In den oben beschriebenen Arbeitsweisen und Formaten haben der Austausch untereinander, die dadurch entstehende Wissenserweiterung und die Vernetzung miteinander einen grundlegenden Einfluss auf agiles Arbeiten. Daher spielt die vernetzte Kommunikation eine wesentliche Rolle in der Agilität: Kommunikation wird zum Teil der Wertschöpfungskette. Sie soll Führungskräfte und Mitarbeiter für eine neue Art unternehmensübergreifenden Denkens und Handelns aktivieren und helfen, alte Verhaltensmuster zu überwinden. Gleichzeitig soll damit auch das Bedürfnis nach umfassender und zeitnaher Information befriedigt werden. Zudem drängen mit der sogenannten Generation Y junge Arbeitnehmer in Unternehmen, die hergebrachte Strukturen in Betrieben hinterfragen und bestimmte moderne Formen der Kommunikation über Netzwerke auch bereits gewohnt sind. Vor diesem Hintergrund können kollaborative Kommunikationssysteme sogar zur Attraktivität eines Arbeitgebers beitragen.
Kollaborative Kommunikation bringt eine schnell spürbare kulturelle Veränderung mit sich. Damit soll eine neue Art des Austausches initiiert werden, bei welcher die – persönliche – Beziehung im Vordergrund steht.
Es geht darum, Informationen (Postings) einer Vielzahl von Empfängern (Usern) mitzuteilen und mit diesen sodann zu interagieren. Dabei kann der Empfänger diese Information selbstbestimmt abrufen. Er kann sie bewerten (›liken‹) und er kann sich in einen aktiven Austausch begeben, die Information also kommentieren bzw. an andere User weiterleiten oder mitteilen (›sharen‹). Dabei stehen im günstigen Fall verschiedene Kommunikationswege zur Verfügung, z. B. Sprach- und Videokommunikation oder Bilder und Fotos. Die Nutzer konsumieren also nicht nur Inhalte, sondern sie gestalten sie mit. Es ist das gleiche Prinzip wie bei den aktuellen Sozialen Netzwerken Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest, XING oder auch Softwareplattformen wie Slack etc., jedoch mit dem Unterschied, dass dieser Austausch insbesondere im eigenen Unternehmen stattfindet. Dass der Austausch über Soziale Plattformen weiter auf dem Vormarsch ist, belegen die Ergebnisse des jüngsten Digital Reports:
Zitat
›Die Nutzung von Social Media nimmt weiterhin rasant zu und die Anzahl der Nutzer, welche die bekanntesten Plattformen in ihren Ländern nutzen, ist in den letzten 12 Monaten täglich um fast 1 Million neuer Nutzer gestiegen. Mehr als 3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt nutzen soziale Medien monatlich, wobei 9 von 10 Nutzern auf ihre ausgewählten Plattformen über mobile Geräte zugreifen. (...) 4.021 Milliarden Internetnutzer gibt es in 2018, mit einer jährlichen Steigerung von 7 Prozent; 3.196 Milliarden Social Media Nutzer gibt es in 2018, mit einer jährlichen Steigerung von 13 Prozent; 5.135 Milliarden Nutzer von mobilen Geräten gibt es in 2018, mit einer jährlichen Steigerung von 4 Prozent.‹
Im Digitalindex 2018/19 ist zum Nutzungsverhalten von sozialen Medien ebenfalls ermittelt worden, dass ›soziale Medien (...) immer verbreiteter in der deutschen Bevölkerung (sind). Am meisten nutzen sie die 14–29-Jährigen, Berufstätige mit Bürojob und höher Gebildete. Zwei Drittel der Deutschen sind in sozialen Medien aktiv. Mit Abstand am weitesten verbreitet ist WhatsApp, das auch die älteren Generationen zunehmend für sich entdecken. Selbst bei den über 65-Jährigen nutzen es 20 Prozent. Facebook ist bei 41 Prozent der Deutschen im Einsatz, YouTube nutzt jeder Dritte. Die beruflichen Netzwerke Xing und LinkedIn erreichen nur einen Bruchteil der Bevölkerung und sind – falls überhaupt – nur bei Personen mit Bürojob verbreitet.
Letztendlich bildet sich durch kollaborative Kommunikation in Unternehmen ab, was im ›normalen‹ Alltag außerhalb des Berufes auf sogenannten Social Media Kanälen erlebt wird.‹
Agile Unternehmen fördern diesen interaktiven Austausch z. B. durch eine ›kollaborative Plattform.‹ Damit sind die geteilten Inhalte sofort für alle oder für den benannten Empfängerkreis im Unternehmen transparent. Falls die Plattform auch den Zugriff von Externen ermöglicht und zulässt, sogar auch für diese.
Diese ›kollaborative‹ Kommunikation sollte authentisch sein, schnell und auch individuell gestaltbar. Damit das so gut funktionieren kann, greifen hier strukturelle und kulturelle Faktoren: Je weniger hierarchische Abläufe und Aufbauten in einem Unternehmen existieren, desto einfacher gelingt es, cross-funktionale Kommunikationsgruppen zu bilden, die sich eigenständig austauschen und zusammenarbeiten. Je vertrauensvoller und offener der Umgang untereinander, desto ›privater‹ zeigen sich Mitarbeiter in ihren Beiträgen. Alleine eine Plattform bereitzustellen, schafft noch keine kollaborative Kommunikation. Es braucht hier das Zusammenspiel von Organisation, Arbeitsweisen und kulturellem Umfeld und auch einer genauen Erklärung, warum ein Unternehmen dies einführt. Es geht ggf. um eine starke kulturelle Veränderung, die von der Geschäftsführung und wichtigen S...