Zusammenfassung

Dass die Corona-Pandemie vielen Vereinen zu schaffen macht, ist kein Geheimnis. In welchen Bereichen es den eigenen Verein besonders getroffen hat, sollte im Interesse aller Verantwortlichen, Mitglieder, Mitarbeiter und Sponsoren geklärt werden. Denn, nur wer sich im Detail mit den Problemen auseinandersetzt, kann geeignete Gegenmaßnahmen einleiten und Interessierten Schwierigkeiten verständlich darlegen. Dieser Beitrag zeigt, dass nicht nur finanzielle Indikatoren relevant sind, sondern dass zudem Auswirkungen auf das soziale Miteinander und den Leistungsstand möglich sind.

 

Die 5 häufigsten Fallen

1. Geringere Einnahmen, unter anderem basierend auf ausgefallenen Events, belasten die Finanzen von Vereinen.

2. Mitgliederschwund hat nicht nur den Ausfall von Einnahmen zur Folge, sondern beeinflusst auch das soziale Leben im Verein.

3. Fehlende Neuzugänge: Da Vereinsleben nicht möglich war beziehungsweise ist, schlagen neben Kündigungen fehlende Neuaufnahmen zu Buche.

4. Oft kommt es zu einer Verlagerung von Interessen bei den Mitgliedern, bedingt durch die Corona-Pause.

5. Corona spaltet die Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf das Impfen und die Umsetzung von Maßnahmen. Das wird sich unter Umständen auch im Vereinsleben niederschlagen.

1 Aus der Praxis

"Wenn die Lea nicht mehr zum Training kommt, hab ich auch keine Lust mehr." mault Frederike (11). "Ich habe aufgrund von Knieproblemen ohnehin nur noch einmal die Woche Tennis gespielt. Während der Pandemie kann ich oft wochenlang nicht auf den Platz. Da lohnt sich für mich der Jahresbeitrag nicht mehr." erklärt Jochen (54). Petra (39) galt als Mutter der Kompanie einer Volleyball-Truppe von Frauen im Alter von 35 plus. Jetzt leidet sie unter Long-Covid und an Sport mag sie gar nicht denken. "Petra hat die Gruppe durch ihr Engagement immer zusammengehalten. Sie hat uns immer motiviert. Jetzt trainieren wir immer seltener. Vermutlich wird unser Volleyballspiel auf Dauer ganz einschlafen, dann gibt es unsere Truppe irgendwann nicht mehr. Dem Verein werden bei den Events dann die Helferinnen in der Küche ausgehen. Da waren wir als Team immer fleißig." meint Steffi (37). "Wenn wir auch im kommenden Jahr kein Karneval feiern können, sehe ich Brauchtum und Kultur gefährdet." erklärt Helmut (57), Mitglied in einem Karnevalsverein.

2 Finanzielle, soziale und strukturelle Folgen

Die Liste der im vorangegangenen Kapitel aufgeführten Beispiele könnte man beliebig verlängern. Es ist schwer, die Mitglieder während Corona bei der Stange zu halten und vielleicht noch schwerer, sie wieder "einzufangen", wenn die Maßnahmen gelockert werden. Die Folgen auf die Finanzen sind bitter, die sozialen Folgen dürfen ebenfalls nicht unterschätzt werden. Manchmal ist es auch ein Teufelskreis. Soziale Hintergründe haben einen weiteren Mitgliederschwund zur Folge. Ein Abgang von Mitgliedern führt nicht nur zu geringeren Einnahmen, sondern geht auch zulasten des Engagements von Ehrenamtlichen, was sich dann wiederum ebenfalls auf der finanziellen Seite negativ bemerkbar machen kann. Auch beim Württembergischen Landessportbund (WLSB) geht man davon aus, "dass mit zunehmender Dauer der Pandemie nicht nur finanzielle Verluste, sondern auch erhebliche negative strukturelle und soziale Folgen für den gemeinnützigen Sport drohen, zumal davon auszugehen ist, dass die Folgeprobleme in einer sich gegenseitig verstärkenden Wechselwirkungsbeziehung stehen." heißt es in der Studie zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Vereine (Link: ).

3 Vor dem Virus sind nicht alle gleich

Vor dem Virus sind nicht alle gleich, weder die Menschen noch die Vereine. Zu Anfang der Pandemie schien das anders zu sein. Corona konnte zunächst einmal jeden treffen, Junge und Alte, Arme und Reiche, Frauen und Männer. Dann kristallisierte sich schnell heraus, dass für ältere Menschen und Vorerkrankte eine größere Gefahr von SARS-CoV-2 ausgeht als für Jüngere, aber eben auch, dass ein dickes Bankkonto nicht vor einem schweren Verlauf schützt. Je länger die Pandemie dauert, desto deutlicher wurde, dass die Menschen vor dem Virus nicht ganz so gleich sind, wie es zu Beginn aussah. Es zeigt sich, dass je angespannter die finanzielle Situation der Menschen ist, umso stärker sie tendenziell von der Pandemie betroffen sind – letztendlich kann man sich in einem Flüchtlingsheim mit zahlreichen Bewohnern und Bewohnerinnen nicht so gut aus dem Weg gehen wie eine vierköpfige Familie in einer 300-Quadratmeter-Villa. Wer sich kein eigenes Auto leisten kann, ist auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel angewiesen und trifft dort möglicherweise auf Infizierte. Bestimmte Berufsgruppen, beispielsweise die Kassiererin im Supermarkt oder der Hilfsarbeiter in der fleischverarbeitenden Industrie, sind gefährdeter als der Sachbearbeiter im Homeoffice oder der Topmanager mit großem Einzelbüro.

Genauso unterschiedlich wie Menschen sind auch Vereine durch COVID-19 betroffen. Zum einen spielt es eine Rolle, aus welchen Schichten die Mitglieder überwiegend kommen. Die dürften zwar in vielen Vereinen sehr gemischt sein, in diesem Zusammenhang ist e...

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