Mit dem Wandel der Arbeitswelt bzw. "Arbeit 4.0" haben sich auch die Arbeitsbedingungen und -formen grundlegend geändert. Parallel schreiten demografische Entwicklungen weiter voran, die sich durch zunehmend ältere Belegschaften kennzeichnen. Dies hat Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit jedes Einzelnen. Durch gesteigerte Mobilität und Flexibilität (zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten bzw. Remote Work) schwinden die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben. Es ist wichtig, Mitarbeiter einerseits in Bewegung zu halten und andererseits Balance und Sicherheit zu geben. Nicht immer gelingt dieser Spagat, was sich auch an den Entwicklungen des Krankenstandes ablesen lässt. Zwar ist die Arbeitswelt nicht allein für Krankenstände verantwortlich, es lassen sich aber durchaus Ursachen für die Entstehung von Erkrankungen finden. Organisationen stehen zunehmend vor der Herausforderung, Lösungen für die Verringerung von krankheitsbedingten Fehlzeiten, zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit bis zur Rente, zum Umgang mit Stress, Burnout sowie psychischen und muskuloskelettalen Erkrankungen zu finden. Daraus ergeben sich 3 wesentliche Handlungsansätze: Die Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, die Optimierung der Kennzahlen (insbesondere der Fehlzeiten) sowie der Erhalt der Ressource Mensch trotz höherer Anforderungen und steigendem Alter der Belegschaft.
Diesen Herausforderungen müssen sich große, mittlere und kleine Unternehmen, Betriebe mit mehreren Standorten, aber auch die öffentlichen Verwaltungen stellen. Demnach sind bei allen Unternehmenstypen vergleichbare Handlungsansätze vorhanden, wobei durchaus spezifische Anforderungen zu beachten und bei der Umsetzung zu berücksichtigen sind.
Vergleichbar mit der Redewendung "Viele Wege führen nach Rom" gibt es auch viele Gestaltungsmöglichkeiten für ein BGM. Den richtigen Weg kann eine Organisation nur selbst finden, da die jeweiligen internen Gegebenheiten, die strategischen Ziele, die Größe und vorhandene Ressourcen berücksichtigt werden müssen. Unabhängig davon sollte dem Aufbau eines erfolgreichen BGM in jedem Fall eine prozessorientierte Vorgehensweise zugrunde liegen. Gängige Managementsysteme (wie z. B. Qualitätsmanagement, Arbeitsschutz- und Umweltmanagement) orientieren sich dabei an dem bekannten Regelkreis von W. A. Shewhart, kurz: PDCA-Zyklus. Dieser sieht vor, Maßnahmen zu planen (Plan), diese nach der Umsetzung (Do) zu bewerten und auf deren Wirksamkeit hin zu überprüfen (Check), sodass weitere Maßnahmen entsprechend angepasst und ggf. modifiziert werden können (Act).
Weitere Leitlinien und Normen, Checklisten und Leitfäden, die in der Praxis für die Gestaltung eines erfolgreichen BGM herangezogen werden können, finden sich unter:
- Luxemburger Deklaration,
- Qualitätskriterien für Betriebliche Gesundheitsförderung des Europäischen Netzwerkes (ENWHP),
- Leitfaden Prävention des GKV-Spitzenverbandes (GKV 2020),
- Qualitätskriterien "Gesundheit im Betrieb" der DGUV,
- DIN ISO 45001 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit" (SGA).
Die nachfolgenden Ausführungen stellen die Besonderheiten und Herausforderungen eines BGM in der öffentlichen Verwaltung dar.