Zusammenfassung
Wer kennt sie nicht, die TÜV-Plakette für das Auto, sie ist ein Zertifikat, eine Bescheinigung. Die Plakette und der Stempel im Fahrzeugschein bestätigen, dass das Auto mit seinen Komponenten zum Zeitpunkt der Prüfung den geforderten Merkmalen und Grenzwerten entsprach, nicht mehr und nicht weniger. Ein solches Zertifikat wird durch ein Symbol nach außen kenntlich gemacht und die Gültigkeit beschränkt sich auf einen bestimmten Zeitraum. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Zertifikaten, auch für Vereine, zum Beispiel kann ein Zertifikat
- als Bestätigung der eigenen Leistungsfähigkeit und -qualität aufgefasst werden,
- die Leistungsfähigkeit des Vereins im Zuge der Werbung nach außen signalisieren,
- die Mitarbeiter in ihrem Handeln bestätigen,
- die Beschaffung von Finanzmitteln und anderen Ressourcen unterstützen, wenn eine Förderung an entsprechende Bedingungen geknüpft ist oder es als Qualitätszeichen für die Vereinsarbeit akzeptiert wird,
- ein Anstoß für Entwicklungsprozesse im eigenen Verein sein, an dessen Ende als Belohnung das Zertifikat steht.
Die 4 häufigsten Fallen
1. Der Aufwand für die Zertifizierung wird falsch eingeschätzt
Alle Vorstandsmitglieder sind sich einig, diese Zertifizierung soll es sein. Man stürzt sich in die Arbeit, ohne das Projekt vorher gründlich ausgearbeitet zu haben. Immer neue Aufgaben kommen auf die Vereinsmitarbeiter:innen zu, zudem muss mehr Geld eingesetzt werden als geplant. Die Unzufriedenheit im Verein wächst und die Zertifizierung rückt in weite Ferne.
2. Der Standard bei der Vereinsarbeit kann auf Dauer nicht gehalten werden
Mit viel Engagement wird eine Zertifizierung der Vereinsarbeit erreicht, die Freude ist groß. Doch schon bald fallen alle in ihren normalen Trott zurück und Außenstehende können leicht erkennen, dass die Realität im Verein und das nach außen kommunizierte Bild von der Qualität der Arbeit nicht übereinstimmen.
3. Das Zertifikat ist an eine Person gebunden
Das neue Vereinsangebot erfordert einen genau dafür ausgebildeten Mitarbeitenden. Der Verein kann einen Interessenten gewinnen, für den die Zusatzausbildung finanziert wird. Kurz nach dem Ende seiner Ausbildung kündigt der Mitarbeiter, damit ist die Zertifizierung des neuen Angebots insgesamt gefährdet.
4. Für die Mitglieder und Partner des Vereins ist das Zertifikat uninteressant
Mit einigem Aufwand hat sich der Verein auf Anregung eines Vorstandsmitglieds eine Auszeichnung in Form eines Zertifikats erarbeitet. Doch schon kurze Zeit später tritt Ernüchterung ein. Die Nutzer:innen der Vereinsangebote interessiert das Zertifikat nicht, sie achten auf andere Dinge.
1 Was ist vor einer Zertifizierung zu bedenken?
Hat ein Verein entschieden, dass er sich um ein Zertifikat bemühen will, ist zu beachten, dass damit in der Regel Kosten und Arbeit verbunden sind. Deshalb sollte er sorgfältig abwägen, ob es für ihn sinnvoll ist, sich um das angestrebte Zertifikat zu bemühen. Es gibt auch Bereiche, in denen sich die Frage gar nicht stellt, ob ein Zertifikat erstrebenswert ist oder nicht. Beispielsweise kann es sein, dass ein Zertifikat notwendig ist, um öffentlicher Gelder in Anspruch zu nehmen oder mit anderen Organisationen, etwa mit Krankenkassen, zusammenzuarbeiten.
Nutzen und Arbeitsaufwand frühzeitig in den Blick nehmen!
Ist eine Zertifizierung nicht verpflichtend von einem Partner des Vereins vorgeschrieben, sind drei Fragen zu beantworten:
- Was bringt die Zertifizierung (nach innen: Mitglieder; nach außen: Partner des Vereins)?
- Welcher Aufwand muss betrieben werden, um die Zertifizierung zu bekommen?
- Lohnt sich der Einsatz mit Blick auf die Zukunft des Vereins?
Wichtiges Signal für die Akzeptanz einer Zertifizierung in der Öffentlichkeit ist die Bekanntheit bzw. Glaubwürdigkeit der Zertifizierungseinrichtung. Schaut man sich heute in verschiedenen Lebensbereichen um, so kann man den Eindruck gewinnen, es wimmelt von Zertifikaten. Umso wichtiger sind die Bekanntheit und Aussagekraft.
Schließlich will der Verein mit dem Gütesiegel auch nach außen auftreten sowie die Bekanntheit und das Ansehen der Zertifizierungseinrichtung für eigene Zwecke nutzen. Meist darf der Verein nämlich das Kennzeichen der Zertifizierungsstelle (Siegel) für die Vereinswerbung verwenden. Je nach Zielrichtung der Zertifizierung kann dies in Hinblick auf spezielle Fachkreise wie Geschäftspartner hilfreich oder auf die breite Öffentlichkeit ausgerichtet sein. Aber Achtung: Die Gültigkeit eines Zertifikates wird meist zeitlich begrenzt sein, dann wird eine Neuausstellung mit den dazugehörigen Arbeiten erforderlich.
Werbung mit länger abgelaufenen Zertifikaten wirkt unprofessionell.
Darum gilt: Es nützt wenig, wenn ein externer Betrachter
- das Gütesiegel und die damit verbrieften Kriterien nicht kennt oder
- die Organisation, die das Siegel erteilt hat, in ihrer Bedeutung und Glaubwürdigkeit nicht einschätzen kann.
Die bislang angesprochenen Zertifikate beziehen sich auf den Verein insgesamt. Zudem gibt es solche, die an einzelne Personen vergeben werden, die an einer Spezialausbild...