Zusammenfassung
Eine Evaluation ist eine Bewertung beziehungsweise kritische Einschätzung, um Situationen besser beurteilen zu können und gegebenenfalls Zustände zu verbessern. In Hochschulen gehören sie quasi zum "täglichen Brot" der Studierenden, die als Teilnehmer die einzelnen Studienmodule evaluieren. Diese Technik kann man auf die Vereinsebene übertragen. Hier kann Evaluation in Zeiten hohen Mitgliederschwunds als wertvolles Feedback-Instrument für die Vereinsverantwortlichen dienen. Mit ihrer Hilfe kann einiges für die Mitgliederzufriedenheit getan, Strukturen und Qualitätsstandards verbessert werden. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Hintergründen und der praktischen Umsetzung von Evaluation in der Vereinsarbeit.
Die 7 häufigsten Fallen
1. Totschweigen von Problemen
Probleme werden gerne ignoriert. Solange sich niemand direkt beschwert, greifen die Verantwortlichen aus Zeitmangel oder Bequemlichkeit nicht ein. Wenn die Probleme hochkochen, ist es häufig zu spät.
2. Unzureichende Ausschöpfung von Potenzialen
Oft sind es Kleinigkeiten, die Mitglieder stören und an denen sie sich aufreiben. Entsprechend müssen die Verantwortlichen häufig nur an kleinen Stellschrauben drehen, um das Vereinsangebot oder Abläufe zu optimieren.
3. Mangelnde Mitgliederzufriedenheit
Mitglieder sind häufig mit den Angeboten des Vereins nicht zufrieden. Das führt häufig zu Kündigungen. Die Gründe für die Unzufriedenheit werden oft nicht benannt.
4. Konkurrenzangebote
Immer mehr kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise Musik- oder Ballettschulen, drängen auf den Markt. Dem gilt es, mit guten Konzepten gegenzuarbeiten.
5. Notorische Nörgler
Es gibt sie in jedem Verein. Leider übertragen sie ihren Unmut häufig auf weitere Mitglieder. Nur Verantwortliche, die zeigen, dass ihnen etwas am Wohl der Mitglieder gelegen ist, können diesen Miesmachern das Mundwerk stopfen.
6. Fehlende Zielsetzung
Wird eine Evaluation durchgeführt, sind sich die Verantwortlichen oft nicht darüber im Klaren, was genau mit der Evaluation erreicht werden soll.
7. Ausbleibende Konsequenzen
Die durch die Evaluation gewonnenen Informationen werden nicht in Maßnahmen umgesetzt, beziehungsweise es fehlt die Bereitschaft, Änderungen in Angriff zu nehmen.
1 Praxis aus dem Vereinsalltag
Anna P. hat an einem Klarinettenkurs im örtlichen Musikverein teilgenommen. Am Ende des Kurses wird sie gebeten, einen Evaluationsfragebogen auszufüllen. Dort soll sie unter anderem die Konzeption, die Raumbedingungen sowie die Betreuung durch den Kursleiter beurteilen. Sie wird danach gefragt, was ihr besonders gut gefallen hat und was man ihrer Meinung nach künftig besser machen könnte. Am Ende kann Anna noch eine Gesamtbeurteilung abgeben.
Die Befragung findet anonym statt. Für die Verantwortlichen im Verein ist sie ein wichtiges Analysewerkzeug, um herauszufinden, in welchen Kursen es gut läuft und wo es Verbesserungsbedarf gibt.
2 Überblick und Hintergründe
Evaluation ist ein Sammelbegriff für das durchdachte Einsetzen von Methoden, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, ob gesetzte Ziele erreicht wurden. Als Synonyme werden Begriffe wie Beurteilung, Auswertung oder Bewertung herangezogen.
Der Begriff Evaluation kommt aus dem Lateinischen: "valor", lässt sich mit "Wert" übersetzten, hinzu kommt der Buchstabe "e" des Begriffes "ex", der "aus" bedeutet. Somit kommt man zum Begriff Bewertung (Auswertung). Der Begriff Evaluation wird bildungssprachlich benutzt und grenzt sich somit von der Alltagssprache ab.
2.1 Umsetzungsmöglichkeiten
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Evaluation durchzuführen:
- Test am Ende eines Kurses (Wissenstest, praktische Übung)
- Ergebnisvergleich (zum Beispiel Leistungssteigerungen bestimmter Teilnehmer oder Abteilungen)
- Verhaltensvergleich (zum Beispiel Videoaufzeichnungen vor und nach bestimmten Maßnahmen)
- Fragebogenaktion.
Im Rahmen dieses Beitrags werden Fragebogenaktionen vorgestellt. Die Fragebögen können sich an Kurs-, Trainingsteilnehmer sowie Mitglieder von Vereinen richten. Ziel ist es, Informationen über Erfolg, Qualität, Transparenz und Leistungen von Maßnahmen beziehungsweise zum Gesamtverein zu gewinnen.
Die Teilnahme kann grundsätzlich in Form einer Onlinebefragung oder in Papierform (Formulare) sowie in Kombination der beiden Möglichkeiten erfolgen. Da davon auszugehen ist, dass es Mitglieder gibt, die mit Onlinebefragung Probleme haben, empfehlen wir die Papierform in keinem Fall außen vor zu lassen.
2.2 Ziel einer Evaluation
Das Ziel einer Evaluation lässt sich kurz mit Erfolgskontrolle und Informationsgewinn umschreiben. Erfolgskontrolle, die in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel in Hochschulen oder in großen Wirtschaftsunternehmen selbstverständlich ist, führt in vielen Vereinen häufig ein Schattendasein. Dabei gibt es ganz simple Möglichkeiten, Erfolgskontrollen auch im Vereinsumfeld durchzuführen.
Eine Evaluation als solche setzt eine klare Zielvorgabe voraus. Das heißt, der Erfolg ist im Vorfeld zu definieren. Je nach dem zu evaluierenden Objekt können die Ziele dabei völlig unterschiedlich aussehen. Für einen Klarinettenkurs kann das Ziel lauten, d...