen daher auch: Rechtsnachfolger der Parteien (B...