Zusammenfassung
Vereinsmitgliedschaft ist eine Phase im Lebenslauf, mal kürzer, mal länger. Es können Altersgruppen unterschieden werden, die je nach ihren Lebenserfahrungen verschiedene Prägungen erfahren haben, die ihre Vorstellung von Lebensgestaltung formen. Von den Veteranen (Geburtsjahrgänge 1922 bis 1943) reicht dies bis zur Generation α (Alpha; geboren 2011 und später). Mit diesen Generationen verändern sich auch die Einstellungen zum Leben und damit die Bereitschaft zur Beteiligung an Vereinen als Organisationsform und an freiwilligem Engagement. Besonders wirksam ist die aufgekommene Individualisierung, mit der auf die Unterschiedlichkeit der persönlichen Lebenskonzepte hingewiesen wird. Das Verständnis für das Thema Digitalisierung, wie der Umgang mit modernen Kommunikationsmedien, ist ein zweiter wesentlicher Aspekt. Nicht umsonst werden die jüngeren Generationen auch als Digital Natives bezeichnet.
Letztlich gilt es, die unterschiedlichen Perspektiven im Licht der Zielsetzungen des eigenen Vereins und der daraus resultierenden Zielgruppen des Vereins genauer zu betrachten und dies bei der Ansprache von Mitgliedern oder potenziellen Mitarbeitern zu berücksichtigen und nach Möglichkeit einzubinden.
Die 3 häufigsten Fallen
1. "Das haben wir schon immer so gemacht"
Veränderung im Verein als Fremdwort zu betrachten ist gefährlich. Die Erwartungen und Lebensbedingungen von Mitgliedern und Mitarbeitern verändern sich über die Zeit. Diesen veränderten Bedürfnissen gilt es zu folgen, sonst wird es schwierig, neue Mitglieder zu gewinnen und bisherige Mitglieder wenden sich ab.
2. Ältere Funktionäre machen Konzepte für junge Menschen
Nicht jeder ältere Mensch ist in der Lage, sich in die Denkweise jüngerer Generationen zu versetzen. Um Interessen anderer Altersgruppen abzuschätzen und die Vereinsangebote darauf abzustimmen, muss man sich hineinversetzen können. Gelingt dies nicht, sondern ist eher die eigene Jugend Grundlage der Vereinsentwicklung, dann gehen Realität und Vereinspraxis auseinander. Die Unattraktivität des Vereins für jüngere Mitglieder nimmt zu.
3. Missachtung neuer Technologien für Vereinsleben und Vereinsengagement
Mit der sogenannten Digitalisierung sind auch vielfältige heute schon zum Alltag gehörige Technologien verbunden, allen voran das Smartphone. Für Kommunikation, Datenübertragung und vieles mehr. Im Zuge der bisherigen Corona-Erfahrungen (Mitte 2022) hat sich der Effekt verstärkt. Wird die Erwartung missachtet, dass dies für viele Menschen mittlerweile eine Selbstverständlichkeit für Informations- und Organisationsfragen ist, steht es schlecht um die Akzeptanz des Vereins.
1 Mitgliederorientierung im Vordergrund
Ein Verein, egal in welchem Themenfeld, beruht auf dem Engagement seiner Mitglieder. Entweder für die Interessenverwirklichung der eigenen Mitglieder oder zur Erfüllung einer sozialen Aufgabe durch die Vereinsmitglieder. Immer stehen die Mitglieder im Vordergrund, zumal sie meist auch den größten Teil der Vereinsarbeit abdecken, sei es in Wahlämtern oder als freiwillig Engagierte mit mehr oder weniger großem zeitlichen Einsatz.
Diese Mitglieder sind Menschen mit ihren persönlichen Lebensläufen, Wünschen und Erwartungen. Da Vereinsmitgliedschaft nicht unter Zwang erfolgt, sondern freiwillig ist, erfolgt die Entscheidung vor dem Hintergrund der persönlichen Lebensgestaltung. Diese Lebensgestaltung unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und hängt auch mit der jeweiligen Lebensphase (z. B. Schule, Berufstätigkeit, Familiengründung, Alter) zusammen. Darauf muss sich ein Verein einstellen, um seine Zielgruppen erfolgreich ansprechen zu können.
Vereinsmitgliedschaft ist eine persönliche Entscheidung, sie hängt von der Einschätzung ab, welchen Nutzen sie für die eigene Lebensgestaltung haben kann. Vereinsmitgliedschaft ist kein Muss!
1.1 Vereinsmitgliedschaft im Lebenslauf
Vereinsmitgliedschaft fällt nicht vom Himmel, die Bereitschaft entwickelt sich im Laufe der Lebenszeit im Verbund mit Erfahrungen und gesellschaftlichen Werten und Normen. Dies ist in der folgenden Abbildung skizziert.
Abbildung 1: Vereinsmitgliedschaft und Vereinsengagement im Lebenslauf
Es beginnt im Grunde mit der familiären Sozialisation als Kind. Welche Erfahrungen sammelt das Kind in jungen Jahren zu dem Thema Verein und Vereinsarbeit. Sind die Eltern selbst aktiv oder wie ist ihre Meinung und ihre Bereitschaft, dem Kind den Zugang zu einem oder mehreren Vereinen zu ermöglichen? Ebenfalls wirkt sich aus, inwieweit Kita und Schule das Thema Verein transportieren.
Für manche Themen mag der Vereinseintritt auch später kommen, wenn es beispielsweise um soziale, kulturelle oder politische Themen geht. Eventuell sogar mit der Übernahme einer Aufgabe. Viele Freiwilligenorganisationen versuchen ja auch frühzeitig, Mitglieder in die Arbeit einzubinden.
Häufig ist die persönliche Ansprache durch nahestehende Personen ein Auslöser für die Vereinsteilnahme. Neben dem Einfluss der direkten Bezugspersonen wie Familie, Freunde und Arbeitskollegen spielt aber auch das gesamtgesellschaftliche Ansehen von Verein und Ver...