Zusammenfassung
Viele Vereine haben Nachwuchsprobleme. Schlagzeilen wie "Vereinsvorstände klagen über Nachwuchsmangel" oder "Vereine kämpfen gegen Nachwuchsflaute" liest man häufig. Das war bereits vor der Corona-Pandemie der Fall und die meisten Vereine sind sich der Problematik durchaus bewusst. Wenn es auf Dauer nicht gelingt, Kinder und Jugendliche für den Vereinseintritt zu gewinnen, ist der Fortbestand des Vereins gefährdet. Nach den Shut- und Lockdowns wird das Vereinsleben wieder anziehen. Das könnte ein guter Zeitpunkt sein, sich aktiv um Kinder und Jugendliche zu bemühen. Dieser Beitrag zeigt Lösungsansätze auf, damit der Nachwuchsmangel nicht zum Aussterben der Vereine führt.
Die 4 häufigsten Fallen
1. Auswirkungen auf das Ehrenamt
Weniger Nachwuchs bedeutet weniger Ehrenamtliche. Zudem engagieren sich Eltern zum Teil ehrenamtlich in Vereinen, in denen ihre Kinder aktiv sind. Fehlt der Nachwuchs, wird die Luft im Segment der Ehrenamtlichen ebenfalls dünn.
2. Knappe Zeitfenster
Die Tendenz zur Ganztagsschule schränkt Kinder und Jugendliche zeitlich ein. Viele wollen sich nicht zusätzlich an feste Trainings- oder Übungszeiten binden.
3. Kosten
Oft können sich Eltern die Mitgliedsbeiträge für die Kinder und Jugendlichen nicht leisten. Aufgrund der Corona-Pandemie steigt die Geldnot in vielen Familien.
4. Konkurrenz zu anderen Freizeitangeboten
Wo das Geld keine oder lediglich eine untergeordnete Rolle spielt, ist man oft bereit, ein Vielfaches eines Vereinsbeitrages auszugeben, da man auf diese Weise Verpflichtungen, die das Vereinsleben mit sich bringt, entgeht. Entsprechend müssen sich Vereine beispielsweise gegen Fitnessstudios oder private Musikschulen durchsetzen. Insbesondere Fitnesszentren werden vielfach attraktiver wahrgenommen als kalte Sporthallen.
1 Aus der Praxis
Auf der Homepage äußern sich die Verantwortlichen der Schillerschule (Bretten) wie folgt: „Die neuen Entwicklungen hin zu Ganztagsschulen führen dazu, dass Kinder weniger Freizeit haben und die Sportvereine von einem Rückgang jüngerer Mitglieder bedroht sind. Dadurch wird eine enge Kooperation immer wichtiger. […] Daher ist es uns sehr wichtig, ortsansässige Sportvereine mit ins Boot zu holen. Wir bieten ein wechselndes Angebot und sind immer offen für neue Kooperationen. Derzeit finden folgende Sportarten mit externen Trainern statt:
Handball […]
Tennis […]”.
(Quelle: https://www.schillerschule-bretten.de/website/de/werkrealschule/kooperation-schule-verein)
"Sportvereine, Kitas und Schulen stehen heute vor großen demografischen Herausforderungen. Ein Lösungsansatz für Sportvereine kann dabei die Kooperation mit Schulen, wie zum Beispiel Ganztagsschulen und Kindertageseinrichtungen, wie beispielsweise anerkannte Bewegungskindergärten, sein. Durch die Zusammenarbeit der Institutionen können die beiderseitigen Ressourcen optimal genutzt werden. Die Synergieeffekte werden sich positiv sowohl auf die Kooperation als auch auf die Arbeit der einzelnen Partner auswirken." heißt es im Webangebot des KSB Hochsauerlandkreis (https://www.hochsauerlandsport.de/themen/nrw-bewegt-seine-kinder/kooperation-schule-verein).
"Der Kooperationsgedanke hat im BDB einen hohen Stellenwert. Durch ihre hohe Präsenz im ländlichen Raum sind Musikvereine als Kooperationspartner für Schulen geradezu prädestiniert. Mit Kooperationen stärken Musikvereine nicht nur ihre Nachwuchsarbeit, sondern übernehmen vielerorts wichtige Aufgaben der musikalischen Bildung. Kooperationen sind deshalb eine lohnende Sache für beide Partner – ob auf Dauer oder nur für einzelne Projekte. Und finanziell gefördert werden sie auch…" schreibt der Bund Deutscher Blasmusiker e. V. (BDB) auf seiner Webseite (https://www.blasmusikverbaende.de/bdb-ev/verband-verein/wissen/kooperation-schule-verein/).
2 Hintergrund
Dass der Nachwuchs fehlt, ist nicht nur ein "Empfinden" der Vereine, vielmehr ist dieser Umstand belegt. Das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, kurz WZB, erforscht grundlegende gesellschaftliche Fragen, so auch zum gesellschaftlichen Engagement junger Menschen in gemeinnützigen Organisationen. Bereits im Jahre 2012 wurde hierzu die Studie "Der Nachwuchs macht sich rar" veröffentlicht. Danach klagen rund 60 % der Vereine über zu wenig Mitglieder und Engagierte zwischen 14 und 30 Jahren. In 20 % der Vereine fehle es gänzlich an der Präsenz junger Mitglieder. Die Studie bestätigt ungünstige Prognosen von Vereinen, nach denen eine mangelnde Besetzung von ehrenamtlichen Gremien befürchtet wird. Aber nicht überall sieht es düster aus, vielmehr gibt es einen Lichtblick: Etwa 40 % der Vereine sind in der Lage, Nachwuchs zu gewinnen, überwiegend aus dem Bereich Sport sowie im ländlichen Raum. Letzteres wird in erster Linie darauf zurückgeführt, dass hier die Vereinsarbeit weniger stark mit anderen Freizeitaktivitäten konkurriert (Quelle: https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/der-nachwuchs-macht-sich-rar).
Weniger Mitglieder bedeuten Einbußen bei den Mitgliedsbeiträgen. Angebote müssen gestrichen beziehungsweise reduziert wer...