a) Allgemeines.
Rn 228
Für ZuS, GeS und ReS des Kl ist nach § 3 dessen Interesse an der Beseitigung der Störung maßgeblich (Köln JurBüro 90, 246; Ddorf MDR 91, 353: Sondermüll; Kobl WuM 08, 37: Gasversorgung). Ein Regelstreitwert besteht generell nicht (Karlsr GRUR-RR 08, 262 für E-Mail-Werbung). Maßgeblich sind der künftige Wert des geschützten Gutes und dessen Gefährdung (BGH GRUR 14, 206 [BGH 13.11.2013 - X ZR 171/12]). Letztere kann sich auch aus Erwartungen an das Verhalten des Beklagten ergeben (BGH GRUR 13, 1067 [BGH 24.01.2013 - I ZR 174/11]). Bei mehreren Kl ist das höchste Einzelinteresse Ausgangswert, erhöht um den Wert des Interesses weiterer Kl an eigenständiger Durchsetzung (KG NJW-RR 00, 285). Bei mehreren Unterlassungsanträgen ist grds ein Gesamtwert zu bilden (Frankf OLGR 99, 295). Ansprüche gegen Gesellschaft und Geschäftsführer sind grds gleich zu bewerten (Frankf MarkenR 17, 183) Für den Bekl ist der ReS eigenständig nach dem Interesse an der Abwehr des Unterlassungsgebotes zu bemessen, zB anhand der Kosten einer Ersatzvornahme oder anderer Nachteile aus der Erfüllung des Unterlassungsgebots (BGH MDR 13, 1478); es kann vom Interesse des Kl in beide Richtungen abweichen (BGH NJW 94, 735 [BGH 10.12.1993 - V ZR 168/92]; NJW-RR 09, 549: Ordnungsgeld unerheblich). Unerheblich ist, ob über das Bestehen des Anspruchs gestritten wird oder lediglich über den Verstoß gegen einen unstr Anspruch (BGH GRUR 13, 1271 [BGH 25.09.2013 - VII ZB 26/11]). Für nichtvermögensrechtliche Streitigkeiten gilt § 48 II, IV GKG (§ 3 Rn 8). Ansprüche gegen mehrere Beklagte sind zu addieren; Ansprüche gegen eine jur Person und deren ges Vertr können unterschiedlich bewertet werden (Hambg MDR 13, 1240).
b) Einzelfälle.
Rn 229
Für die Bewertung sind sämtliche Umstände, insb auch die ohnehin bestehende Belastung maßgeblich, daneben der Rahmen, in dem die Störung stattfindet; private Belästigungen sind je nach Grad eher gering, berufliche sind höher zu bewerten; Regelstreitwerte bestehen nicht (Karlsr GRUR-RR 08, 262); Eigentums- und Besitzstörung werden nach dem Interesse des Kl grds gleich bewertet (Naumbg JurBüro 10, 306; Ddorf MDR 12, 1187); ein Abschreckungseffekt kann einbezogen werden (Ehrverletzung s Rn 101 und § 3 Rn 8); E-Mail-Werbung KG JurBüro 03, 142: 15.000 EUR; MDR 07, 923: 7.500 EUR; Kobl JurBüro 06, 645: 10.000 EUR; Zweibr JurBüro 06, 81: 6.000 EUR; OLGR Celle 09, 196: Gesamtwürdigung; OLGR Schlesw 09, 196 dto; im Einzelfall 500 EUR (Frankf MDR 16, 916 [OLG Nürnberg 19.04.2016 - 12 W 737/16]); mit Recht zurückhaltend AG Mühlheim NJW-RR 11, 1613; Hamm NJW-RR 14, 613 [OLG Hamm 17.10.2013 - 6 U 95/13]: 50 EUR; München K & R 17, 341 [OLG Köln 22.02.2017 - 6 W 107/16] (geringerer Wert, wenn nur auf privaten Anschluss); Facebook-Eintragung > 600 EUR, wenn Belange eines Kindes berührt (BGH NJW 16, 3380); Filesharing gegen Lizenzanalogie Schlesw JurBüro 16, 486: Umstände des Einzelfalls, Geräuschimmissionen Kobl JurBüro 95, 27: 10.000 DM, zu befürchtende Wertminderung des Grundstücks, im Ansatz gleich Dresd NJOZ 15, 258; LG Bonn JurBüro 01, 593: 3.000 DM bei Haustier; Kontaktdaten eines Gewerbebetriebs Hamm NJW-RR 14, 894: 4.000 EUR; Konkurrenz BGH NJW 06, 3060 [BGH 09.08.2006 - XII ZR 165/05]: im Mietverhältnis unter Beachtung § 9 ZPO, §§ 41 f GKG der Gewinnentgang im str Zeitraum; Löschung eines Kommentars in Sozialem Netzwerk und Sperre des Nutzers Frankf WRP 19, 109 [OLG Frankfurt am Main 07.09.2018 - 16 W 38/18]: 500 EUR und 2.500 EUR; Schufa-Auskunft KGR 09, 711: > 5.000 EUR vertretbar; Schufa-Eintragung Beschwer des zum Widerruf verurteilten Bekl idR unter 600 EUR (BGH NJW-RR 16, 1203); SMS-Werbung KG JurBüro 06, 645: 2.000 EUR; strafbare Handlung Strafdrohung wirkt sich mindernd aus Saarbr MDR 13, 1244; Telefaxwerbung AG Siegburg MDR 02, 849: 4.000 EUR; Telefonwerbung LG Heidelberg K&R 07, 538; OLG Saarbr MDR 10, 839: bei Klage eines Verbraucherschutzvereins 30.000 EUR; Werbepost Hamm BGH NJW-RR 13, 1023: 4.000 EUR; UKlaG: maßgeblich ist das Interesse der Allgemeinheit (Köln VersR 17, 1265 [OLG Köln 15.08.2017 - 9 U 12/17]) Urheberrechte Pauschalierende Betrachtung unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls, BGH MDR 16, 1466 (10.000 EUR bei Internet-Tauschbörse), Einzelfall Schlesw JurBüro 16, 486; Frankf GRUR-RR 04, 342: auch Abschreckung; KG GRUR 04, 88: auch Gefahr der Nachahmung; Schlesw GRUR-RR 10, 239: § 36 III GNotKG bei Internet-Tauschbörse (zu § 30 II KostO aF, jetzt 5.000 EUR); BGH MDR 16, 1466 [BGH 12.05.2016 - I ZR 1/15], Celle MDR 12, 727: keine generalpräventiven Gesichtspunkte; Hamm NJW-RR 13, 418 [OLG Brandenburg 09.07.2012 - 1 U 19/11]: Lizenzwert bei Verwendung fremder Produktfotos; Celle MMR 16, 546 [OLG Celle 13.05.2016 - 13 W 36/16]: Gesamtabwägung bei Lizenzanalogie, Brandbg NJW-RR 14, 227 [BGH 20.02.2013 - I ZR 189/11]: Anknüpfung an Lizenzschaden, 10-facher Lizenzwert; Hamm NJW-RR 14, 229 [OLG Hamm 04.11.2013 - 22 W 60/13]: 2.000 EUR in Eilverfahren; näher Bohlen NJW 17, 777; Verfolgung Köln NJW-RR 02, 172...