Prof. Dr. Christoph Thole
Rn 12
§ 308 gilt in allen Verfahrensarten, auch im PKH-Verfahren und trotz § 938 I auch im einstweiligen Rechtsschutz (näher dort § 938 Rn 1), nicht aber bei einstweiliger Anordnung nach § 620 aF, § 246 FamFG aber § 620 aF gewährt dem Gericht kein freies Ermessen § 308 I gilt auch im Adhäsionsverfahren (BGH NStZ-RR 09, 319 [BGH 27.05.2009 - 2 StR 168/09]; BGH BeckRS 19, 12622 Rz 13). § 308 I ist nicht anwendbar bei Streitigkeiten über den öffentlich-rechtlichen oder schuldrechtlichen Versorgungsausgleich (BGHZ 92, 5, 8 f; Ddorf FamRZ 85, 720), da auch im letzteren Fall der Antrag kein Sachantrag ist, wohl aber im Schiedsverfahren; im Rechtsmittelverfahren einschließlich des Beschwerdeverfahrens (vgl Köln NJW 80, 1531), im selbstständigen Beweisverfahren (Frankf NJW-RR 90, 1023, 1024), bei der Kostenfestsetzung (St/J/Althammer Rz 3 mN, vgl auch LSG Bayern BeckRS 19, 2325) sowie im Patent- und Markenrecht (BPatG GRUR 81, 349; 00, 897, 898 [BPatG 02.12.1999 - 25 W (pat) 9/99], zur Auslegung des Antrags BGH GRUR 07, 309 [BGH 12.12.2006 - X ZR 131/02] Tz 17). Im Nichtigkeitsverfahren schließt Vollvernichtung des Patents Teilvernichtung ein (BPatG 28.9.06, 2 Ni 37/04 – juris). Nur mit Einschränkungen kommt § 308 in WEG-Sachen sowie in FG-Verfahren zum Tragen (BayObLG Rpfleger 74, 268; bejahend für Eilantrag zur Verhinderung einer Amtshandlung des Notars Kobl KTS 95, 362, 363); zB keine Bindung in Hausratssachen (BGH NJW 92, 821, 825; B/L/H/A/G/Hunke Rz 9). § 308 gilt auch im arbeitsgerichtlichen Urteils- und Beschlussverfahren (BAG NZA 89, 393, 394; 92, 989 [BAG 13.11.1991 - 7 ABR 18/91]). Ein Verstoß stellt in personalvertretungsrechtlichen Beschlussverfahren keinen rügefähigen Verfahrensfehler dar (BVerwG BeckRS 19, 2282 Rz 6). Im Verfahren nach § 100 ArbGG kommt § 308 allerdings bzgl der Besetzung der Einigungsstelle nicht zur Anwendung (LAG Hamm 7 TaBV 43/15 BeckRS 15, 71472 Tz 13 ff). Auch keine Geltung bei Festsetzung des Gegenstandswerts vor dem BVerfG (BVerfG NJW 09, 2521).