Rn 7
Nach § 545 II ist jede Feststellung der nationalen örtlichen, sachlichen und – anders als nach § 549 II ZPO aF, an dessen Stelle § 545 II getreten ist – funktionellen Zuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts der Prüfung durch das Revisionsgericht entzogen (aA B/L/H/A/G/Nober § 545 Rz 15). Im Interesse der Verfahrensbeschleunigung und der Entlastung des Rechtsmittelgerichts sollen Rechtsmittelstreitigkeiten vermieden werden, die allein auf die Frage der Zuständigkeit des Gerichts gestützt werden. Zugleich soll verhindert werden, dass die von den Vorinstanzen geleistete Sacharbeit wegen fehlender Zuständigkeit hinfällig wird. Hieraus hat der BGH gefolgert, dass der Gesetzgeber mit der Neufassung – unbeschadet ihres insoweit missverständlichen Wortlauts – nicht hinter den bisherigen Rechtszustand zurückgehen, sondern vielmehr die Prüfung von Zuständigkeitsfragen in noch umfassenderer Weise als bisher einer revisionsrechtlichen Prüfung entziehen wollte (BGH NJW-RR 09, 434 [BGH 05.11.2008 - XII ZR 103/07] Tz 8 mwN).
Rn 8
Unstreitig gilt der Prüfungsausschluss dann, wenn das Berufungsgericht die Zuständigkeitsfrage genauso beurteilt wie das erstinstanzliche Gericht (vgl nur BGH NJW-RR 07, 1437 [BGH 23.04.2007 - II ZR 133/06]; BGH NJW 88, 3267, 3268 [BGH 28.04.1988 - I ZR 27/87]). Der BGH hat ferner zum Ausdruck gebracht, dass nach § 545 II – mit Ausnahme der internationalen Zuständigkeit – die Zuständigkeit des Gerichts 1. Instanz der Nachprüfung durch das Revisionsgericht schlechthin entzogen sein soll (BGH NJW 03, 2917 f [BGH 26.06.2003 - III ZR 91/03]; BGH NJW-RR 06, 930 [BGH 07.03.2006 - VI ZR 42/05] Tz 11; BGH NJW 05, 1660, 1662 [BGH 22.02.2005 - KZR 28/03]). Hieraus ist abzuleiten, dass der Ausschluss der revisionsrechtlichen Prüfung über den Wortlaut von § 513 Abs 2 hinaus auch dann gilt, wenn das Berufungsgericht die Zuständigkeit des erstinstanzlichen Gerichts abgeändert und zu Unrecht bejaht oder verneint hat (s.a. MüKoZPO/Krüger § 545 Rz 15; St/J/Jacobs § 545 Rz 28; aA Musielak/Voit/Ball § 545 Rz 12).
Rn 9
Der Prüfungsausschluss gilt selbst dann, wenn das Berufungsgericht die Revision wegen der Zuständigkeitsfrage zugelassen hat, da die Prüfungsbefugnis des Revisionsgerichts durch die Zulassungsentscheidung des Berufungsgerichts nicht erweitert wird (BGH NJW-RR 11, 72 [BGH 16.03.2010 - VIII ZR 341/09] mwN; BGH NJW-RR 07, 1437 [BGH 23.04.2007 - II ZR 133/06]; BGH NJW-RR 07, 1509 [BGH 05.03.2007 - II ZR 287/05] Tz 2; BGH NJW-RR 06, 930 [BGH 07.03.2006 - VI ZR 42/05] Tz 11; BGH NJW 03, 2917 f [BGH 26.06.2003 - III ZR 91/03]; BGH NJW 88, 3267, 3268 [BGH 28.04.1988 - I ZR 27/87] mwN; vgl auch Musielak/Voit/Ball § 545 Rz 12; MüKoZPO/Krüger § 545 Rz 17; St/J/Jacobs § 545 Rz 28; Zö/Heßler § 545 Rz 15).
Rn 10
Eine Ausnahme gilt lediglich für die internationale Zuständigkeit, die der Nachprüfung durch das Revisionsgericht unterliegt (BGH NJW-RR 10, 1554, Tz 10; BGH NJW-RR 07, 1509 Tz 3; BGH NJW 05, 1660, 1662; BGH NJW 03, 2916; BGHZ 153, 82, 84 ff; Musielak/Voit/Ball § 545 Rz 13; MüKoZPO/Krüger § 545 Rz 18; St/J/Jacobs § 545 Rz 30; Zö/Heßler § 545 Rz 15).
Rn 11
Auch soweit das Berufungsgericht das Vorliegen einer Familiensache bejaht, ist diese Beurteilung für den BGH bindend. Eine abweichende Beurteilung des Verfahrens als Zivilsache kann weder im Wege der Revision noch im Wege der Nichtzulassungsbeschwerde geltend gemacht werden. Eine gleichwohl erhobene Nichtzulassungsbeschwerde ist entsprechend § 26 Ziff 9 S 1 EGZPO iVm Art 111 FGG-RG unzulässig, ohne dass es auf die Beurteilung des Verfahrens als Zivil- oder als Familiensache durch das Revisionsgericht ankommt (BGH NJW-RR 09, 434 [BGH 05.11.2008 - XII ZR 103/07] Tz 9; zur Anwendbarkeit von § 26 Ziff 9 EGZPO auf seit vor dem 1.9.09 anhängige Verfahren vgl § 542 Rn 8).