Rn 8

sind Sachverständigengutachten, die nicht vom Gericht (§ 404 I), sondern idR von einer Partei oder deren Versicherer vor oder während des Prozesses in Auftrag gegeben werden. Sie sind kein Sachverständigenbeweis iSd §§ 402 ff – werden auch nicht durch Einverständnis der Parteien dazu (Zö/Greger vor §§ 402 ff Rz 3; aA BGH NJW 97, 3381, 3382; R/S/G § 122 Rz 14) – und können auch nicht gem § 411a verwertet werden, sondern sind qualifizierter, urkundlich (§§ 415 ff) belegter Teil des Parteivorbringens (vgl BGH NJW 09, 2894, 2895 [BGH 08.07.2009 - VIII ZR 314/07]; 97, 3381, 3382 [BGH 22.04.1997 - VI ZR 198/96]), das nicht übergangen werden darf (BGH VersR 11, 1202: Art 103 I GG). Gleiches gilt für Gutachten von Schlichtungsstellen, etwa der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der (Landes-)Ärztekammern (BGH NJW 19, 2399 = MedR 19, 951 [BGH 12.03.2019 - VI ZR 278/18] m Anm Laumen; näher zum Beweiswert § 415 Rn 6–8). Ein solches Gutachten macht die Erhebung des Sachverständigenbeweises durch Einholung eines gerichtlichen Gutachtens idR nicht entbehrlich. Das kommt nur ausnahmsweise dann in Betracht, wenn es für die zuverlässige Beantwortung der Beweisfrage (§ 286) ausreichend ist (wohl aA Kobl MedR 11, 820 [OLG Koblenz 24.07.2009 - 5 U 510/09] m abl Anm Achterfeld). Dies ist nicht der Fall, wenn einzelne Fragen offenbleiben (BGH MedR 09, 342, 343 = VersR 08, 1216, 1217 [BGH 06.05.2008 - VI ZR 250/07]; 93, 749, 750 [BGH 02.03.1993 - VI ZR 104/92]) oder eine Partei substantiierte Einwendungen erhebt (BGH VersR 09, 698, 699 [BGH 02.06.2008 - II ZR 67/07]; NJW 87, 2300 [BGH 19.05.1987 - VI ZR 147/86]: Rüge mangelnder Sachkunde). Eine Vernehmung des Privatgutachters als sachverständiger Zeuge (§ 414) zu seinen Tatsachenfeststellungen ist möglich (Zö/Greger vor §§ 402 ff Rz 3), nicht jedoch gem § 411 III (BGH NJW 93, 2989, 2990 [BGH 15.06.1993 - VI ZR 175/92]). Die dafür erforderliche Ernennung zum SV (§ 404 I) wird häufig wegen – jedenfalls aus subjektiver Sicht – problematischer Neutralität (§ 406) nicht zweckmäßig sein. Die Parteien können die Tatsachen entspr dem Gutachten unstr stellen. Zur Kostenerstattung über § 91s BGH VersR 09, 280 [BGH 14.10.2008 - VI ZB 16/08]; Hattemer/Rensen MDR 12, 1384, 1386 ff.

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