Zusammenfassung
Der demografische Wandel führt neben der Veränderung der Altersstruktur auch zu neuen Ansprüchen und Vorstellungen der Beschäftigten im Arbeitsleben und bereits in einigen Branchen zu einer Fachkräftelücke im Arbeitsmarkt. Durch die zunehmende Digitalisierung, Vernetzung und Flexibilisierung entstehen neue Arbeitsformen, tituliert als Arbeitswelt 4.0. Die Präsenz der als Digital Natives bezeichneten Generationen Y und Z, der Fachkräftemangel und die veränderten Wertvorstellungen stellen Herausforderungen an Unternehmen und die Arbeitsmarktpolitik. Zur Steuerung der daraus resultierenden personalwirtschaftlichen Risiken verstärken immer mehr Unternehmen ihre Bemühungen durch den Aufbau eines BGM.
1 Fachkräftemangel und Altersstruktur in Deutschland
In Deutschland lebten 2023 etwa 45,78 Mio. Menschen, die im In- oder Ausland einer Erwerbstätigkeit nachgingen. Zwar gibt es laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz in Deutschland derzeit keinen flächendeckenden Fachkräftemangel, jedoch können schon heute in bestimmten Regionen und Branchen offene Stellen nicht mit geeigneten Fachkräften besetzt werden. Dazu zählen vor allem die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) sowie der Gesundheitsbereich.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fasst 4 Zahlen zum demografischen Wandel und zu Fachkräfteengpässen zusammen:
- 30–45 % Anstieg des Anteils der über 67-Jährigen von allen Erwerbstätigen zwischen 20 und 67 bis 2034,
- 1/3 weniger Erwerbspersonen bis 2060 (oder bis zu 16 Mio. Personen), wenn Deutschland keine Zuwanderung zulassen würde,
- 352 von 801 Berufsgattungen sind aktuell mit Fachkräfteengpässen konfrontiert,
- 55 % der Unternehmen sehen Fachkräftemangel bereits heute als Risiko.
Altersstruktur in Deutschland
Im Jahr 2019 lebten 83.167.000 Personen in Deutschland. Davon hatten rund 20,06 Mio. Menschen einen Migrationshintergrund. Ende 2019 betrug das Durchschnittsalter der gesamten Bevölkerung in Deutschland 44,5 Jahre (Tab. 1).
Bevölkerung insgesamt |
Deutsche Bevölkerung |
Nichtdeutsche Bevölkerung |
44,5 Jahre |
45,6 Jahre |
36,9 Jahre |
Tab. 1: Durchschnittsalter in Deutschland
Tab. 2 liefert einen Überblick, wie sich der Jugendquotient (Altersgruppe der unter 20-Jährigen, bezogen auf die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen) und der Altenquotient (Altersgruppe der 65-Jährigen und älteren, bezogen auf die Altersgruppe der 20- bis 64-Jährigen) über die letzten Jahrzehnte entwickelt haben. Für die Abgrenzung des erwerbsfähigen Alters wird hier von der Altersspanne von 20 bis 64 Jahren ausgegangen. "Wird der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter die jüngere Bevölkerung – für deren Aufwachsen, Erziehung und Ausbildung gesorgt werden muss – gegenübergestellt, so ergibt sich der Jugendquotient. Wird die Zahl der Personen im Rentenalter, also der potenziellen Empfänger von Leistungen der Rentenversicherung oder anderer Alterssicherungssysteme, auf die Zahl der Personen im Erwerbsalter bezogen, ergibt sich der Altenquotient. Beide Quotienten zusammen addieren sich zum Gesamtquotienten. Dieser zeigt auf, in welchem Ausmaß die mittlere Altersgruppe sowohl für die jüngere als auch für die ältere Bevölkerung, die beide nicht im Erwerbsleben stehen, im weitesten Sinne zu sorgen hat."
Jahr |
Jugendquotient |
Altenquotient |
1950 |
50,8 |
16,3 |
1960 |
47,3 |
19,3 |
1970 |
53,4 |
24,6 |
1980 |
46,3 |
26,9 |
1990 |
34,2 |
23,6 |
2000 |
34,0 |
26,8 |
2010 |
30,3 |
33,8 |
2018 |
30,7 |
35,9 |
2019 |
30,8 |
36,4 |
Tab. 2: Entwicklung der Altersstruktur
2 Erwartungen von Arbeitnehmern
Die CreditPlus Bank AG führte 2015 eine Umfrage mit 805 Bundesbürgern ab 18 Jahren zu Faktoren durch, für die die Deutschen am ehesten den Job wechseln würden. Dabei erwarten 58 % der Berufstätigen und Arbeitssuchenden von einem neuen Job vor allem ein gutes Betriebsklima, 48 % flexib...