Zusammenfassung
Viele Unternehmen nutzen Benchmarking, um sich am Markt durchzusetzen. In der Betriebswirtschaftslehre wird damit eine Managementmethode bezeichnet, mit deren Hilfe durch Vergleiche von Unternehmen das jeweils beste identifiziert wird. Vereine konkurrieren nicht nur mit anderen Vereinen, sondern zunehmend auch mit kommerziellen Anbietern, und sehen sich zunehmend einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Da drängt sich die Frage auf, ob sich Benchmarking auch für Vereine eignet. Die Antwort lautet ja. Dieser Beitrag zeigt, wie Vereinsverantwortliche das Werkzeug im Verein nutzbringend umsetzen können.
Die 6 häufigsten Fallen
1. Vergangenheitsorientierung
Werden die Verantwortlichen auf Missstände angesprochen, ist ein häufiges Argument "Das war schon immer so." Das ist jedoch kein Argument, sondern eine Antwort, die dauerhaft zu Unzufriedenheit führen kann, da Schwächen bewusst in Kauf genommen werden.
2. Nicht erkannte Stärken
Die eigenen Stärken und Schwächen werden deutlich, wenn man sich mit anderen vergleicht. Nur wer seine Stärken kennt, kann aus ihnen Wettbewerbsvorteile generieren.
3. Schwächen
Wer sich über seine Schwächen im Klaren ist, kann dies durch geeignete Maßnahmen reduzieren bzw. dauerhaft beseitigen.
4. Akzeptierter Ist-Zustand
Der Ist-Zustand wird häufig aus Bequemlichkeit oder Zeitmangel akzeptiert. Defizite und Mängel sowie die daraus resultierenden Konsequenzen werden hingenommen.
5. Mangelnder Ehrgeiz
Um einen Verein dauerhaft nach vorn zu bringen, müssen die Verantwortlichen eine gute Portion Ehrgeiz mitbringen. Ohne Ehrgeiz wird nichts bewegt. Vergleiche mit anderen Vereinen bzw. Organisationen können Ehrgeiz wecken.
6. Ausreden und Ausflüchte
Häufig wird der Erfolg anderer mit Argumenten wie "Die haben andere finanzielle Mittel." oder "Die haben Sponsor X." abgetan. Hier muss man kritisch hinterfragen: warum ist das so? Liegt das vielleicht an der eigenen Einstellung? Ist es unter Umständen möglich, mit einem guten Konzept selber einen finanzkräftigen Sponsor zu gewinnen?
1 Aus der Praxis
Im Rahmen der Vorstandssitzung eines bayerischen Breitensportvereins steht das Thema Mitgliederschwund auf dem Tagesordnungspunkt. Eine Analyse der Mitgliederstruktur hat ergeben, dass insbesondere junge Mütter den Verein verlassen. Auf Nachfragen geben diese als Grund fehlende Kinderbetreuung an. Der Sportwart schlägt vor, sich bei anderen Vereinen oder auch Fitnessstudios in der Umgebung umzuschauen, um zu lernen, ob und ggf. wie diese u. U. Kinderbetreuung anbieten. Der Kassierer ist der Ansicht, den Aufwand könne man sich sparen, da die dafür nötigen finanziellen Mittel ohnehin nicht zur Verfügung stehen. Der Sportwart lässt sich von diesem Einwand nicht beirren. Gemeinsam mit der für die Jugendarbeit zuständigen Vorstandskollegin recherchiert er sorgfältig zum Thema Kinderbetreuung. Das Ergebnis: In einem Nachbarverein trainieren die Mütter gemeinsam, während abwechselnd an den Terminen zwei Mütter aussetzen, um die Kinder zu beaufsichtigen. Ein Raum des Vereinsheims wurde mit wenig Aufwand als Spielzimmer eingerichtet. Die Wände wurden neu gestrichen. Ein großer Spielteppich wurde ausgelegt. Spielzeug, das von Mitgliedern nicht mehr benötigt wird, wurde gespendet und kann von den Kindern genutzt werden. Das zeigt, auch mit knappen Kassen lässt sich Kinderbetreuung umsetzen.
2 Der Begriff
Streng genommen kommt Benchmarking aus der Landvermessung. Man stellt dort fest, ob und wie weit ein Punkt in der Landschaft über oder unter einer Peilgröße liegt. Das Wort selber entstammt der englischen Sprache. Benchmark steht für "Maßstab, Bezugswert, Prüfmarke".
Benchmarking ist in der Betriebswirtschaftslehre eine Managementmethode, mit deren Hilfe Unternehmen das jeweils erfolgreichste Unternehmen identifizieren. Da es sehr schwierig ist, Unternehmen in ihrer gesamten Komplexität zu vergleichen, werden in der Praxis häufig lediglich Teilbereiche bzw. ausgewählte Prozesse verglichen. Ziel ist es, festzustellen, welche Unterschiede aus welchem Grund bestehen. Aus den daraus resultierenden Erkenntnissen werden Verbesserungsmöglichkeiten für das eigene Unternehmen abgeleitet. Anders ausgedrückt: Durch Vergleiche sollen die eigenen Leistungen optimiert werden. Diese Technik lässt sich auf andere Organisationen wie Vereine übertragen.
Je nachdem, welches Objekt verglichen wird, wird im Rahmen des Benchmarkings wie folgt unterschieden:
- Produktbenchmarking (beschäftigt sich mit Produkten, z. B. Vergleich von Fanartikeln);
- Dienstleistungsbenchmarking (vergleicht Dienstleistungen, z. B. die Kursangebote einer Musikschule oder eines Sportvereins mit denen anderer Organisationen);
- Organisationsbenchmarking (Untersucht die Organisation und ihre Strukturen, z. B. gibt es zu viele oder zu wenig Hierarchiestufen? Wie ist das in vergleichbaren Vereinen der gleichen Größenordnung?);
- Strategiebenchmarking (Analysiert die Strategien, orientieren sich z. B. die Strategien konsequent an den Zielen des Vereins? Hier bietet sich u. U. ein interner Vergleich verschiedener Abteilu...