Die Netzwerkorganisation ist eine Form der Aufbauorganisation aus der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre. Wie bei allen Organisationsformen ist sie eine Möglichkeit, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in einem betrieblichen Gefüge zu verteilen. Eine Netzwerkorganisation zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder weitestgehend autonom handeln und durch gemeinsame Ziele langfristig miteinander verbunden sind. Hierdurch wird koordiniert zusammengearbeitet. Mit einer Netzwerkorganisation sollen stabile, kooperative und komplexe Beziehungen zwischen den beteiligten Partnern ermöglicht werden.
Abb. 11: Netzwerkorganisation (Grafik: Redmann 2019)
Warum ist ein Netzwerk wichtig? Wenn Sie sich hier noch einmal die Definition eines agilen Unternehmens vor Augen führen, dann ist ein wesentlicher Faktor, dass Veränderungen in der Umwelt frühzeitig antizipiert und erkannt werden. Um Veränderungen ›im Außen‹ wahrnehmen zu können, ist ein kontinuierlicher Austausch eines Unternehmens mit der Umwelt erforderlich. Dies erfolgt einfacher und schneller in und mit Netzwerken.
Agile Organisationen verfügen meistens über sogenannte cross-funktionale Teams, die je nach Aufgabe und Projekt immer wieder in neuen Konstellationen miteinander verschmelzen. Entscheidungsprozesse und Abläufe können damit enorm verkürzt werden. Agiles Arbeiten in einer Netzwerkorganisation ermöglicht es, Aufgaben schnell anzupassen, wenn dies von außen – z. B. durch den Kunden oder sich verändernder Märkte – gefordert wird und sinnvoll ist. Oft besteht für die Mitarbeiter die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Rollen und Tätigkeiten zu wechseln. Das reicht unter Umständen bis hin zu Modellen alternierender Führung, in denen Mitarbeiter durchaus Führungsverantwortung übernehmen und dann wieder nicht. Damit sind Tätigkeiten von Mitarbeitern nicht starr ausgelegt, sondern möglichst breit aufgestellt. Mitarbeiter erhalten die Chance, ›jederzeit und überall‹ ihren Einsatz und Beitrag leisten zu können. Auf diese Weise können sich Unternehmen oder einzelne Betriebsteile schnell und aufgabenorientiert mit der eigenen Organisation – immer wieder neu – an Veränderungen ausrichten und auch aufstellen.
Eine solche Netzwerkorganisation hat noch einen weiteren Vorteil: Durch den kontinuierlichen, vereinfachten Austausch miteinander kann Wissen viel schneller geteilt und durch eine systematische Gestaltung in den Mittelpunkt gerückt werden. Viele Mitarbeiter können somit zeitnah einheitliche Informationen und Kenntnisse erhalten. Das kann sich auf herangetragenes Wissen als auch auf eigene Stärken und Kompetenzen innerhalb des Netzwerkes beziehen. Alle kommunizierten Inhalte werden transparent.
Abb. 12: Wissensaustausch innerhalb und außerhalb von Unternehmen (Grafik: Redmann 2017)
Der Kunde spielt im agilen Umfeld eine zentrale Rolle. Er ist daher oftmals auch Teil der agilen Netzwerkstruktur. Durch eine Vernetzung mit dem Kunden wird sofort eine größere informelle und emotionale Nähe zu ihm hergestellt. Firmen gelingt es so, wesentlich direkter und schneller zu erfahren, was der Kunde wünscht. Eine optimierte Kundenorientierung wird damit schon durch die Organisationsform und den dadurch erzeugten Informationsaustausch ermöglicht. Eine netzwerkbasierte Organisation kann somit Synergien durch den regelmäßigen Kontakt zum anderen schaffen, egal, ob sich dieser innerhalb oder außerhalb der Unternehmensorganisation befindet. Die positiven Folgen sind die Förderung von Kreativität und Innovation.
Ein angestrebter ständiger – vernetzter – Austausch innerhalb des Unternehmens erfordert eine sehr schlanke und anpassungsfähige Ablauf- und Aufbauorganisation. Letzteres lässt sich mit einer traditionellen, einseitigen Top-down-Organisationsform nicht erreichen. In agilen Strukturen finden sich daher selten ausgeprägte Hierarchien. Die Größe eines Unternehmens spielt bei diesen Überlegungen ebenfalls eine wichtige Rolle: Natürlich ist es leichter, beweglicher und flexibler zu sein, je kleiner ein Gefüge ist. Wer kann sich schon einen Tanker vorstellen, der so wendig ist wie ein Segelschiff? Dies ist einer der Gründe, warum einige Großkonzerne darüber nachdenken, ihre Organisationsformen zu verschlanken und sich eher kleinteilig und veränderlicher als ›Schwarmorganisation‹ aufstellen möchten.