Zusammenfassung
Ein Dauerbrenner neben dem Thema Finanzen ist in vielen Vereinen Mitgliederschwund. Einige Vereine trifft dieses Problem so hart, dass sie ums Überleben kämpfen. Demografischer Wandel, neue gesellschaftliche Trends, Individualisierung, mangelnde Spontanität sind Gründe, aus denen Mitglieder den Verein verlassen. Durch die Corona-Pandemie wird die Situation nicht einfacher, da Vereine aufgrund von Schutzverordnungen gezwungen sind, ihre Angebote pandemiebedingt zurückzufahren. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Hintergründen und stellt Excel-Lösungen vor, mit deren Hilfe die finanziellen Auswirkungen von Zu- und Abgängen veranschaulicht werden können.
Die 8 häufigsten Fallen
8. Corona
Coronabedingt müssen bzw. mussten Vereine ihre Angebote entweder zurückfahren oder ganz einstellen. Das verärgert die Mitglieder und es kommt zu Austritten. Der eine oder andere stellt fest, dass es auch ohne Verein geht, was den Mitgliederschwund zudem erhöht.
1. Hohe Anforderungen beim Nachwuchs
Das Zusammenspiel Schule/Ausbildung und Vereinsaktivität lässt sich nur mit großem Aufwand vereinbaren. Das ist vielen Kindern und Jugendlichen zu stressig.
2. Ganztagsschule
Durch längere Anwesenheitszeiten in der Schule sind Kinder und Jugendliche weniger flexibel. Nachmittagsangebote können teilweise nicht genutzt werden. In der knappen Freizeit möchte der potenzielle Nachwuchs lieber mit Freunden chillen.
3. Berufstätigkeit der Frauen
Früher blieben junge Mütter zu Hause. Heute sind fast alle berufstätig. Gleichzeitig werden junge Väter heute stärker daheim eingebunden. Zeit für ehrenamtliches Engagement in Vereinen bleibt für diese Gruppe in der Regel kaum.
4. Weniger Ehrenamtliche
Weniger Ehrenamtliche bedeuten gleichzeitig weniger Vereinsangebote. Das hat zur Folge, dass das Vereinswesen für viele Menschen noch unattraktiver wird.
5. Hohes Anspruchsdenken der Mitglieder
Mitglieder fordern flexible Angebote von hoher Qualität zu günstigen Preisen. Das ist für viele Vereine nicht umsetzbar.
6. Leistungsdruck
Für einige Hobbys und für den Sport muss man viel trainieren, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Das zusätzliche Bestreiten von Wettkämpfen und Prüfungen ist bei dem heutigen Druck, dem Schüler und Berufstätige ausgesetzt sind, oft nicht mehr möglich.
7. Konkurrenzangebote
Immer mehr kommerzielle Anbieter, wie beispielsweise Fitnessstudios oder Musik- und Ballettschulen, drängen auf den Markt und machen den Vereinen das Leben zusätzlich schwer.
1 Aus der Praxis
Krisensitzung eines bayrischen Tennisclubs: Anders als gewohnt treffen sich die Vereinsverantwortlichen nicht im Clubheim, sondern haben sich im Rahmen einer Videokonferenz zusammengeschaltet. "Wir haben jetzt bereits seit rund 20 Jahren eine negative Entwicklung bei den Mitgliederzahlen, da wir viele Kündigungen erhalten. Corona hat die Lage zusätzlich verschärft." berichtet der Geschäftsführer. Während es nach dem ersten Lockdown nur vereinzelte Kündigungen gegeben habe, seien die Mitglieder zum Teil nicht mehr bereit, den vollen Mitgliedsbeitrag zu bezahlen. Vereinzelt seien Forderungen an ihn herangetragen worden, Beiträge für 2020 zu erstatten bzw. für 2021 zu reduzieren. Ansonsten wolle man die Mitgliedschaft kündigen. Das Problem: Für den Verein laufen die fixen Kosten weiter, zudem fallen Einnahmen durch Getränkeverkäufe und Eintrittsgelder bei Veranstaltungen weg. In gewisser Weise kann der Geschäftsführer die Mitglieder sogar verstehen. Viele seien in Kurzarbeit, bei einigen Selbstständigen sei der Umsatz komplett weggebrochen. Da werde zuerst am Hobby gespart, das man auf unabsehbare Zeit ohnehin nicht ausüben könne. Viele Eltern verstünden nicht, dass Schulsport erlaubt und Einzeltrainerstunden verboten seien. Da würde oft vergessen, dass die Vorgaben nicht vom Verein kämen. Gemeinsam solle man sich ein Konzept überlegen, wie man Überzeugungsarbeit leisten könne, damit Mitglieder nicht scharenweise abwandern.
2 Allgemeine Hintergründe für Mitgliederschwund
"Im Fitnessstudio bin ich nicht an Zeiten gebunden. Dort kann ich aktiv sein, wann ich will.", erklärt Sonja M. Seit sie berufstätig ist, habe sie sich im Turnverein abgemeldet. Im vergangenen Jahr wurde sie noch für eine 25-jährige Vereinszugehörigkeit ausgezeichnet. Wenn die junge Frau länger arbeiten muss, schafft sie es nicht, die Angebote des Vereins zu nutzen. Das ist im Fitnessstudio anders. Leicht gefallen sei ihr die Kündigung nach so langer Vereinszugehörigkeit allerdings nicht. Aber das hilft dem Verein wenig.
Sonja ist nur eines von zahlreichen Beispielen, warum Menschen Vereine verlassen. Kleinen Vereinen tut jede Kündigung in der Regel weh. Sie müssen sich besonders anstrengen, um nicht noch kleiner zu werden oder gar schließen zu müssen. Größere Vereine, die über mehrere Abteilungen verfügen, haben es zwar leichter, müssen aber in der Regel auch um Mitglieder kämpfen. Die Entwicklung der Mitgliederzahlen in Sonjas ehemaligem Verein zeigt Abbildung 1.
Abb. 1: Beispiel einer Entwicklung der Mitgliederzahlen unterschiedlicher Altersgruppen
Vereine müssen heute kreativ sein,...