Viele Redner wundern sich häufig, dass ihr Vortrag nicht ankommt, obwohl er doch so vieles Interessantes beinhaltet. In diesen Fällen war wohl meist der Einstieg eher langweilig und hat nicht genügend Aufmerksamkeit für den Hauptteil erzeugt.
Wer seine Zuhörer in der Einleitung langweilt, darf sich nicht wundern, wenn im Hauptteil niemand mehr zuhört.
Nun werden Sie sich fragen, wie man etwa für einen Rechenschaftsbericht Aufmerksamkeit erzeugen kann. Der Trick ist einfach: Was Sie sagen, muss für den Zuhörer unerwartet sein. Wenn Sie etwa mit den Worten beginnen "Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen den Rechenschaftsbericht unseres abgelaufenen Vereinsjahres vorstellen", dürften Sie ungefähr die Hälfte der Zuhörer bereits in das Reich der Träume entlassen haben.
Wenn Sie aber mit den Worten beginnen "Meine Damen und Herren, Champagner oder Kranwasser, Kaviar oder trockenes Brot, barfuß oder Lackschuhe" wird dies zunächst ein ungläubiges Erstaunen in der Zuhörerrunde erzeugen. Wenn Sie dann geschickt die Kurve kriegen, haben Sie die Hörer in Ihrem Bann: "Mal ganz oben, mal ganz unten, aber meist so mittendrin, das ist unsere Vereinsgeschichte im abgelaufenen Jahr. Auf jeden Fall war das letzte Jahr für unseren Club so spannend, dass man hierüber unmöglich einen langweiligen Rechenschaftsbericht halten kann. Wenn ich nur daran denke, wie …".
Selbst schwierige Themen, wie etwa die finanzielle Situation des Vereins, können mit einer humorvollen Geschichte eingeleitet werden.
In einer Firma legte der Buchhalter dem Direktor das Jahresergebnis vor. Der schaute auf die Zahl, stutzte, und meinte "Wir sind doch im Plus – warum steht das Ergebnis hier in Rot?" Darauf der Buchhalter "Wir haben keine schwarze Farbe für den Drucker." Darauf der Direktor "Dann kaufen Sie doch welche." Der Buchhalter: "Aber dann müssen wir das Ergebnis rot drucken, weil wir dann im Minus sind. So angespannt ist auch die finanzielle Situation unseres Vereins."
Bei der Ehrung eines Mitglieds wird gerne als Einleitung eine Anekdote über den Jubilar zum Besten gegeben. Dies verfehlt zwar fast nie seine positive Wirkung – sollte aber vorab mit dem Mitglied abgesprochen werden. Vielleicht ist ihm die Anekdote peinlich.
Wenn die Ehrung eines Mitglieds keine Überraschung sein muss, sollten Sie Ihre Laudatio mit dem Ehrenden abstimmen. So vermeiden Sie unschöne Situationen. Nicht selten ist etwas, was man allgemein lustig findet, für den Betroffenen eher peinlich.
Eine andere Möglichkeit ist es, Zitate für die Einleitung zu verwenden. Das ist eine durchaus interessante Variante. Sie sollten dabei aber nicht irgendein Zitat benutzen – es muss schon wohlüberlegt sein. Folgende Fragen sollten Sie vor Einsatz eines Zitates stellen:
|
ja |
nein |
- Hilft Ihnen das Zitat, die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu erhalten?
|
|
|
- Können Sie problemlos vom Zitat auf Ihr eigentliches Thema überleiten? – Künstliche Konstrukte sind tödlich!
|
|
|
- Unterstützt Sie das Zitat – spiegelt es also etwa Ihre Grundeinstellung zu dem von Ihnen vorzutragenden Thema wider?
|
|
|
- Geht von dem Zitat Kraft aus?
- Bereitet es den Boden für Ihren Vortrag vor?
- Zieht es die Zuhörer in Ihren Bann?
|
|
|
- Ist das Zitat verständlich?
- Wird jedem Zuhörer sofort klar, was gemeint ist?
|
|
|
- Nimmt das Publikum das Zitat positiv an?
- Wie wird es auf die Aussage reagieren?
|
|
|
Sollten Sie die Fragen positiv beantworten können, setzen Sie das von Ihnen gewählte Zitat ruhig als Kern der Einleitung ein.