Zusammenfassung

Die meisten Verantwortlichen in Vereinen kennen das Problem: Die Kasse ist leer; gleichzeitig sind dringend Anschaffungen notwendig. Wer ein Darlehen bei einer Bank beantragt, muss – für den Fall, dass es überhaupt bewilligt wird – künftig Zins- und Tilgungsleistungen aufbringen. Wer Glück hat, erhält Spenden, oder es findet sich ein finanzkräftiger Sponsor. Ansonsten bleibt nur ein Appell an die Mitglieder, den Verein freiwillig zu unterstützen oder die Umsetzung unattraktiver Maßnahmen, die möglicherweise Kündigungen nach sich zieht. Und das kann man in Zeiten knapper Kassen gar nicht gebrauchen.

 

Die 6 häufigsten Fallen

1. Sinkende Beitragseinnahmen

Schwindende Mitgliederzahlen führen häufig dazu, dass sich die Summe der Beiträge verringert.

2. Nachlassendes Ehrenamtsengagement

Immer weniger Mitglieder sind bereit, sich aktiv in den Verein einzubringen. Die Folge: Es werden weniger Veranstaltungen durchgeführt. Das wiederum führt zu Einnahmeausfällen im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren.

3. Teufelskreis

Aufgrund des nachlassenden Engagements der Mitglieder können immer weniger Arbeiten, zum Beispiel die Pflege der Vereinsanlagen, in Eigenleistung durchgeführt werden. Die Aufträge gehen an Unternehmen, dadurch erhöhen sich bei sinkenden Einnahmen gleichzeitig die Kosten.

4. Unbewilligte Darlehen

Die Anforderungen bei der Bewilligung von Krediten werden immer höher. Immer öfter werden Darlehen daher abgelehnt.

5. Zins- und Tilgungsleistungen

Wegen der sinkenden Einnahmen wird es immer schwieriger, den Kapitaldienst für bereits bestehende Kredite zu leisten.

6. Unvorhersehbare Ausgaben

Ausgaben, die sich durch ungeplante Ersatzinvestitionen oder unvorhersehbare größere Instandhaltungsmaßnahmen ergeben, reißen ein Loch in die Kasse.

1 Aus der Praxis

Ein Tennisverein in Ostdeutschland muss dringend die Sanitäranlagen des vereinseigenen Clubhauses reparieren. Ein Wasserrohrbruch verhindert das uneingeschränkte Benutzen von Duschen und WCs. Die Verantwortlichen haben für solche Situationen leider keine finanziellen Mittel eingeplant. Da die vorhandenen Gelder gerade so zum "Überleben" reichen, steht ein Bankdarlehen zur Diskussion. Man ist sich im Vorstand schnell einig: Die damit verbundenen Raten sind nur schwer zu stemmen. Der Geschäftsführer des Vereins erklärt sich bereit, die Beiträge für seine Familie für die kommenden fünf Jahre zinsfrei im Voraus zu zahlen. So kommen immerhin rund 3.000 Euro zusammen, die aber den Finanzierungsbedarf bei Weitem nicht abdecken. Die Vorstandskollegen können sich so einen freiwilligen Vorschuss nicht leisten. Nun will der Geschäftsführer versuchen, weitere Mitglieder zu kostenlosen Darlehen zu bewegen. Die Vorstandskollegen sind skeptisch.

2 Knappe Kassen

In Sachen Finanzen ist eine gute Planung das Maß aller Dinge. Ohne finanzielle Mittel läuft nichts, egal wie gut der Verein ansonsten organisiert ist oder wie leistungsstark die Mitglieder und Aktiven sind. Zwar ist das leichter gesagt als getan, aber jeder Verein sollte eine "eiserne Reserve" für Notfälle in der Hinterhand haben.

 
Praxis-Tipp

Um Liquiditätsengpässen vorzubeugen, empfehlen wir das Liquiditätsplanungstool

Manchmal sind es auch ganz einfache Dinge, die die Liquidität in der Vereinskasse besser aussehen lassen. Diese Maßnahmen wirken sich kurzfristig positiv auf die finanzielle Lage aus:

  • Mitgliedsbeiträge pünktlich einziehen bzw. überfällige Beiträge anmahnen
  • Ausgangsrechnungen pünktlich ausstellen und bei Zahlungsverzug umgehend anmahnen
  • Gebühren für Kurse und Ähnliches im Voraus abrechnen
  • Für Leistungen, zum Beispiel von Übungsleitern, nicht in Vorkasse treten
  • Mit Lieferanten Ratenzahlungen vereinbaren
  • Veranstaltungen organisieren, die zu Einnahmen führen
  • Falls vorhanden: Auflösen von Geldanlagen
  • Aufnahme eines Bankdarlehens
  • Mitglieder um zinsfreie Darlehen bzw. Vorauszahlungen von Beiträgen bitten
  • Sonderbeiträge bzw. Umlagen erheben
  • Falls möglich: Potenzielle Geldgeber um Spenden bitten
  • Sparmaßnahmen: alle Ausgaben, die nicht zwingend notwendig sind, umgehend streichen (Beispiel: Der Gärtner kommt nicht mehr jede Woche, sondern nur noch jede zweite.)
  • Gläubiger um Zahlungsaufschub bitten
  • Spendenaufruf bei Mitgliedern, Freunden und Förderern des Vereins
  • Nutzen von Crowdfunding, einer relativ neuen Form der Spendensammlung

Schön wäre es, wenn die Mitglieder Verständnis zeigen und dem Verein freiwillig unter die Arme greifen. Wenn bei einem Mitgliedsbeitrag von 200 Euro jährlich 50 Mitglieder bereit sind, diesen zinsfrei vorzuschießen, kommt schon ein nettes Sümmchen von 10.000 Euro zusammen. Das reicht oft aus, um das eine oder andere Loch zu stopfen. Ob diese Lösung möglich ist, hängt stark von der Struktur des Vereins ab. In einem Golfclub mit zahlreichen finanzkräftigen Mitgliedern sind die Chancen natürlich größer als bei einem Fußballverein, der in erster Linie jugendliche Mitglieder hat.

Übrigens: Bei Mitgliedern sehr unbeliebt ist der Sonderbeitrag, gern auch Umlage genannt. Im Ernstfall sollte genau geprüft werden, ob das überhaupt zulässig ist...

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