Zusammenfassung

Unabhängig davon, ob Menschen eine dauerhafte Behinderung haben, älter, verletzt oder mit Kleinkindern unterwegs sind – alle sollten am Leben von Vereinen teilhaben können. Und: Immer mehr Vereine möchten Menschen mit Behinderung integrieren. Das setzt jedoch voraus, dass das Vereinsgebäude bzw. -gelände weitestgehend barrierefrei sein muss. Was genau versteht man darunter? Gibt es Richtlinien oder Normen, die sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigen? Wie sieht zum Beispiel ein barrierefreies WC aus? Welche Breite sollte eine Tür haben, damit ein Elektrorollstuhl sie problemlos passieren kann? Fragen über Fragen. Antworten finden Sie in diesem Beitrag.

 

Die 5 häufigsten Fallen

1. Kapital-Engpass

Der gute Wille ist da. Doch die mit der Barrierefreiheit verbundenen Baumaßnahmen sind teuer. Aktuell sind Handwerker stark ausgelastet, was die Preise in die Höhe treibt, zudem steigen die Zinsen für Fremdkapital.

2. Mittel zum Zweck

Es geht nicht um die Inklusion als solche, sondern um Fördermittel oder das Image.

3. Planungspannen

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, etwa eine Tür, die sich zur falschen Seite öffnen lässt, sodass Baumaßnahmen im Nachgang nachgebessert werden müssen.

4. Fehler in der Umsetzung

Jeder, der schon einmal gebaut hat, kennt das Thema. Am Bau passieren viele Fehler. Geht es um Barrierefreiheit, können diese dazu führen, dass nachträglich umfangreiche Korrekturmaßnahmen notwendig sind.

5. Umfeld

Häufig wird bei der Umsetzung nur an die Barrierefreiheit der Gebäude gedacht. Allerdings sind Hindernisse auf dem gesamten Vereinsgelände umzusetzen. Dazu gehören unter anderem behindertengerechte Parkplätze.

1 Aus der Praxis

"Als erster und einziger Verein im Landkreis Gießen betreut der TSV Klein-Linden ein Fußballteam für Menschen mit intellektuellen Defiziten mit 30 Spielerinnen und Spielern von 14 bis 45 Jahren. Das Training findet wöchentlich inklusiv statt; [...] alle Behinderten beteiligen sich und unterstützen die Aktivitäten des gesamten Vereins sowohl in der Betreuung der Fußballmannschaften, Veranstaltungen, der Platzpflege als auch bei der Abnahme des Sportabzeichens. Der Verein kooperiert mit Schulen für geistige Entwicklung, weiteren Behinderteneinrichtungen und anderen umliegenden Vereinen...". (Quelle: https://www.landessportbund-hessen.de/geschaeftsfelder/sportentwicklung/inklusion/gute-beispiele/vereinsbeispiele/.)

Die Webseite hat der Vorsitzende eines Musikvereins aus der Region besucht. Dort ist Inklusion seit langem ein Thema. Auf der nächsten Vorstandssitzung legt er seinen Vorstandskollegen einen Screenshot vor. "Das sollten wir auch schaffen.", so das Fazit aller Beteiligten. Die Räumlichkeiten des Vereins müssen ohnehin renoviert werden. In diesem Zuge soll auch Barrierefreiheit umgesetzt werden. "Möglicherweise gibt es spezielle Zuschüsse.", vermutet der Kassierer. "Das sollte aber nicht der ausschlaggebende Grund sein.", kontert der Geschäftsführer. "Wenn, sollten alle voll hinter der Sache stehen und nicht nur an das Geld denken oder daran, dass wir in der Öffentlichkeit gut dastehen."

Im folgenden Verlauf des Meetings werden verschiedene Aufgaben verteilt. Der Jugendwart will prüfen, wie breit eine Eingangstür sein sollte, damit Rollstuhlfahrer diese passieren können, welche Größe als Manövrierfläche optimal wäre, um einen Rollstuhl rangieren zu können und wie steil eine Rampe sein darf.

Der Geschäftsführer wird Fragen rund um den Sanitärbereich klären. Der Kassierer wird sich mit dem Thema Behindertenparkplätze sowie dem Weg zwischen den Parkplätzen und dem Gebäude beschäftigen. Außerdem wird er sich um mögliche Fördermittel kümmern. Der Vorsitzende will Kontakt mit dem zuständigen Bauamt aufnehmen. Dort erhofft er sich Auskunft darüber, was genau im Zusammenhang mit der Barrierefreiheit zu berücksichtigen ist. Die Pressewartin möchte Menschen mit Behinderungen an den Baumaßnahmen beteiligen, da diese als Betroffene die Dinge am besten beurteilen können. Sie plant, sich an eine Behindertenorganisation vor Ort zu wenden.

 
Hinweis

Erreichbarkeit

Diese Dinge müssen vom Rollstuhl aus erreichbar sein:

  • Klingel,
  • Gegensprechanlage,
  • Lichtschalter,
  • Waschbecken,
  • Papiertücher,
  • Desinfektionsmittelbehälter,
  • Bedienelemente von Aufzügen.

2 Barrierefreiheit – was ist das?

Dem Begriff Barrierefreiheit kann man sich am besten über das Wort Barriere nähern. Das wiederum kann man wie folgt erklären: Barrieren sind alles, was Menschen einschränkt, also jegliche Art von Hindernissen. Das kann von Fall zu Fall und von Behinderung zu Behinderung anders aussehen. Kurz: Blinde müssen andere Barrieren überwinden als Gehbehinderte oder Gehörlose.

 
Hinweis

Definition

Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (Behindertengleichstellungsgesetz – BGG) definiert in § 3 Behinderung wie folgt:

"Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft bee...

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